Flughafen München:Thai-Prinz kauft gepfändete Boeing frei

Rolle rückwärts: Der thailändische Kronprinz wird seine am Münchner Airport gepfändete Boeing nun doch ablösen - für eine Sicherheit von 20 Millionen Euro. Der deutsche Insolvenzverwalter, der das Flugzeug konfizieren ließ, hat nun auch "andere Vermögenswerte Thailands im Blick".

Tobias Dorfer

Offenbar hat Maha Vajiralongkorn die Geduld mit den deutschen Behörden verloren. Denn der thailändische Kronprinz ist nun doch bereit, eine Sicherheit von 20 Millionen Euro zu hinterlegen, um die gepfändete Boeing 737 der Royal Thai Air Force abzulösen. Die Maschine steht seit fast drei Wochen am Münchner Flughafen. Sein Büro teilte der Bangkok Post mit, der Prinz werde den Betrag aus eigener Tasche zahlen. Die Begründung: Er wolle nicht, dass der Konflikt die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Thailand weiter belaste.

Thailands Kronprinz löst gepfändete Boeing in München selbst aus

Thailands Kronprinz Maha Vajiralongkorn zahlt die vom Landgericht Landshut geforderte Sicherheitsleistung von 20 Millionen Euro, um die in München gepfändete Boeing 737 mitzunehmen.

(Foto: dpa)

Der deutsch-thailändische Streit um das Flugzeug, der sich zu einer Staatsaffäre hochgeschaukelt hat, ist damit allerdings noch lange nicht beendet. Voraussichtlich im September wird das Landgericht Landshut entscheiden, ob die Pfändung der Maschine rechtens war.

Das Verfahren könnte sich auch länger hinziehen, denn die Materie ist kompliziert. Bis die Besitzverhältnisse geklärt und Gutachten erstellt sind, wird noch einige Zeit vergehen. Möglicherweise wollte der Prinz einfach nicht mehr so lange warten.

Verantwortlich für die Pfändung ist der Insolvenzverwalter Werner Schneider aus Neu Ulm, der seit der Insolvenz der Walter Bau AG im Jahr 2005 die Außenstände des ehemals drittgrößten deutschen Baukonzerns eintreibt. Vom thailändischen Staat fordert Schneider 40 Millionen Euro für den Bau einer Autobahn zwischen dem Flughafen Bangkok und der Innenstadt.

Doch die Thailänder zahlten nicht. So nutzte Schneider seine Chance, als der Prinz das Flugzeug in München abstellte - und ließ die Boeing pfänden. Als "Ultima Ratio", sagt der Insolvenzverwalter.

Weitere Vermögenswerte im Blick

Die Thailänder argumentierten dagegen, das Flugzeug gehöre gar nicht dem thailändischen Staat, sondern dem Prinzen selbst. Damit sei die Pfändung unzulässig. Hobbypilot Maha Vajiralongkorn wollte mit dem Jet von München aus verschiedene europäische Städte anfliegen und damit Flugpraxis für seine Pilotenlizenz zu sammeln. Der Zoff eskalierte, sogar Thailands Außenminister Kasit Piromya sprach in Berlin bei Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) vor und drang auf eine Freigabe der Maschine.

Gepfändeter Prinzen-Jet gegen Sicherheitsleistung frei

Jet mit Kuckuck: Die gepfändete Prinzen-Boeing am Münchner Flughafen.

(Foto: dpa)

Die undankbare Aufgabe, den wahren Besitzer der Boeing zu identifizieren, hat Landgericht Landshut. Bis zu einer endgültigen Entscheidung haben die Richter dem Prinzen zugestanden, den Flieger gegen eine Sicherheitsleistung von 20 Millionen Euro - die üblicherweise in Form einer Bankbürgschaft erbracht wird - mitzunehmen. Davon wird Maha Vajiralongkorn nun Gebrauch machen. Bis zum Montagnachmittag war beim Landgericht Landshut allerdings noch kein Geld eingegangen.

Insolvenzverwalter Schneider macht keinen Hehl aus seiner Freude über die neuesten Nachrichten aus Thailand. Schließlich muss er jetzt nicht mehr für Parkgebühren und Wartungskosten der gepfändeten Boeing aufkommen - dem Vernehmen nach mehrere tausend Euro pro Woche. "Jetzt kann das Gericht in Ruhe entscheiden, wem die 20 Millionen Euro zustehen", sagte Schneider zu sueddeutsche.de.

Doch selbst, wenn Schneider das Geld zugesprochen würde - seine Forderungen wären damit längst nicht erfüllt. Nun habe er auch "andere Vermögenswerte Thailands im Blick", sagte der Insolvenzverwalter. Woran er dabei genau denkt, wollte er nicht sagen. Nur so viel: In Deutschland, der Schweiz und den USA seien laut Gerichtsbeschluss theoretisch Pfändungen möglich.

In einem Fall war der streitlustige Insolvenzverwalter, der in Thailand inzwischen als "Persona non grata" geführt wird, jedoch nicht erfolgreich. Denn der Prinz hat inzwischen eine zweite, baugleiche Boeing nach München kommen lassen. Er habe erwogen, auch dieses Flugzeug pfänden zu lassen, sagte Schneider. "Leider ist das Gericht unseren Begründungen nicht gefolgt."

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