Süddeutsche Zeitung

Flughafen München:Weg für Event-Arena ist frei

Ein Investor plant eine Konzert- und Kongresshalle für bis zu 20 000 Besucher am Münchner Flughafen. Nun hat der Freisinger Stadtrat zugestimmt, ins Planungsverfahren für das hoch umstrittene Großprojekt einzusteigen.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Der Freisinger Stadtrat hat am Mittwochabend in einer Sondersitzung den Weg freigemacht für den Bau einer Event-Arena am Flughafen München. Nach einer vierstündigen Debatte, die teilweise sehr emotional geführt wurde, stimmte das Gremium mit 25:14 dafür, ins Planungsverfahren für das Großprojekt einzusteigen, das auf Freisinger Flur entstehen soll.

Der Investor, die Swmunich mit Sitz in Freising, plant dort eine moderne multifunktionale Konzert- und Kongressarena mit einem Fassungsvermögen von bis zu rund 20 000 Besuchern zu bauen und zu betreiben. Dazu will sie laut eigenen Angaben über 300 Millionen Euro investieren.

Geplant ist auch ein Hotel mit 200 Zimmern

Geplant sind neben der Multifunktionsarena auch ein anschließendes Parkhaus mit einer Kapazität von 1200 Stellplätzen und ein Hotel mit 200 Zimmern. Für den Bau und den späteren Betrieb seien aktuellste technische und ökologische Standards vorgesehen, um so "Deutschlands nachhaltigstes Konzert- und Kongresszentrum" vorweisen zu können, so die Investoren. Die Arena liegt eingebettet in einem Areal, das an den Technologie- und Innovationsstandort LabCampus am Flughafen München anschließt. Mehrere Tausend Photovoltaik- und Solarpaneele auf dem Dach der Arena sowie auf dem Gelände sollen dafür sorgen, dass der benötigte Strombedarf für den Betrieb der Arena selbst erzeugt wird.

Zuvor war für das Projekt ein Planungswettbewerb ausgeschrieben worden. Die Vorgaben: Multifunktionalität, Nachhaltigkeit, Innovation und Regionalität. Zur Teilnahme waren eingeladen: asp Architekten GmbH Stuttgart, gmp International GmbH Hamburg, HKS Architects Limited London und Populos Architects Limited London. Eine Jury unter Vorsitz von Markus Allmann aus München hat nun eine Empfehlung für das Plangutachten des Architekturbüros Populos Architekten ausgesprochen.

In der Stadt Freising selbst ist das Großprojekt hochumstritten. Seit Bekanntwerden der Pläne für den Bau des Großprojekts liefern sich Befürworter und Gegner des Projekts auch in den sozialen Medien einen Schlagabtausch. Während die Einen die Aussicht auf große Konzerte lockt und sie sich auch viele Vorteile und Prestige für die Stadt Freising und die örtliche Wirtschaft erhoffen, warnen die Anderen, unter anderem die Grünen, vor den Umweltbelastungen, einem Verkehrskollaps, zusätzlichen Flugbewegungen und der Konkurrenz für Freisings Kulturstätten.

Kulturreferentin Susanne Günther spricht von "Gigantismus"

Von "Gigantismus" sprach beispielsweise die Freisinger Kulturreferentin Susanne Günther (Grüne). Überdies sei klar, das dieses Großprojekt auch die Drehkreuzfunktion des Münchner Flughafens stärken solle. Das gehe aus einer Antwort des Wirtschaftsministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Johannes Becher hervor. Darin heißt es unter anderem, die Multifunktionsarena trage dazu bei, die Attraktivität des Flughafens als Destination zu erhöhen und die Qualität für Reisende zu steigern. Die Multifunktionsarena sei damit geeignet, "die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten des Flughafens vor Ort abzurunden und dessen internationale Drehkreuzfunktion am Standort abzusichern".

Die Gegner einer neuen Konzert- und Messehalle am Flughafen hatten sich am Montagabend in München bereits zu einem Bündnis zusammengeschlossen, das sich "Koa Kongresshalle am Flughafen" nennt. Eine erste Aktion fand bereits am Donnerstag vor Beginn der Stadtratssitzung in Freising statt. "Fridays for Future" hatte zu einer Mahnwache aufgerufen, um auf die Probleme aufmerksam zu machen, die eine neue Arena aus ihrer Sicht verursachen würde.

"Elf Hektar neu versiegelte Fläche, vierspurig ausgebaute Straßen, sowie der in sich schon nicht klimaneutral zu bewerkstelligende Bau und Betrieb einer solchen Super-Anlage mit Hotel konterkarieren unsere langjährigen Bemühungen zu mehr Natur- und Klimaschutz", sagte Annemarie Räder, Sprecherin des Aktionsbündnisses, am Tag nach der Sitzung. "Diese Planungen laufen zudem dem Freisinger Stadtratsbeschluss aus 2020 zum Klimanotstand diametral entgegen und lassen keinen Richtungswechsel zur Klimaneutralität sehen", ergänzte der Freisinger Linken-Stadtrat Guido Hoyer, Sprecher des Aktionsbündnisses.

Swmunich-Pressesprecher Jan Manz sagte am Donnerstag, "wir freuen uns jetzt erst einmal, dass wir weitermachen können und wir sind davon überzeugt, dass es einen Bedarf für dieses Projekt gibt". Zusammen mit der Stadt Freising und mit einer großen Bürgerbeteiligung wolle man jetzt ein Projekt schaffen, "das wirklich gut für diese Region ist".

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