Frauenhaus in Freising:Keine Zeit verlieren

Frauenhaus

Plätze im Freisinger Frauenhaus sind rar. Der Landkreis sucht deshalb dringend Immobilien, um betroffene Frauen und ihre Kinder unterzubringen.

(Foto: Sophia Kembowski/dpa)

Um die Kapazitäten möglichst schnell erweitern zu können, entscheidet der zuständige Ausschuss des Kreistags, Räume anzumieten statt selbst zu bauen. Doch ein Neubau könnte später folgen.

Von Peter Becker, Freising

Mieten oder selbst bauen - das sind die beiden Alternativen, welche der Landkreis Freising hat, um die Kapazität des Freisinger Frauenhauses zu erweitern. Der Ausschuss für sozialdemografische und soziale Fragen des Kreistags hat sich an diesem Donnerstag auf die erste Variante geeinigt. Diese ist zeitnah zu erledigen, während der Kauf eines geeigneten Grundstücks sowie der Bau eines eigenen Gebäudes zu lange Zeit in Anspruch nehmen würde. Die Option auf einen Neubau wollen sich einige Kreisräte allerdings nicht verbauen. Sie drängten darauf, die Laufzeit der Mietverträge für die Planung eines neuen Frauenhauses zu nutzen. Landrat Helmut Petz (FW) vertröstete sie auf den Herbst. Dann sei womöglich über das Schicksal der Wohnungsbaugesellschaft entschieden, in deren Zuständigkeit der Neubau fallen könnte.

Die Mietlaufzeit könnte für einen Neubau genutzt werden

Darüber, dass das bestehende Gebäude mit seinem Platz für fünf Frauen und zehn Kinder nicht mehr den Mindestanforderungen eines Frauenhauses genügt, herrscht Konsens unter den Kreisräten. Zumindest ist Linderung der Not in Sicht. Aufgrund der rastlosen Bemühungen der Diakonie als Träger der Einrichtung und von Werner Wagensonner, Leiter der Sozialverwaltung des Landkreises, können wohl vier Wohnungen angemietet werden, in denen Frauen mit ihren Kindern einziehen können. Wagensonner nutzte die Sitzung für einen Appell an Immobilienbesitzer. "Der Landkreis sucht dringend weitere Wohnungen." Die Behörde leitet nun die Anmietung der geeigneten Immobilien in die Wege und bemüht sich um die finanzielle Förderung. Eventuelle Defizite des Trägers Diakonie gleicht der Landkreis aus.

Robert Wäger (Grüne) wollte sich damit allein nicht zufriedengeben. Die Laufzeiten der Mietverträge sollten zur Suche nach einem geeigneten Grundstück genutzt werden. Auf diesem solle der Landkreis ein neues Frauenhaus bauen und dies dann an den Träger vermieten. Marianne Heigl (FW) schloss sich Wäger an. "Das Gebäude ist nicht mehr zumutbar, das Haus ist nicht freundlich." Einen Neubau könne der Landkreis so bauen, wie es erforderlich sei. Martin Pschorr (SPD) ist der Ansicht, dass der Landkreis um einen Neubau nicht herum komme. Wie Wäger forderte er, dies müsse im Zusammenhang mit dem Schicksal der Wohnungsbaugesellschaft mitverhandelt werden.

Petz hoffe, dass die Wohnungsbaugesellschaft auf den Weg gebracht wird

Petz sagte, er hege die Hoffnung, dass die Wohnungsbaugesellschaft auf den Weg gebracht werden könne. Entscheidend bei den Verhandlungen mit den Fraktionen sei dabei aber deren Aufgabenzuschnitt. Darüber gingen die Meinungen derzeit auseinander. Die Entscheidungsfindung darüber wolle er deshalb nicht mit der Frage nach dem Neubau eines Frauenhauses belasten. Diese Aufgabe will er erst "nach der Beantwortung der Schicksalsfrage" der Wohnungsbaugesellschaft in Angriff nehmen.

Den "Fachleuten" wollen es die Kreisräte überlassen, ob das Frauenhaus nach einem offenen oder geschlossenen Schutzkonzept betreut werden solle. Marianne Heigl plädierte für Ersteres. Ein Standort ließe sich kaum geheim halten. Außerdem sei es eine Diskriminierung der Kinder, wenn sie keine Freunde mit nach Hause nehmen dürften.

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