Die einen freut es, die anderen üben Kritik. Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter der Flughafen München GmbH (FMG) berichtete während der Sitzung der Fluglärmkommission über die neuesten Entwicklungen auf dem Flughafen im Erdinger Moos. Die Zahlen liegen zwar immer noch unter denen des Jahres 2019, also vor dem Corona-Ausbruch, doch die Tendenz zeigt bei Passagieren, Flugbewegungen und Luftfracht weiter nach oben. Aus Sicht der Menschen, die in der Region rund um den Flughafen leben, bedeutet dies wieder ein Mehr an Lärm und Luftverschmutzung.
Schwendners Worten zufolge verzeichnete die FMG im vergangenen Jahr 41,6 Millionen Passagiere, 87 Prozent des Vergleichswerts von 2019. 327 000 Flugbewegungen wurden gezählt, 21 Prozent weniger als vor der Pandemie. „Ein deutliches Plus“, bekräftigte Schwendner. Trotz alledem: Was die Zahl der Passagiere anbelangt, liegt der Flughafen im Moos im europäischen Vergleich „nur“ auf Platz zehn, bei den Flugbewegungen auf Rang acht. Woanders sei es eben günstiger zu fliegen, begründete dies Schwendner. Zum Sommerflugplan erweitert der Flughafen sein Angebot, steuert neue Destinationen in den USA und Asien an. Neu ist auch ein Direktflug nach Hongkong.
Was Thomas Enghofer aus Kranzberg stört: Die Fluggesellschaft Condor fliegt jetzt zweimal täglich nach Frankfurt. Solche Kurzstreckenflüge müssten nicht sein, kritisierte er. Wenig Begeisterung dürfte bei den Betroffenen der Umstand auslösen, dass die Lufthansa jetzt den letzten Airbus A 380 ausmottet, um der Nachfrage gerecht zu werden. Enghofer zählt diesen Flugzeugtyp neben dem A 340 und der Boeing B 767 zu den lautesten. Doch diese vierstrahligen Flugzeuge sind laut Hermann Blomeyer, dem Leiter der Umweltabteilung der FMG, Auslaufmodelle. Sie sollten so bald wie möglich durch modernere, leisere Flugzeuge ersetzt werden, aber die Auslieferung leiserer Typen verzögere sich. Blomeyer sagte, dass der Flughafen im Moos aber in Deutschland über die höchste Quote an Flugzeugen mit geringerer Lärmentwicklung verfüge.
Bewohnerinnen und Bewohner des Attenkirchener Ortsteils Thalham beschweren sich immer wieder über Fluglärm, heißt es im Bericht der Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Gemeinde bestehe daher auf einer Überprüfung der Abflugrouten. „Das ist für die Katz“, stellt die DFS fest, denn so ein Prüfverfahren dauere zwei Jahre und bis dahin soll es ein neues Verfahren geben.
Blomeyer versicherte, dass die FMG bemüht sei, die Zahl der Verspätungen zu reduzieren. Schon allein, um keinen Unmut unter den Passagieren zu erregen. Die Post hat mittlerweile ihren nächtlichen Flug nach Hannover eingestellt. Lastwagen befördern die Post jetzt nach Norddeutschland. Vor allem Verspätungen, die sich in den Nachtbereich hinverschieben, sollen vermieden werden. Valentin Reinhardt, Vertreter der Lufthansa in der Fluglärmkommission, berichtete über Maßnahmen der Fluggesellschaft. So sollen die Umsteigezeit sowie die Zeit, die ein Flugzeug wegen Serviceleistungen am Boden verbringt, erweitert werden. So würden Puffer geschaffen. Einzelne Flüge sollen aus Stoßzeiten herausgenommen werden, um den „Peak“ etwas zu entzerren.
Auswirkungen der UFP auf die Gesundheit
Blomeyer berichtete, dass Schadstoffbelastungen etwa durch Stickstoffoxide und Feinstaub rückläufig seien. Es gebe jetzt Standards zu Messgeräten für Ultrafeinstaubpartikel (UFP). Der Freisinger Bürgerverein müsse also geeichte Messtechnik verwenden. Wolfgang Herrmann, Vorsitzender des Bürgervereins und Vertreter der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, erwiderte, dass die Geräte des Bürgervereins niedrigere Werte als die jetzt als Standard ausgewiesenen angezeigt hätten.
Herrmann verwies ein weiteres Mal auf die möglichen Auswirkungen der UFP auf die Gesundheit. Um ihrer Fürsorgepflicht zu genügen, müsse endlich auch die FMG die Werte an der Kindertagesstätte „Airport Hopser“ erheben und die Einrichtung an einen Standort verlegen, der weniger belastet sei. „Wir gehen dahin, wo die Menschen wohnen“, entgegnete Peter Frei vom Umweltministerium. Deshalb messe man etwa am Stadtrand von Freising. Hotspots oder Anhaltspunkte für eine besondere Gefährdung seien bei Messungen der Uni Bayreuth nicht identifiziert worden. Herrmann hatte in seinem Bericht auch auf den erhöhten Krankheitsstand von Mitarbeitenden auf dem Vorfeld am Amsterdamer Flughafen Schiphol berichtet. Die seien „sehr hoch“ dem Einfluss von UFP ausgesetzt. Blomeyer bezeichnete diesen Vergleich als „unredlich“.