Finanzielle Einbußen in Au:Nur sehr wenig Spielraum

AU IN DER HALLERTAU: Allgemeine Impressionen der Marktgermeinde / Ortsentwicklung

Gern wird auf der Oberen Hauptstraße in der Marktgemeinde Au gerast. Das soll vorbei sein, wenn im März des kommenden Jahres die Sanierung des Ortskerns beginnt. Dabei werden die Fahrspuren verschmälert.

(Foto: Johannes Simon)

Größter Posten im Haushalt ist die Sanierung der Grundschule, vermutlich benötigt die Marktgemeinde in diesem Jahr Kredite in Höhe von 1,5 Millionen Euro

Von Peter Becker, Au

Das war wohl endgültig der letzte Auftritt von Karl Ecker (FW) im Auer Marktgemeinderat. In seiner Eigenschaft als Kämmerer trug der frühere Bürgermeister am Dienstagabend den Haushaltsentwurf für das laufende Jahr vor. Ecker sprach von einem "Corona-Haushalt", denn er hat, soweit dies die aktuellen Erkenntnisse zulassen, schon Einbußen infolge der Pandemie eingerechnet. Deshalb legte er den Entwurf erst im Juni vor. Zu spät für den Geschmack von Barbara Prügl von der Grünen offenen Liste (GoL). Sie stimmte als Einzige gegen das von Ecker vorgestellte Zahlenwerk, obwohl sie inhaltlich nichts daran auszusetzen hat.

Barbara Prügl kritisierte, dass Ecker den Haushaltsplan schon zu Beginn des Jahres hätte vorlegen können. "Im Januar waren noch alle munter", sagte sie und wies darauf hin, dass ihr der Entwurf zu spät komme. Vor einer Woche, am Donnerstag, sei die nicht öffentliche Vorbesprechung gewesen, am Dienstag habe der Marktgemeinderat schon abstimmen müssen. Sie forderte, dass endlich ein Kämmerer eingestellt werden müsse. Im Herbst schon sollte sich der Marktgemeinderat zusammensetzen und die groben Finanzstrukturen für 2021 festlegen. Den Haushaltsentwurf bezeichnete sie als unspektakulär. Die Marktgemeinde könne alle ihre Pflichtaufgaben erfüllen.

Ecker wollte diese Kritik so nicht auf sich sitzen lassen. Au sei von Corona schwer getroffen worden. Schon vor der Pandemie habe es eine Krankheitswelle in der Marktgemeinde gegeben. Teilweise habe die Hauptverwaltung im Rathaus nur noch zu zweit gearbeitet. Dass ein Bürgermeister in Personalunion nicht auch noch Kämmerer sein könne, wie das seit 1966 in Au Tradition ist, sieht Ecker ebenso. "Das geht nicht mehr nebenbei." Dass die Planung bis zum Jahr 2023 "unspektakulär" sei, weist der frühere Bürgermeister zurück. In der Finanzplanung steckt die Ortssanierung drin, die mit etwa acht Millionen Euro zu Buche schlägt. "Das Geld kommt nicht vom Heiligen Antonius", sagte Ecker. Man müsse die Größe der Marktgemeinde sehen und das Finanzvolumen, das es umzusetzen gelte. Der Haushalt sei bis zum Letzten ausgereizt.

Bürgermeister Hans Sailer (FW) sagte, Projekte für 2021 seien ja schon auf den Weg gebracht. Das Geld sei gebunden, auch wenn es noch Möglichkeiten zur Korrektur gebe. Die Planung beinhalte nichts Neues und finanziell habe die Marktgemeinde nicht viel Spielraum. Ein künftiger Kämmerer könne natürlich zum Ende des Jahres einen Vorbericht geben. "Dann sieht man die künftige Entwicklung."

"Das ist das Beste, was wir bekommnen", lobte Erika Wittstock-Spona, Fraktionssprecherin der Freien Wähler im Marktgemeinderat, den Haushaltsentwurf. "Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem", zitierte sie aus einem Schlager von Johanna von Koczian. Diese Worte hätten sich ihr bei den Äußerungen von Barbara Prügl aufgedrängt. Doch das Gegenteil sei der Fall. "Da steckt harte Arbeit drin."

Der Gesamthaushalt der Marktgemeinde umfasst knapp 21 Millionen Euro. Das sind 7,7 Prozent weniger als im Vorjahr (22,7). Auf den Verwaltungshaushalt entfallen knapp elf Millionen (zehn). Das ist ein Plus von 8,7 Prozent. Im Vermögenshaushalt läuft ein Minus von 20,5 Prozent auf. Das ist nicht nur Corona geschuldet, sondern es schlägt auch die Sanierung der Grundschule zu Buche. Der Vermögenshaushalt für 2020 beträgt gut zehn Millionen Euro. Im Vorjahr waren es noch 12,5 Millionen Euro.

Bis zu 1,5 Millionen Euro an Krediten wird die Marktgemeinde in diesem Jahr aufnehmen - sofern alle geplanten Projekte in Angriff genommen werden. Der aktuelle Schuldenstand soll zum Ende dieses Jahres etwa 2,5 Millionen Euro (im Vorjahr: 1,1 Millionen) betragen, die Pro-Kopf-Verschuldung auf 401 Euro (186) steigen. Größte Posten bei den Investitionen sind die Sanierung der Grundschule (3,8 Millionen), die Freizeitanlage am Klosterberg (950 000) und Straßenbaumaßnahmen (1,37 Millionen).

Die Marktgemeinde will außerdem ein Gutachten zum Zustand der Hopfenhallen zwei und drei erstellen lassen. Um dabei in den Genuss von Zuschüssen zu kommen, müssen diese in das Sanierungsgebiet aufgenommen werden, das bislang nur die Untere und Obere Hauptstraße umfasst. Dies wird vor 2021 nicht der Fall sein. Einen entsprechenden Antrag hatte Michael Hagl (GoL) vorgetragen.

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