Flughafenausbau:Angst vor dem lästigen Wähler

Flughafenausbau: Zumindest bis nach der Landtagswahl wird der Münchner Flughafen nicht noch näher an die Stadt Freising heranrücken.

Zumindest bis nach der Landtagswahl wird der Münchner Flughafen nicht noch näher an die Stadt Freising heranrücken.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die jüngste Volte der Staatsregierung kann in der Region maximal als kleiner Etappensieg angesehen werden.

Von Kerstin Vogel

Natürlich dürfen sich die Menschen im Flughafenumland jetzt erst einmal ein wenig freuen. Mit Markus Söders Kehrtwende, den Baubeginn für die dritte Startbahn auf 2021 zu verschieben, haben sie zumindest wieder ein wenig Zeit gewonnen: Je länger es im Erdinger Moos ganz offensichtlich auch ohne den umstrittenen Ausbau geht, um so schwieriger wird er am Ende noch durchzusetzen sein.

Trotzdem: Ein Geschenk der CSU an die Wähler im Flughafenumland - und damit in einem nicht eben kleinen Teil des Großraums München - ist das nicht. Es ist höchstens ein Geschenk für den Freisinger Stimmkreisabgeordneten Florian Herrmann, der das nun als seinen Erfolg verkaufen wird, um die angekratzte Glaubwürdigkeit der Christsozialen im Landkreis Freising im Kampf gegen den Flughafenausbau zu unterstreichen.

Für alle anderen aber kann die jüngste Volte der Staatsregierung maximal als kleiner Etappensieg angesehen werden - schon weil das Damoklesschwert einer dritten Startbahn nun noch länger über der Region schwebt. Endlich Planungssicherheit zu haben, bleibt damit für die Stadt Freising wie für ihre Bürger auf weitere Jahre hinaus ein Wunschtraum.

Viel schlimmer aber ist, dass die CSU immer noch weit davon entfernt ist, endlich einzugestehen, dass der in jeder Hinsicht überhitzte Großraum München keine weiteren Großprojekte mehr verträgt, dass endlich Schluss sein muss, mit dem rein quantitativen Wachstum, das vor allem die daran verdienende Flughafengesellschaft stets als unabdingbar hinstellt.

Stattdessen wurde das Projekt einzig aus wahltaktischem Kalkül erneut verschoben, weil die CSU Angst hat, dass der Wähler es dieses Mal ernst meinen könnte und eine Mehrheit nicht nur denkt, dass es reicht mit dem täglichen Kollaps im Straßen- und Schienennetz und den unbezahlbaren Mietpreisen, sondern bei der Landtagswahl auch entsprechend entscheiden könnte.

Aus der CSU selber wird der Satz kolportiert, dass Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer beim Startbahnbau die wahlfreien Jahre ungenutzt habe verstreichen lassen. Offenbar ist so eine Legislaturperiode in den Augen der CSU dazu da, Projekte durchzudrücken, die dem lästigen Wähler nicht gefallen. Schafft man das nicht, legt man vor der Wahl eine Pause ein, danach hat man ja wieder fünf Jahre Zeit. Wer jedoch so denkt, dem geht es wirklich einzig und allein um den eigenen Machterhalt - und solchen Politikern sollte man dann auch nicht weiter als bis zum nächsten Wahltermin trauen.

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