Die Fluglärmkommission hat sich erneut mit der Verbreitung von Ultrafeinstaub rund um den Flughafen im Erdinger Moos beschäftigt. Anlass dazu war ein Antrag von Wolfgang Herrmann von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm. Darin geht es zum einen darum, dass die Kommission die Bayerische Staatsregierung bittet, sich bei der Bunderegierung intensiv dafür einzusetzen, den Schwefelgehalt von Kerosin herabzusenken.
Zum anderen soll die Geschäftsleitung der Flughafen München GmbH (FMG) in Abstimmung mit der Staatsregierung Planungen entwickeln, wie der Schwefelgehalt des in München getankten Kerosins „auf kleiner 10 ppm“ zeitnah gesenkt werden kann und über die Fortschritte ihrer Bemühungen zu berichten. Dieser Antrag wurde mehrheitlich angenommen.
Nach wie vor ist es so, dass die FMG die Messung Ultrafeiner Partikel (UFP) durch den Bürgerverein Freising auf dem Flughafengelände nicht zulässt. Als alternativen Standort wich der Verein auf ein Grundstück des Bund Naturschutz neben dem Vorfeld Ost aus. Gemessen wurde dort im Zeitraum zwischen dem 11. Januar und 29. März. Herrmann sagte, dass die dort gemessenen UFP-Werte tagsüber die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation um das Fünfzehnfache überträfen. Des Nachts gebe es nahezu keine Überschreitungen. „Das zeigt, dass die Flugbewegungen für die Belastungen verantwortlich sind“, folgert Herrmann, der auch Vorsitzender des Bürgervereins ist.
Messung am Vorfeld-Ost:Umweltschützer „schockiert“ über Ultrafeinstaub-Werte am Flughafen
An fast allen Tagen lägen diese deutlich über dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation WHO. Forderungen, mehr zum Schutz der Beschäftigten zu unternehmen und die Kita „Airporthopser“ zu verlegen, werden laut. Der Flughafen München bezweifelt die Messung.
An 57 von 59 Messtagen sei es zu Überschreitungen des empfohlenen WHO-Werts gekommen. Das führe zu einer übermäßigen Belastung der Beschäftigten, sagte Herrmann. Insbesondere aber auch bei in den Kindern in der Kindertagesstätte Airport Hopser. Der Vorsitzende des Bürgervereins warnte vor den gesundheitlichen Schäden die durch die von Flugzeugen verursachten Abgase. Mögliche Folgen seien Hirntumore und Erkrankungen der Atemorgane. Deshalb gelte es, so weit wie möglich die Belastungen für Beschäftigte am Flughafen so wie für die Menschen in seiner Nachbarschaft zu reduzieren.
Im Umweltministerium und der FMG wird diese Betrachtungsweise kritisiert. Peter Frei, Ministerialrat um bayerischen Umweltministerium, sagte die WHO gehe bei ihren Empfehlungen an den untersten Wert. Es seien aber nie konkrete Grenzwerte gesetzt worden. Frei bezeichnete den Standort der Messungen des Bürgervereins am Vorfeld Ost als ungeeignet.
„Man muss da messen, wo Menschen leben und arbeiten.“
Da könne man geradezu auch in einem Auspuff messen. „Man muss da messen, wo Menschen leben und arbeiten.“ Frei sieht die Gefahr, die durch UFP ausgehen, nicht so dramatisch wie der Bürgerverein. Denn die Feinpartikel reagierten schnell mit Substanzen in ihrer Umgebung, würden größer und sänken dann zu Boden.
Der Bürgerverein verweist immer wieder auf den Flughafen Wien-Schwechat, wo nur schwefelarmes Kerosin getankt wird. Verantwortlich dafür ist die „Österreichische Mineralölverwaltung Aktiengesellschaft“ (OMV), die eine Dependance in Burghausen unterhält. Laut Frei ist diese veraltet und nicht in der Lage, schwefelarmes Kerosin herzustellen. Es sei nicht möglich, einen dreistelligen Millionenbetrag in dessen Modernisierung zu stecken. Der Schwefelgehalt des Kerosins am Flughafen im Erdinger Moos sei am unteren Level.
Frei konfrontiert den Bürgerverein auch mit dem Einwand, dass Flugzeuge beim Landen mehr UFP absonderten als beim Starten. Flugzeuge, die aus anderen Ländern kämen, würden in der Regel Kerosin tanken, das nicht so schwefelarm sei, wie das in München. Und Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter der FMG, betonte, man müsse sich an die Standards der International Airport Association (IATA) halten. Im Zweifelsfall könne der Bürgerverein gerne Schadenersatzforderungen zahlen.
Freising Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher entgegnete, dass zwar wenig Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen der UFP gebe. „Der Bürgerverein hat aber gemessen, dass etwas da ist.“ Das habe möglicherweise irgendwelche gesundheitlichen Auswirkungen. „Wir machen das ja auch nicht für uns alleine, sondern auch für andere Leute, die an den Destinationen leben.“
Weniger Erfolg hatte die Bundesvereinigung gegen Fluglärm mit ihrem zweiten Antrag. Der zielte darauf ab, dass die FMG eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz von Taxibots auf dem Flughafengelände erstellen solle. Zu diesem Zeitpunkt war die Fluglärmkommission aber nicht mehr beschlussfähig, weil zu viele Angehörige des Gremiums die Sitzung verlassen hatten.
Dritte Startbahn:Baurecht für die Ewigkeit
Die FMG möchte die Gültigkeit des Planfeststellungsbeschlusses zum Bau einer dritten Startbahn über 2026 hinaus verlängern lassen. Sie begründet das mit Baumaßnahmen. Der Landkreis Freising will politisch und juristisch dagegenhalten.
Herrmann hatte argumentiert, die Einführung von Taxibots würde ebenfalls beitragen, die Luftqualität rund um den Flughafen zu verbessern. Dabei handelt es sich um halbrobotische Hybrid-Schleppfahrzeuge, die Flugzeuge vom Flugsteig zur Startbahn befördern können. Diese können Treibstoff sparen und der Ausstoß von Schadstoffen wird verringert. Als Beispiel führte der Vorsitzende des Bürgervereins den Brüsseler Flughafen an, auf dem trotz kurzer Rollwege Flugzeuge zum Start geschleppt würden.
Hermann Blomeyer, Umweltbeauftragter der FMG, wiederholte seine Aussage aus vorangegangenen Sitzungen der Fluglärmkommission, dass sich der Einsatz von Taxibots eben wegen der kurzen Wege am Flughafen nicht rentiere. Es sei niemand geholfen, wenn die Flugzeuge erst am Rande der Startbahn ihre Triebwerke aufwärmten. Und überdies würden Abläufe gestört. Trotzdem will die FMG eine Übersicht erstellen, obwohl diese ihrer Ansicht nach zu keinen neuen Ergebnissen führe.