Feuerwehreinsatz bei Freising:Nicht auf einer Welle

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Die Baustelle an der A 92 bei Freising (Foto: Marco Einfeldt)

Dass Feuerwehrleute nach einem Unfall auf der A92 kilometerweit zu Fuß über die Autobahn laufen mussten, hat vermutlich mit Schwierigkeiten in der Funkabstimmung zu tun.

Von Thilo Schröder, Freising

Für die einen wird der Einsatz als Ärgernis in Erinnerung bleiben, die anderen hätten das womöglich verhindern können, sofern sie denn informiert worden wären: Beim Feuerwehreinsatz nach einem Motorradunfall am Sonntagabend auf der A 92 zwischen Erding und Freising-Ost kam es offenbar zu Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Einsatzkräften aus Attaching und Eitting (Kreis Erding).

Da der Unfall innerhalb des Baustellenabschnitts passierte, war es nach Angaben von Feuerwehr und Autobahndirektion nicht möglich, eine Rettungsgasse zu bilden. Die Eittinger, dadurch im Rückstau feststeckend, machten sich schließlich etwa zwei bis drei Kilometer von der Unfallstelle entfernt zu Fuß auf den Weg. Als sie eintrafen, hatten die Attachinger die Lage bereits unter Kontrolle. Von dem Hitzemarsch der Kollegen habe man nichts gewusst. So schildert es Anton Lacherbauer, Kommandant der Feuerwehr in Attaching. Was lief schief?

Grundsätzlich gibt es klare Vorgaben

"Grundsätzlich fahren Einsatzfahrzeuge in solchen Unfallsituationen aus beiden Richtungen ein", sagt der Pressesprecher der Feuerwehr Freising, Florian Wöhrl. Bei landkreisübergreifenden Einsätzen ergebe sich in der Abstimmung das Problem, dass auf unterschiedlichen Kanälen gefunkt werde. Die Leitstelle lege allerdings bei derlei Einsätzen vorab fest, auf welcher gemeinsamen Funkgruppe der Einsatz abgewickelt werde. "Es ist eigentlich überhaupt kein Problem, über Landkreise hinweg zu kooperieren. In Zeiten Integrierter Leitstellen ist das eigentlich Routine."

Am vergangenen Sonntag hat diese Routine anscheinend versagt. Mit den Kollegen aus Eitting habe es "vorher keine Absprache" gegeben, sagt Lacherbauer. "Es gibt keinen gemeinsamen Funkkanal", bestätigt er Wöhrls Aussage. "Es sei denn, die Leitstelle leitet an, dass alle dieselbe Funkgruppe nutzen." Was in jener Situation nicht der Fall gewesen sei. "Der Funkspruch kam, als die Eittinger schon fast da waren, die waren schon in Sichtweite. Wir haben bis dahin nicht gewusst, dass die feststecken."

Es gebe zwar zusätzliche Funkgeräte, mittels derer mit anderen Feuerwehren unabhängig vom landkreisinternen Funkkanal kommuniziert werden könne; die aber hätten nur eine Reichweite von etwa eineinhalb Kilometern. Da die Eittinger etwa drei Kilometer entfernt stecken geblieben waren, hätte ihnen diese Funkverbindung also nichts genutzt, mutmaßt Lacherbauer.

Der Eittinger Kommandant Georg Kohlhuber hat die Situation ähnlich wie sein Attachinger Kollege erlebt, und auch er kennt das Problem mit den unterschiedlichen Funkkanälen. "Normalerweise hätten wir auf die Freisinger Kanäle schalten sollen." Aber: "Wir wussten nicht, dass auch andere unterwegs sind." Also habe man sich entschieden, zu Fuß loszulaufen. "Wir wussten nicht genau, wie weit das ist", sagt er. Abwarten sei keine Option für ihn gewesen. "Man will ja helfen."

Hätten die Eittinger Feuerwehrleute statt des Fußmarschs auch über die Baustelle den Stau umfahren können? "Es gibt eine Behelfseinfahrt, über die ist es zeitweise möglich, die gesperrte Fahrbahn zu nutzen", sagt Wöhrl. "Das ändert sich aber täglich. In der Regel ist das schwierig, darauf ist die Planung nicht ausgelegt."

Auch wenn es in der Feinabstimmung offenbar gehakt hat, scheint der Einsatz gelungen

Auch wenn es in der Feinabstimmung offenbar gehakt hat, scheint der Einsatz gelungen. "Es haben alle einen guten Job gemacht", betont der Pressesprecher der Autobahndirektion Südbayern, Josef Seebacher. Man werde sich dennoch mit Feuerwehr, Polizei und Integrierter Leitstelle treffen, um die Kommunikation nochmals zu verbessern. Der Regelfall sieht ohnehin anders aus als am Sonntagabend, Kommandant Anton Lacherbauer sagt: "So was ist eigentlich einmalig." Auch bei Georg Kohlhuber scheint der Frust über den Hitzemarsch abgeklungen, er sagt: "Ich mache keinem Vorwürfe." Eine weitere, eher generelle positive Nachricht hat der Kommandant: "Seit Beginn der Baustelle sind die Unfallzahlen zurückgegangen."

© SZ vom 24.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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