Süddeutsche Zeitung

Forschungsprojekt am Fraunhofer-Institut:Stillen im Dienst der Wissenschaft

Andrea Büttner untersucht, ob die Aromastoffe von Curry in die Muttermilch übergehen. Für die Studie werden noch Teilnehmerinnen gesucht.

Von Alexandra Vettori, Freising

Stillen für die Wissenschaft und dabei noch 50 Euro verdienen - das können Mütter mit Säuglingen derzeit bei einer Muttermilchstudie an der Technischen Universität in Freising. Untersucht wird in dem Gemeinschaftsprojekt mit dem Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung der Universität Nürnberg-Erlangen, ob die Aromastoffe von Curry in die Muttermilch übergehen. Selbstverständlich ist Curry nicht schädlich für die Babys, es geht nur um die Frage, ob die Muttermilch nach dem Verzehr nach diesem Gewürz riecht oder schmeckt.

"Wir kennen ja alle den Leitsatz, dass Muttermilch nach dem schmeckt, was die Mutter isst", erklärt Andrea Büttner, Professorin für Aromaforschung an der Uni Nürnberg und gleichzeitig stellvertretende Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik in Freising. Die Lebensmitteltechnikerin hat sich auf die Aroma- und Geruchsforschung spezialisiert und leitet die neue Muttermilchstudie.

Schon länger untersuchen die Wissenschaftler, wie die menschliche Milch nach den flüchtigen Aromen verschiedenster Lebensmittel schmeckt. Das Ergebnis: Der Geschmack ist fast immer gleich, nämlich nach Muttermilch. Man habe Stilltee getestet und keinerlei Fenchelgeschmack gefunden - oder Fischöl-Kapseln, "auch hier können wir Entwarnung geben", so Andrea Büttner.

Nur Knoblauch beeinflusst den Milch-Geschmack

Das einzige, was sich in den Testreihen geschmacklich bisher tatsächlich auf die menschliche Milch ausgewirkt hat, war Knoblauch. "Es sind allerdings Stoffwechselprodukte der Mutter, die entstehen, wenn sie Knoblauch isst, also keine ursprünglichen Knoblaucharomen. Man sieht, dass alles wesentlich komplexer ist", erklärt Büttner. Weil Curry - wie Knoblauch - bei reichlichem Verzehr im Körpergeruch wahrnehmbar ist, wollen die Forscher nun dieses Gewürz testen.

Stillende Mütter, die an der Studie teilnehmen möchten, können sich auf einige gemütliche Stunden einstellen, wie Büttner wirbt: "Sie werden hier bekocht und verwöhnt und müssen nur ein wenig Milch opfern." Wie viel, da sei man offen, "wir sind froh um jeden Milliliter". Selbstverständlich dürfen die Babys und auch ältere Geschwister mitgebracht werden, es gebe auch einen stillen Raum, in den sich die Mütter zurück ziehen können. Wie oft eine Frau Milch spenden möchte, bleibt ebenfalls ihr überlassen, manche kommen einmal, manche auch mehrmals.

Voraussetzungen sind, dass die Mütter gesund sind, eine normale Laktation und keine Brustentzündungen haben. Auch sollten sie keine Medikamente einnehmen und keine Unverträglichkeiten gegenüber Reis, Hühnchen, Kurkuma, Ingwer, Chili und natürlich Curry haben und mindestens einen Tag vorher keines der aufgezählten Lebensmittel gegessen haben. Eine bis drei Stunden nach dem Verzehr der Mahlzeit mit Curry werden dann Muttermilch- und Urinproben genommen. Verzehr und die Probenabgabe können auch daheim stattfinden. Das Fraunhoferinstitut stellt dann Milchpumpen und Probegefäße zur Verfügung. Wir sind froh, um jede weitere Mutter, die mitmacht", betont Büttner.

Wer sich für die Teilnahme an der Studie interessiert, kann sich telefonisch an das Institut wenden (0 81 61/49 13 14 oder 3 04).

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3854874
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.02.2018/psc
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.