Japankäfer in Bayern:Flughafen wird zum Risikostandort

Lesezeit: 2 Min.

Die weißen Haarbüschel an den Seiten und hinten am Körper sind wichtige Erkennungszeichen des etwa einen Zentimeter großen Japankäfers. (Foto: Uli Deck/dpa)

Die Landesanstalt für Landwirtschaft hat in Bayern 53 Fallen aufgestellt, um zu überwachen, ob sich der gefräßige Japankäfer ausbreitet. Bisher sind nur einzelne Exemplare in Grenznähe entdeckt worden – doch das wird sich voraussichtlich ändern.

Von Petra Schnirch, Freising

Maikäfer sind in Teilen Bayerns bereits zur Plage geworden und richten in der Landwirtschaft durch den Wurzelfraß der Engerlinge erheblichen Schaden an. Nun sind in Bayern erste Exemplare eines kleineren Verwandten, des Japankäfers, entdeckt worden, der sowohl für Landwirte als auch für Gartenbesitzer zum Problem werden kann. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat in Bayern 53 Fallen ausgebracht, um die weitere Entwicklung zu kontrollieren. Je eine davon befindet sich in den Landkreisen Freising und Erding am Flughafen.

Experten der Landesanstalt vermuten, dass der invasive Käfer als „Hitch-Hiker“ auf Transportmitteln ins Land gekommen ist. Eigentlich eher ein blinder Passagier. Dorothee Kaemmerer schließt nicht aus, dass es einer der Käfer auf diese Weise bis in die Landkreise Freising oder Erding schaffen könnte. Kaemmerer leitet am LfL-Institut für Pflanzenschutz in Freising die Arbeitsgruppe „Monitoring und Bekämpfung von Quarantäneschadorganismen“.

Bisher sind drei männliche Exemplare in einer der Fallen mit speziellen Lockstoffen getappt, zunächst Anfang August an der A96 bei Lindau und vor wenigen Tagen erneut bei Lindau sowie an der A93 bei Kiefersfelden. In Norditalien sowie in der Schweiz – in Basel, Zürich und im Tessin – existieren bereits Kolonien der Tiere.

Laut LfL ist der Japankäfer so gefährlich, weil er ein breites Spektrum an Wirtspflanzen hat und seine Population sich schnell vergrößert. Sie fressen an grünen Pflanzenteilen und Früchten, die Larven ernähren sich hauptsächlich von Gräserwurzeln. Daher kann der Japankäfer an Ackerkulturen, Waldbaumarten, Obst- und Weinanlagen, aber auch an Zierpflanzen und in Privatgärten großen Schaden verursachen.

Viel tun können die Experten derzeit nicht, außer eben, die Lage im Blick zu behalten. Der Käfer ist nicht einmal einen Zentimeter groß. „Einen Lkw können Sie so genau gar nicht absuchen, dass Ihnen der Käfer nicht doch eventuell entgeht“, sagt Dorothee Kaemmerer. Sie sieht keine Möglichkeit, ein Einschleppen des Japankäfers dauerhaft zu verhindern. „Früher oder später werden wir feststellen, dass sich auch in Bayern eine Population angesiedelt hat.“ Dann werde man Maßnahmen für die Bekämpfung ergreifen. „Bis dahin können wir nur die Lage intensiv überwachen, damit wir den Befall möglichst frühzeitig feststellen“, so Kaemmerer weiter.

Die Zahl der Fallen in Bayern wird sich kontinuierlich erhöhen

Die Region Freising/Erding ist nach derzeitiger Einschätzung der LfL-Fachleute aber, abgesehen vom Flughafen, kein Risikostandort. Trotzdem sei sie dankbar, wenn die Menschen die Augen offenhalten und mögliche Sichtungen melden, sagt Kaemmerer. Natürlich werde die Landesanstalt die Überwachung der Lage im nächsten Jahr an die diesjährigen Funde anpassen. Die Zahl der Fallen in Bayern werde sich kontinuierlich erhöhen und die Risikoeinschätzung werde ergeben, „ob zukünftig auch Fallen entlang der A9 aufgestellt werden müssen“. Diese werden einmal in der Woche kontrolliert.

Nach angeblichen Sichtungen kommt es immer wieder zu Falschmeldungen, weil Verwechslungen mit heimischen Arten wie dem ähnlich großen Gartenlaubkäfer oder dem Goldglänzenden Rosenkäfer möglich sind. Als auffälliges Erkennungszeichen besitzt der Japankäfer fünf weiße Haarbüschel an den Körperseiten, ein Merkmal, das er mit dem Goldglänzenden Rosenkäfer teilt, und zwei weiße Haarbüschel am hinteren Ende des Körpers. Außerdem besitzt der Japankäfer ein metallisch-grün schimmerndes Halsschild sowie braune Flügeldecken.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Biodiversität
:Lieber bunt als grün

Seit am Campus in Weihenstephan weniger gemäht wird, gibt es mehr Blühwiesen – und davon profitiert die Artenvielfalt. Kilian Frühholz ist jetzt ein besonderer Nachweis gelungen: Er hat die sehr seltene Braunschuppige Sandbiene vor die Linse bekommen.

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: