Folgen der Pandemie:Immer mehr Kinder brauchen Hilfe

Folgen der Pandemie: In der Corona-Pandemie litten immer mehr Kinder und Jugendliche an seelischen Problemen.

In der Corona-Pandemie litten immer mehr Kinder und Jugendliche an seelischen Problemen.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Corona führt zu einem erhöhten Förderbedarf. Die Zunahme der Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen mit seelischen Problemen sei besorgniserregend, heißt es.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Belastungen für Kinder und Familien wachsen, gerade auch durch die Corona-Krise. Der Förderbedarf ist deshalb hoch. Dies schlägt sich auch im Haushalt des Amts für Jugend und Familie für das Jahr 2022 nieder. Allein die Ausgaben für Personal- und Sachkosten steigen um fast zehn Prozent, der Grund sind Neueinstellungen und Tariferhöhungen. Im Etat sind dafür 5,76 Millionen Euro eingeplant, 545 000 Euro mehr als 2021. Auch für die Einführung der elektronischen Akte und eine bessere technische Ausstattung der Arbeitsplätze sind mehr als 200 000 Euro veranschlagt.

Claudia Kubina stellte die Zahlen am Donnerstag den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses vor. Insgesamt sieht der Haushaltsplan für 2022 Ausgaben von 33,46 Millionen Euro vor, dem stehen Einnahmen von acht Millionen gegenüber. Der Nettoaufwand beträgt folglich 25,46 Millionen Euro.

Das sind fast zwei Millionen mehr als im Ansatz für das vergangene Jahr. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 10,73 Millionen Euro. Eine Deckung des erhöhten Aufwands ist über die Kreisumlage möglich, wie es in den Unterlagen zur Sitzung heißt. Die Ausschussmitglieder empfahlen Kreisausschuss und Kreistag einstimmig, den Haushalt des Amts für Jugend und Familie so zu beschließen.

Unklar ist laut Kubina noch, wie sich die Pandemie weiter auswirken wird und in welchem Umfang die Angebote der Behörde wahrgenommen werden können. Die Fallzahlen aber steigen in einigen Bereichen deutlich. Die ambulanten und stationären Eingliederungshilfen für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung werden 2022 um insgesamt 660 000 Euro angehoben. Die Zunahme der Fallzahlen sei besorgniserregend, sagte Gittler-Reichel. Wichtig sei, dass die Betroffenen Hilfe bekämen.

Einige sind nicht mehr beschulbar

Groß ist vor allem die Nachfrage nach Schulbegleitungen, für diesen Bereich sind 2,82 Millionen Euro eingeplant, 2021 waren es 360 000 Euro weniger. Es werde aber immer schwieriger, Schulbegleiter zu finden, sagte Kubina. Es steige sowohl der Bedarf als auch die Schwere der Betreuungsfälle, fügte Schulpsychologe Hans-Joachim Röthlein hinzu. "Wie wissen noch nicht genau, woher das kommt." Es gebe Jugendliche, die seien nicht mehr beschulbar.

Er vermute, dass dies eine Form der Depression sei, erst rasteten sie völlig aus, danach weinten sie, schilderte Röthlein. Die Schulbegleiter seien teils enorm gefordert, "manche geben auf", in einigen Fällen seien die Eltern nicht einverstanden. "Das ist wirklich eine Katastrophe für den einzelnen und auch für die Mitschüler", sagte Röthlein. Man müsse das Personal weiter qualifizieren, auch über eine mobile Reserve müsse man nachdenken. Bettina Erifiu-Wolf regte an, die Beratungsarbeit auch für den Kindergartenbereich zu stärken. "Es gibt Kinder, die schon in sehr frühem Alter aussteigen."

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