Unterstützung für Flutopfer:Einsatz unter widrigen Bedingungen

wasser

Die Helfer von Navis kümmern sich darum, dass die Flutopfer wieder über Trinkwasser verfügen.

(Foto: navis)

Die Helfer des Freisinger THW sind vorerst zurück aus dem Flutkatastrophengebiet. Die Moosburger Hilfsorganisation Navis bleibt bis mindestens Ende August.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Helfer des Freisinger THW sind vorerst wieder alle zurück aus dem Katastrophengebiet. Die Hilfsorganisation Navis bleibt mindestens bis Ende August in Ahrbrück, um die Trinkwasserversorgung zu regeln. An diesem Dienstag bricht Team sechs nach Rheinland-Pfalz in die von der Flut zerstörte Gemeinde auf. Anerkennung findet das Engagement auch auf der Homepage der leidgeprüften Kommune. "Vielen, vielen Dank an diese private Hilfsorganisation, die so etwas von professionell und unkompliziert die Wasserversorgung geregelt hat", heißt es dort.

Die Helfer des Technischen Hilfswerks sind seit Samstag nach einem dreiwöchigen Einsatz wieder alle zurück in Freising. Möglich sei aber, dass sie erneut angefordert würden, eventuell auch kurzfristig, so Pressesprecher Peter Binner. Denn ein Ende des THW-Einsatzes im Überschwemmungsgebiet sei noch nicht absehbar.

Eine Woche nach einem Brückenbau-Team rückten weitere 20 Männer und Frauen unter der Leitung von Zugführer Marco Eisenmann aus, diesmal ging es nach Dernau in Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Ortsverbänden München-West und Dachau wurde die Führungsstelle neu organisiert und ein 24-Stunden-Schichtbetrieb eingeführt, wie Binner weiter berichtet. Alle Aufgaben, die im Einsatzgebiet anfielen, wurden von dort aus organisiert - "bis zur Anforderung von Hämmern und Nägeln". Bis zu 250 THW- und Feuerwehrkräfte koordinierte der Freisinger Zugtrupp in Spitzenzeiten.

Ein zweites Logistik-Team übernahm Transporte und lieferte unterschiedlichste Güter, von Bauholz zum Abstützen und Verschalen von Gebäuden bis zu Hygieneartikeln für den täglichen Bedarf, Kraftstoff für die Einsatzkräfte oder Trinkwasser. Das war nicht immer einfach: Andreas Binner von der Freisinger Bergungsgruppe berichtet, dass die Einsatzstellen oftmals nur über widrigste Straßenverhältnisse wie Wasserdurchfahrten, steile Bergstrecken mit zahlreichen Serpentinen, kilometerweiten Umwegen oder unter Zuhilfenahme von Gleitschutzketten zu erreichen waren. Ihren ersten überörtlichen Einsatz hatte die Küchencrew des Freisinger THW, sie half am Nürburgring bei der Zubereitung und Ausgabe von Lunchpaketen, Frühstück und Abendessen.

Unterstützung für Flutopfer: Bereit zur Abfahrt: Alles, was zum Einsatz im Hochwassergebiet nötig ist, wurde in den Lastwagen verstaut.

Bereit zur Abfahrt: Alles, was zum Einsatz im Hochwassergebiet nötig ist, wurde in den Lastwagen verstaut.

(Foto: Peter Binner/THW)

Am Samstag kam auch ein neunköpfiges Team aus dem Ahrtal zurück nach Freising. Die Fachgruppe Notversorgung hatte dort unter Leitung von Florian Erler bei der Fertigstellung einer weiteren Behelfsbrücke und der Entsorgung von Unrat geholfen.

Das Leid und die Zerstörung, die sie gesehen haben, aber auch die Freude und der Dank, den man ihnen entgegengebracht hat, motiviert laut Peter Binner "alle unsere Helfer so stark, dass sie trotz aller Anstrengungen sofort wieder ins Schadensgebiet ausrücken würden".

Die Hilfsorganisation Navis mit Sitz in Moosburg konnte unterdessen zwei weitere Ortsteile von Ahrbrück wieder direkt an das Trinkwassernetz anschließen. Mit Hilfe eines Tanklöschfahrzeugs der Bundeswehr-Feuerwehr waren die Leitungen zunächst mit 80 000 Liter Wasser gespült worden. Insgesamt konnten in der vergangenen Woche laut Navis, trotz einiger Unterbrechungen, wieder etwa 700 000 Liter Wasser aufbereitet und abgegeben werden. In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gesundheitsamt wurden auch Wasserproben entnommen, um eine kontrollierte behördliche Freigabe der Chlorzugabe zu vereinbaren.

In der vergangenen Woche hatte sich Navis-Vorsitzender Wolfgang Wagner selbst ein Bild von der Lage gemacht. Die Einwohner der betroffenen Gebiete seien nach wie vor auf Unterstützung angewiesen, bilanzierte er. "Das Ausmaß der Katastrophe ist weiterhin unvorstellbar und hat sehr emotionale Erinnerungen bei mir hinterlassen." Ende des Monats will Navis dann gemeinsam mit der Einsatzleitung der Gemeinde Ahrbrück entscheiden, in welchem Umfang der Einsatz weitergehen wird.

Zur SZ-Startseite
Das Ahrtal rund dreieinhalb Wochen nach der Flut

Brückenbau im Katastrophengebiet
:"Man liegt dort im Dreck und muss sich orientieren"

Florian Wigger vom Technischen Hilfswerk hat den Bau einer Behelfsbrücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler unterstützt - harte Arbeit im stark vom Hochwasser zerstörten Gebiet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: