Süddeutsche Zeitung

Inhabergeführte Geschäfte:Blumen vom fliegenden Holländer

Dreimal in der Woche liefert der Großhändler frische Ware in die Floristenwerkstatt von Petra Baumgartner an der Erdinger Straße. Dazu verkauft sie Vasen, Töpfe und Accessoires. Die Lerchenfelderin fertigt Brautsträuße und kümmert sich um passenden Grabschmuck.

Von Johann Kirchberger, Freising

Aufgewachsen im Lerchenfelder Gartenbaubetrieb ihres Vaters Ernst Baumgartner hat sie von Kindesbeinen an mit Blumen und Pflanzen zu tun gehabt, "und da war mir schon früh klar, nie etwas anderes machen zu wollen", sagt Petra Baumgartner. So war es nur logisch, dass sie 2002 eine Floristenwerkstatt eröffnete, ein Fachgeschäft für alles rund um die Blume. Ihre Ausbildung absolvierte sie in München und hat dort auch zwei Jahre gearbeitet. Anschließend setzte sie in der Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan ihre Weiterbildung zur staatlich geprüften Gestalterin für Blumenkunst fort. Bei ihr gibt es Schnittblumen und Topfpflanzen für drinnen und draußen, regional, fair gehandelt und zum Teil aus eigenem Anbau. Dazu verkauft sie Vasen, Töpfe, dänisches Geschirr und passendes Accessoire, sie steht für individuelle Floristik, bietet Hochzeitdekorationen aller Art an und betreibt eine Trauerbinderei.

Groß ist ihr Laden an der Erdinger Straße 27 nicht, aber sie vertreibt hier alles, was mit Blumen zu tun hat. Sogar Weine hat sie im Sortiment, falls Kunden neben einem schönen Blumenstrauß noch einen edlen Tropfen als Geschenk mitbringen wollen. Der klassische Kunde komme zu ihr und lasse sich aus dem vielfältigen Blumenangebot nach seinen Vorlieben einen Strauß zusammenstellen, der in seiner Anwesenheit gebunden wird. Die Auswahl der Blumen hänge natürlich davon ab, wie viel Geld der Kunde ausgeben wolle. Die Bandbreite für einen schönen Strauß gehe in der Regel von etwa 15 bis 25 Euro.

Man kann nicht zu jeder Jahreszeit alles haben

Momentan besonders gefragt seien saisonbedingt Gebinde mit Pfingstrosen. Während der Sommermonate habe sie überwiegend deutsche Freilandware im Programm, Zinnien, Löwenmäulchen und was man selbst im Garten haben könnte. Im Herbst verkaufe sie verstärkt Hortensien und Sonnenblumen. Rosen, sagt Petra Baumgartner, gehen aber immer. Manche, die es eilig haben, greifen nach einem fertig gebundenen Strauß, wenn er ihnen gefällt. Im Winter sei die Blumenauswahl naturgemäß geringer, "da versuche ich den Kunden klar zu machen, dass man nicht immer alles zu jeder Jahreszeit haben kann". Tulpen gebe es eben nur im Frühjahr. Blumen seien eine schnell verderbliche Ware, sagt die Floristin, weshalb ihre Lagerbestände nicht so groß seien. Das müsse auch nicht sein, denn von ihrem Großhändler werde sie mindestens dreimal die Woche beliefert. Den fliegenden Holländer nennt sie ihn. Was sie heute bestelle, sei am nächsten Tag im Geschäft.

Neben ihr arbeiten in der Floristenwerkstatt zwei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte. Wenn es eng werde, müssten Familienmitglieder aushelfen. Eng werde es aber weniger an den klassischen Blumentagen, wie dem Valentinstag, dem Muttertag oder an Weihnachten. Eng werde es vor allem, wenn an einem Wochenende mehrere Hochzeiten und Beerdigungen zusammenträfen. Da müsse sie dann schon mal am Sonntag arbeiten. Bei Hochzeiten liefere sie nicht nur die beliebten Brautsträuße, sondern kümmere sich auch um die Tischdeko in den Gaststätten, den Autoschmuck und die Anstecker für die Männer.

Beliebter werden Haarkränze bei Frauen für Hochzeiten

Bei so einem Auftrag komme es immer drauf an, wie üppig so eine Hochzeit gefeiert werde, sagt Baumgartner. Immer beliebter würden beispielsweise Haarkränze für die Frauen. Manche Kunden machten die ganze Dekoration selbst und besorgten sich bei ihr nur die Blumen. Bei Beerdigungen übernehme sie mit ihrem Team die gesamte Blumenbegleitung vom Bestatter bis zum Grab. Kränze und Gebinde gehörten dazu, Deko für die Särge oder Urnenschmuck.

Manche Kunden ließen an Gedenktagen Blumen an das Familiengrab legen oder pflanzen. Da sei besonders an Allerheiligen viel zu tun. Auf Wunsch würden Blumen ins Haus geliefert, sagt Petra Baumgartner. Und natürlich sei sie an Fleurop angeschlossen. Der Kunde suche sich bei ihr etwas aus, zahle und der Blumenstrauß werde umgehend in die ganze Welt vermittelt und ausgeliefert. Mittlerweile könne man natürlich auch im Internet Blumen bestellen, sagt Petra Baumgartner. Angst vor dieser Konkurrenz hat sie aber ebenso wenig wie vor Supermarktangeboten. "Wer Wert auf fachliche Kompetenz legt und gute Beratung schätzt, der kommt ins Fachgeschäft", sagt sie.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4489850
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sz.de/nta
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.