Hochschulpolitik:Flughafen wird Studentenstadt

Hochschulpolitik: LAB 52, einer der beiden Neubauten am Lab Campus des Flughafens, erinnert ein wenig an ein Raumschiff - insofern passt es gut, dass sich die Raum- und Luftfahrtexperten der TU München Räume in den Gebäuden anmieten.

LAB 52, einer der beiden Neubauten am Lab Campus des Flughafens, erinnert ein wenig an ein Raumschiff - insofern passt es gut, dass sich die Raum- und Luftfahrtexperten der TU München Räume in den Gebäuden anmieten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Department of Aerospace and Geodesy der TU München braucht mehr Platz und bezieht Räume am Lab Campus. Bleiben werden Studierende und Forschende über Jahre, denn so ein Umzug ist sehr aufwendig.

Von Petra Schnirch, Flughafen

Angekündigt ist es als "Interimslösung", doch Kurzzeit-Engagement wird der Umzug von Teilen des Departments of Aerospace and Geodesy der TU München (TUM) an den Flughafen keines, dafür ist der Aufbau von Lehre und Forschung dort viel zu aufwendig. Zum Wintersemester will die TUM erste Räume am Lab Campus beziehen. Weitere Details werden noch geklärt, wie beide Partner mitteilen.

Das Department am Campus in Ottobrunn/Taufkirchen wächst rasant. Erst im Sommer 2019 war die Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie, wie sie damals noch hieß, gegründet worden. Mittlerweile zählt das Department etwa 1600 Studierende und 27 Professorinnen und Professoren. Ziel ist nach Aussage der TUM ein Ausbau auf 55 Professuren und 3000 bis 4000 Studierende. So schnell aber wächst der Standort nicht mit.

Hochschulpolitik: Bereits fertiggestellt ist das Gebäude LAB 48, auch dort sind noch Flächen zur Vermietung frei.

Bereits fertiggestellt ist das Gebäude LAB 48, auch dort sind noch Flächen zur Vermietung frei.

(Foto: Marco Einfeldt)

Hier kommt der Flughafen ins Spiel. 2018 stellte die Flughafen-München-Gesellschaft (FMG) ihre Pläne für den Lab Campus vor, eine Ideenfabrik, die sich einmal auf Flächen in einer Größenordnung von "70 Fußballfeldern", wie es auf der Website heißt, also etwa 500 000 Quadratmeter, ausdehnen könnte. Ein Gebäude, das LAB 48, ist fertig, ein Teil der 30 000 Quadratmeter durch die ersten Mieter bezogen. Ein zweiter Neubau, LAB 52, soll im ersten Quartal 2023 eröffnet werden. Dort wird die "Airport-Academy" einziehen, die Hälfte der etwa 16 000 Quadratmeter soll ebenfalls frei vermietet werden.

Das Department of Aerospace and Geodesy hat am Lab Campus laut TUM derzeit einen Platzbedarf von etwa 15 000 Quadratmetern. Welche Bereiche umziehen werden, erarbeitet eine Task-Force, Ziel sei, "einen möglichst reibungslosen Betrieb in Forschung und Lehre zu erhalten". Die Lehrveranstaltungen will die TUM "zu einem sehr hohen Teil" am Airport konzentrieren. Die gute Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel "ist eine der großen Stärken des Standorts am Flughafen, um ein übermäßiges Pendeln der Studierenden zu vermeiden", wie die TUM auf Nachfrage der SZ mitteilt. Außerdem sollen "Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen den Standorten in Garching und am Flughafen angeboten werden. Auch Parkplätze werden zur Verfügung stehen.

In Ottobrunn-Taufkirchen will die TUM spezifische Schwerpunkte beibehalten. Möglichst viele der Forschungsbereiche des Departments sollen aber im Lab Campus am Flughafen vereint werden. "Der Aufbau am Flughafen wird allerdings stufenweise und in funktionsfähigen Einheiten erfolgen, um Forschung und Lehre nicht zu gefährden." Bis 2027 soll der Umzug laut Staatskanzlei abgeschlossen sein.

Die vorhandenen Räumlichkeiten im Lab Campus seien "bestens geeignet", so die TUM weiter. Wo es notwendig sei, könnten sie exakt an die Bedürfnisse angepasst werden, es sei eine große Flexibilität möglich. "Somit können wir ideale Bedingungen vor Ort schaffen."

Bei der FMG spricht man von einem "Win-win-Szenario"

Von einem "Win-win-Szenario" spricht FMG-Pressesprecher Henner Euting. "Die TUM als Exzellenzuniversität mit international herausragendem Ruf passt optimal in die Vision von Lab Campus." Als potenzielle Mieter hatte die FMG von Anfang an die High-Tech-Industrie, auch aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, sowie Forschungseinrichtungen im Fokus. In der Corona-Zeit hatten die Pläne zwischenzeitlich einen Dämpfer erhalten. Die Situation am Bürovermietungsmarkt habe sich durch die Pandemie deutlich verändert, so Euting, "mit Auswirkungen auch auf die Vermarktung der Flächen im Lab Campus". In beiden Gebäuden stünden daher noch Flächen zur Verfügung.

Ein Ort für Studierende bleibt der Flughafen voraussichtlich länger. Denn der Umzug von Lehrstühlen und Forschungseinrichtungen kann, wie die TUM mitteilt, "mit all den technischen und logistischen Herausforderungen sowie personellen Konsequenzen nicht alle paar Jahre erneut geschehen".

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