Filmprojekt aus Niederösterreich:Freisings Bedeutung für die Entwicklung Mitteleuropas

Filmprojekt aus Niederösterreich: Groß-Enzersdorf in Niederösterreich gehörte vom 12. Jahrhundert bis 1803 dem Hochstift Freising an.

Groß-Enzersdorf in Niederösterreich gehörte vom 12. Jahrhundert bis 1803 dem Hochstift Freising an.

(Foto: Volker Preusser/imago)

Historikerin will die Landnahme in den Grenzgebieten vor 1000 Jahren im heutigen Österreich dokumentieren und wünscht sich einen Zuschuss. Die endgültige Entscheidung darüber wurde vertagt, bis sich auch Geschichtsreferent Guido Hoyer mit dem Thema befasst haben wird.

Von Kerstin Vogel, Freising

"Landnahme" heißt das Filmprojekt aus Niederöstereich ein wenig unschön - doch es könnte aus Sicht der Freisinger nicht weniger leisten, als die Bedeutung ihrer Stadt "für die Entwicklung Mitteleuropas zu dokumentieren". Deshalb wurde am Montag im Finanzausschuss über eine finanzielle Unterstützung für die Historikerin Anita Lackenberger und ihre "Kreativlösung Filmproduktion" diskutiert. Die endgültige Entscheidung darüber wurde vertagt, bis sich auch Geschichtsreferent Guido Hoyer mit dem Thema befasst haben wird.

Inhaltlich geht es bei dem Filmprojekt um die Besiedlung damaliger Grenzgebiete im heutigen Österreich und damit auch des Bereichs von Groß-Enzersdorf in Niederösterreich, das vom 12. Jahrhundert bis 1803 dem Hochstift Freising angehörte - "eine historische Reflexion auf die tausend Jahre seit der Besitznahme des heutigen Groß-Enzersdorf durch Freising", wie es in einer Stellungnahme der Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf heißt.

Eine weitgehend friedliche und fruchtbare Zeit

Die Niederösterreicher interessiert demnach "das Konzept einer Landnahme durch Freising in einem als Niemandsland besiedelten Gebiet, in dem Völker, Lebensweisen und Religionen aufeinander prallen". Die Co-Existenz von ungarischer Jurte, Schamanentum, slawischer Bevölkerung und "bayerischen Geschenk-Annehmern" sei in einen Jahrhunderte währenden Besitz von Freising gemündet - "und in eine bis auf einige Ausnahmen friedliche und fruchtbare Zeit", wie es in der Stellungnahme weiter heißt.

Freising habe natürlich etliche Niederlassungen gehabt. Das Besondere an Groß-Enzersdorf aber sei, dass es der definitive Ostpunkt der bayerischen Kolonisation im heutigen Österreich war. Die Freisinger hätten sich sozusagen mitten im Grenzgebiet niedergelassen. Bis heute sei die Diözese Freising führend bei den Ostkontakten. In vielen Bereichen habe sich die Landwirtschaft aus bayerischen Regeln heraus entwickelt und Groß-Enzersdorf sei auch ein "Horchposten in Zeiten von Ungarn- und später Türkengefahr" gewesen. All das biete einen Blick auf die europäische Kolonialgeschichte des frühen Mittelalters.

Die Stadtgemeinde Groß-Enzersdorf und das Land Niederösterreich fördern das Filmprojekt deshalb bereits - und Mitte vergangenen Jahres hatte sich Anita Lackenberger mit der Bitte um weitere Unterstützung auch an die Stadt Freising gewandt. Konkret wünschte sie einen finanziellen Beitrag in Höhe von 20.000 Euro. Als Gegenleistung habe die Historikerin den Freisingern die nicht-kommerzielle Nutzung des Films für den Kultur- und Museumsbereich der Stadt Freising, eine Nutzung im Zuge der Städtepartnerschaften sowie andere Verwertungen angeboten, erklärte Hauptamtsleiter Rupert Widmann am Montag im Finanzausschuss.

Eine verbindliche Zusage dieser Nutzungen sollte dann auch Bedingung für den Zuschuss sein, den die Stadtverwaltung in ihrem Vorschlag gleichwohl auf 5000 Euro reduziert hatte. Die Mitglieder des Finanzausschusses waren dann auch durch die Bank geneigt, dem zuzustimmen. Trotzdem folgten sie einem Vertagungsantrag der Grünen-Stadträtin Susanne Günter, damit Geschichtsreferent Guido Hoyer eben noch einen Blick auf das Projekt werfen kann.

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