Festival in Eching:Wie Urlaub mit Musik

Lesezeit: 3 min

Eching im Zeichen des Sonnenrot-Festivals: Die Vorfreude der Besucher ist groß. Kein Wunder: Es kommen hochkarätige Bands und Künstler - darunter The Notwist, Maximo Park und Adam Green.

Alexandra Vettori

Sie strömen herbei, junge, hippe Leute, schwer bepackt mit Zelten, und Schlafsäcken. Es ist wieder Sonnenrot-Festivalzeit in Eching, Ausnahmezustand herrscht auf dem sonst so beschaulichen Freizeitgelände. Am Freitag, gegen 12.30 Uhr, eine halbe Stunde vor dem Auftritt der ersten Band sind 1500 Besucher da, minütlich werden es mehr.

Feiern zu guter Musik: Junge Leute belagern das Festivalgelände in Eching. (Foto: region.frs)

Alexander Wolff, Organisator des Sonnenrotfestivals, ist überall, unablässig summt sein Handy, doch der Mann ist die Ruhe selbst. Er startet zum ersten Rundgang, seit die Eingänge geöffnet sind. Als er die Besucherzahl hört, lächelt er: "Wenn jetzt schon so viele da sind, dann ist es am Abend voll."

24 Bands spielen, darunter große Namen: Diskostürmer Jan Delay, die Berliner Band 2raumwohnung, und um 1 Uhr nachts spielen noch Donuts auf. Der Samstag verspricht nicht minder Vergnügen, mit The Notwist, Maximo Park und Adam Green und vieles Hochkarätiges mehr. Die beiden elf Meter hohen Bühnen erhalten gerade den letzten Schliff. In der Tiefe der Hauptbühne blinkt die Lightshow für Jan Delay.

Zwölf Mann haben vier Stunden lang all die Lämpchen angeschraubt und miteinander verkabelt. Die sommerliche Hitze liegt drückend über der ausgetrockneten Grasfläche des Konzertplatzes, trotzdem versammelt sich eine ansehnliche Gruppe Tanzwütiger, als die erste Band des Festivals, An horse, beginnt. Am Abend toben hier dann die Massen.

Neben dem Bühnenplatz liegt die Chillout-Area. "Hier können sich die Besucher entspannen", sagt Wolff zufrieden. Selbst jetzt in der Mittagshitze wirkt das Areal einladend, mit Liegestühlen, Bar, sanfter Hintergrundmusik. Zwei Mädels sitzen im Schatten: "Ich war letztes Jahr schon hier, es ist einfach super, weil man immer von einem Bereich in den nächsten gehen kann", sagt Marina, 18, ihre Freundin kichert, "und soo coole Leute." In der drückenden Hitze im Shisha-Zelt wabert der Duft der Tabaksorten: Erdbeere, Melone, Apfel. Thorsten Pieplow, Besitzer der Lounge, reiht die Wasserpfeifen aneinander.

Sieben Euro kostet so ein chilliges Rauchvergnügen, bei dem man auf Diwan oder Hocker ruht.

Vor dem Zelt ist schon die Feuerstelle für den Abend bereitet, dann gibt es in der Chillout-Area auch Lagerfeuerromantik. Das Holz, betont Wolff, habe ein Echinger Landwirt geliefert. "Wir beziehen alles aus Eching, nur, was es hier nicht gibt, wird angekarrt." Alexander Wolff schwelgt in Lobeshymnen für die Echinger Gastfreundlichkeit.

Zwar hat es im vergangenen Jahr ein paar Proteste wegen des Lärms gegeben, "aber wir versuchen das zu regeln", verspricht er. Hinter den Plastiktrennwänden erstreckt sich das Campinggelände. Zelt reiht sich an Zelt, die Luft flirrt. Ein Strom von Menschen bewegt sich dem der Anreisenden entgegen, der Badesee, kaum hundert Meter entfernt, ist das Ziel. "Wie Urlaub" strahlt Jens aus Ebersberg auf die Frage, wie er das Festival finde. Größtmögliche Behaglichkeit für die Besucher ist das Ziel der Sonnenrot-Macher.

An den Dixie-Klos kommen sie trotzdem nicht vorbei, zu wenig Wasseranschlüsse sind da. Dennoch gibt es auch ein paar Wasserklos, Duschen und eine Gratis-Wasserstelle. Wildpinkler versucht man durch mobile Pissoirs in geordnete Bahnen zu lenken. Außerdem bekommt jeder, der übernachtet, einen Müllsack und zahlt fünf Euro Pfand. Ist der Sack bei Abreise zu drei Vierteln voll, gibt es das Geld zurück. 400 Helfer sind im Einsatz, die Organisation ist schon im Vorjahr als sehr professionell gelobt worden.

Im Backstagebereich geht es so früh am Tag noch ruhig zu. Im Hauptzelt ist ein Buffet aufgebaut, quasi rund um die Uhr. Ein Dutzend Hauptgerichte, von einem Küchenchef frisch zubereitet, viele Salate, alles vom Feinsten. Bis mittags gibt es Frühstück, bis 15 Uhr Mittagessen, immer Obst und Süßigkeiten, dann Kaffee und Kuchen, bis 3 Uhr nachts Abendessen. Ein Friseur tut seinen Dienst, ein Masseur, es gibt Kicker und Tischtennisplatten zum Zeitvertreib. Rundumbetreuung also.

"Die Bands sind hier den ganzen Tag, da muss man schon was bieten", erklärt Wolff. Auf die Frage, wie er selbst den Stress aushalte, lächelt er nur: "Ich bin Veranstalter aus Überzeugung, ich mag das." Und der Blick zum Himmel? Diesen Stress mag er auch. Außerdem - ob die Turnhalle leer ist, danach hat er sich schon erkundigt, vorsichtshalber, denn für heute sind Gewitter angesagt.

© SZ vom 17.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: