Fotoprojekt:Ausstellung zeigt insektenfreundliche Gärten - und ihre Albträume

Fotoprojekt: Insektenfreundlich sind Steingärten wie auf diesem Foto keinesfalls. Dokumentiert wird das in einer Ausstellung über gelungene und misslungene Gartengestaltung.

Insektenfreundlich sind Steingärten wie auf diesem Foto keinesfalls. Dokumentiert wird das in einer Ausstellung über gelungene und misslungene Gartengestaltung.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Foto-Ausstellung "Tatort Garten - Ödnis oder Oase" des Bund Naturschutz an der Amtsgerichtsgasse zeigt Beispiele für die gelungene und weniger gelungene Gestaltung von privaten und öffentlichen Grünflächen.

Von Alexander Huber

Würde Sigmund Freud seine Theorien zur Psychoanalyse heute noch einmal aufstellen, er würde zur Erforschung der menschlichen Psyche vielleicht nicht die Träume seiner Klienten deuten, sondern das Aussehen ihrer Gärten. Jedenfalls drängt sich einem beim Besuch der Foto-Ausstellung "Tatort Garten - Ödnis oder Oase" des Bund Naturschutz unwillkürlich die Frage auf: Was bringt Menschen dazu, solche Gärten anzulegen?

Passend zum Motto der Freisinger Umwelttage "Insektenvielfalt - Freising blüht auf" sind auf zehn Fotoensembles im Foyer des Verwaltungsgebäudes an der Amtsgerichtsgasse Beispiele für gelungene und weniger gelungene Landschaftsbauten zu sehen. Die Schau wurde von der Bund Naturschutz Ortsgruppe Landshut erstellt und zeigt vor allem Gärten und Grünflächen aus dem benachbarten Landkreis.

Naturbelassene Wiesen vs. graue Asphaltwüsten

In drei der Installationen sind Gärten voller naturbelassener Wiesen, Wildblumen und Bäume zu sehen - echte Insektenparadiese eben. In weiteren sechs Ensembles bietet sich dem Betrachter das gegenteilige Bild: Graue Asphaltwüsten, Kies, Pflaster sowie hohe, undurchblickbare und unbepflanzte Betonwände bestimmen die Szenerie - eine suburbane Insektenhölle. Eine einzelne Bildertafel stellt ein gelungenes Beispiel einer Gartentreppe einem buchstäblichen grauen Treppenwitz gegenüber.

Die Tendenz, so heißt es dabei von den Veranstaltern, sei eindeutig: Weg vom natürlichen, hin zum stylish arrangierten Garten, in dem neben Stein und Beton einzelne grüne Flecken nur noch als dekoratives Element toleriert werden. Tatsächlich: Etwas Grün findet sich auch in den Bildern von Kies, Stein- und Beton Landschaften. Die wenigen Büsche und Sträucher stehen dann meist akkurat zugeschnitten einsam in den dafür vorgesehenen Erdlöchern. Insekten helfe eine solche Bepflanzung nicht wirklich, erklärt Manfred Drobny, Umweltreferent der Stadt Freising: Solche Zierpflanzen seien nämlich meist keine heimischen nektarbildenden Gewächse.

Wer Insekten wirklich helfen will, soll laut Manfred Drobny vor allem auf Vielfalt in seinem Garten achten und heimische Pflanzen aussäen, mit denen die Insekten in der Region etwas anfangen können. Mit der Ausstellung wollen die Macher niemandem vorschreiben, was er mit seinem Garten tun soll, stellt Drobny klar, es gehe darum, auf die Problematik aufmerksam zu machen - Kiesbeete etwa seien "für's Leben verlorener Raum".

"Öde Flächen, ob groß, ob klein, laden nicht zum Verweilen ein"

Süffisant kommentiert werden die Fotos von gereimten Spitzfindigkeiten wie etwa "Länglich eckig, groß und klein: Ob glatt, ob rau. Hauptsache Stein" unter dem Bild einer Fläche mit unterschiedlichen Steinarten, aber nicht einem Quadratzentimeter Grün. Der Vers "Öde Flächen, ob groß, ob klein, laden nicht zum Verweilen ein" unter einem entsprechend betontristen Ensemble bringt dem Betrachter möglicherweise Goethe in den Sinn: Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte die dargebotene Dichtkunst den Dichterfürsten nicht unbedingt zu spontanen Freudensprüngen animiert, die Botschaft hätte dem als Menschen- und Naturfreund geltenden Poeten aber wohl gefallen: Was der Umwelt schadet, schadet auch dem Menschen.

In Freising ist die insektenfreundliche Gestaltung von Grünflächen - zumindest was Flächen im kommunalen Besitz angeht - laut Manfred Drobny mittlerweile auf einem guten Weg. Im Zuständigkeitsbereich der Stadtgärtnerei seien schon einige spezifisch bienenfreundliche Flächen angelegt worden.

In privaten Gärten findet man allerdings auch in der Domstadt immer noch triste graue Flecken: Menschen, die ihr eigenes Grundstück insektenfreundlicher machen wollen, finden in Flyern, die in der Ausstellung ausliegen, Tipps zum Thema. Die Ausstellung ist bis Freitag, 19. Juli, an Werktagen jeweils von 8 bis 12 Uhr sowie an Donnerstagen zusätzlich von 14 bis 17.30 geöffnet. Am Samstag, 13. Juli, werden beim zentralen Umwelttag in Freising besonders insektenfreundliche Gärten prämiert.

Zur SZ-Startseite

SZ-Balkonien
:Echt und wild

Auch die SZ-Redaktion will die Bienen retten und Insekten sowieso. Das Thema hat auch die morgendliche Redaktionskonferenz erreicht. Die Debatte führt zu der Erkenntnis, dass Kellerasseln keine Insekten sind.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: