Flüchtlinge kommen nach Freising:Keine Angst vor Fremden

Der Landkreis will an der Parkstraße in Freising gegenüber vom Arbeitsamt Container für 50 Flüchtlinge aufstellen. Die Anwohner fürchten zusätzlichen Verkehr. OB Tobias Eschenbacher versichert: "Asylbewerber kommen eher nicht mit dem Auto"

Von Kerstin Vogel und Peter Becker

Der Landkreis Freising will an der Parkstraße in Freising gegenüber dem Arbeitsamt Container für Asylbewerber aufstellen. Mehr als 50 Flüchtlinge sollen hier eine Bleibe finden - und die Stadt will sie willkommen heißen, das zumindest ist der Wunsch des Freisinger Oberbürgermeisters Tobias Eschenbacher und der Stadträte im Hauptausschuss. Bereits eingegangenen Beschwerden von Anwohnern der Parkstraße mochte man am Montag jedenfalls nicht allzu viel Gewicht beimessen. Besorgte Anlieger hatten unter anderem bei SPD-Stadtrat Hubert Schwarzer die Sorge geäußert, dass die Straße zu eng sei für zusätzlichen Verkehr. Da könne er die Bürger beruhigen, sagte Eschenbacher: "Asylbewerber kommen eher nicht mit dem Auto."

Außerdem hätten die Menschen, die jetzt aus Kriegsgebieten in die Domstadt kämen, "definitiv mehr Angst vor dem, was sie hier erwartet, als umgekehrt die Freisinger vor den Fremden haben könnten", warb er weiter um Verständnis - und führte die Situation in Attaching als positives Beispiel an. Die Befürchtungen der Anwohner dort hätten sich jedenfalls nicht bewahrheitet, sagte er - und der in Attaching lebende FSM-Stadtrat Hans Hölzl pflichtete ihm bei: Die Flüchtlinge, die in dem Stadtteil jetzt in einem Haus der Flughafengesellschaft untergebracht seien, seien "sehr zuvorkommend, zurückhaltend und verängstigt". Es gebe überhaupt keine Probleme. Über Autos würden sie in der Tat nicht verfügen, "da haben jetzt zwei mal ein Fahrrad geschenkt bekommen." Grünen-Stadträtin Waltraud Heinlein-Zischgl erklärte, dass sie die Zahl von 50 Menschen, die in einem Containerlager an einem Ort untergebracht werden sollten, schlicht zu hoch finde - "auch wenn die dafür dann eine sozialpädagogische Betreuung und einen Hausmeister bekommen." Die kurze Diskussion darüber ließ sich freilich schnell beenden, weil die Stadt hier letztlich gar nicht entscheiden kann: Die Flüchtlinge werden von der Regierung von Oberbayern zugewiesen. ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl fragte sich zudem, "auf welchem Niveau wir hier eigentlich jammern". Er sei jedenfalls froh, dass die Stimmung überwiegend in Richtung "Ja, herzlich willkommen" gehe. Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Landratsamts, bestätigt, dass der Landkreis plant, an der Parkstraße eine Containeranlage für etwa 50 Asylbewerber plant. Mit dem entsprechenden Antrag beschäftigt sich an diesem Mittwoch um 16 Uhr der Bauausschuss des Stadtrats. Der Landkreis will die Anlage der Regierung von Oberbayern im Falle einer Genehmigung der Regierung von Oberbayern als Gemeinschaftsunterkunft anbieten. Akzeptiert diese die Offerte, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie auch einen Betreuer für die Flüchtlingsunterkunft stellt. Ansonsten würden sich analog zu den anderen Wohnungen für Asylbewerber die Sozialpädagogen des Landkreises und Ehrenamtliche um die Ankömmlinge kümmern.

Den Standort in der Mitte von Freising bewertet Eva Dörpinghaus als positiv. Das Grundstück selbst gehört der Stadt. Abgesehen von der Lage der geplanten Unterkunft hat die Situation auf dem Wohnungsmarkt den Landkreis dazu bewogen, neben Moosburg auf eine weitere Containerlösung bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu setzen. 380 Asylbewerber gibt es derzeit im Landkreis. Bis Ende des Jahres könnte sich diese Zahl verdoppeln. "Wir kommen aus der Container-Kiste nicht raus", stellt Eva Dörpinghaus fest und rechnet vor: Um 380 Personen unterzubringen, brauche man etwa 70 Wohnungen. Das belaste den ohnehin überlasteten Wohnungsmarkt im Landkreis zusätzlich. Einkommensschwache hätten unter diesen Voraussetzungen keine Chance mehr, günstige Wohnungen zu finden, erklärt die Pressesprecherin des Landratsamts. Trotzdem: "Wir nehmen jede angebotene Wohnung mit Kusshand", versichert sie.

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