Süddeutsche Zeitung

Fahrstunden mit FFP2-Maske:Führerschein in Reichweite

Die Fahrschulen dürfen am Montag unter strikten Hygiene-Auflagen ihren Unterricht aufnehmen. Dirk Dlugosch war im Lockdown nicht untätig und kann die Theorie-Einheiten jetzt auch online anbieten.

Von Gabriel Wonn, Freising

Während der Distanzunterricht für weiterführende Schulen in Bayern bestehen bleibt, dürfen am kommenden Montag neben den Grundschulen auch die Fahrschulen wieder öffnen. Dass dann nicht mehr nur die Schulung angehender Berufsfahrerinnen und -fahrer erlaubt ist, freut auch die Freisinger Fahrlehrer. Sie hoffen, künftig wieder einen breiten Kundenstamm betreuen zu können - und damit zumindest halbwegs die durch die Corona-Pandemie entstandenen finanziellen Verluste auszugleichen. Der Zeitpunkt der Öffnung war nicht unbedingt absehbar: Einige Fahrschulen haben gerade erst auf Online-Alternativen umgestellt.

Grundsätzlich ist die neuerliche Entwicklung an die Einhaltung coronakonformer Schutzmaßnahmen geknüpft. Fahrschulen "bedürfen insbesondere eines Schutz- und Hygienekonzepts. Es besteht Maskenpflicht und im Fahrzeug FFP2-Maskenpflicht", heißt es im Bericht aus der Kabinettssitzung der bayerischen Staatsregierung vom 11. Februar.

Hygienekonzepte wurden zwar bereits praktiziert, trotzdem war der Fahrschulunterricht seit Beginn des Lockdowns gestrichen worden

Obwohl solche Konzepte bereits vor Dezember 2020 in den Freisinger Fahrschulen praktiziert wurden, waren seit Beginn des Lockdowns sowohl Theorie- als auch Praxisunterricht gestrichen worden. Dirk Dlugosch, Inhaber der Fahrschule Dlugosch, hat deshalb in der Zwischenzeit auf Online-Theorieunterricht umgerüstet, was mit einigem Aufwand und Schwierigkeiten verbunden war, wie er berichtet. Noch im Dezember sei er generell von einer längeren Schließung ausgegangen. Dass überhaupt die Möglichkeit zu Online-Formaten bestand, habe er mehr oder weniger zufällig erfahren. In einem Telefonat mit einem befreundeten Fahrschulinhaber in Nürnberg habe er erfahren, dass ein solches Konzept zugelassen sei. Dieser Kollege habe gegen den Freistaat Bayern geklagt und das Recht darauf eingefordert. "Er hat mir erklärt, was ich beachten muss, wenn ich das selbst machen will. Daraufhin habe ich 120 Stunden reine eigene Arbeitszeit investiert und das eingerichtet", sagt Dlugosch.

Für den Ausbau der Einrichtung gebe es keine finanzielle Unterstützung und auch die Kosten des Genehmigungsverfahrens habe er selbst tragen müssen, so der Fahrschulbetreiber. Mehr noch: Er sei verpflichtet, den Online-Unterricht durch die in seinem Fall zuständige Regierung der Oberpfalz überwachen zu lassen und für diese Arbeitsleistung ebenfalls eine Gebühr zu entrichten. Die Kosten könne er an seine Kundinnen und Kunden allerdings nicht weitergeben, weiß Dlugosch: "Dann bin ich zu teuer." Faktoren, die beispielsweise Günther Pletschacher, Inhaber der Fahrschule Pletschacher, eher abgeschreckt haben: "Das ist ein riesiger Aufwand und es geht doch am Montag sowieso wieder los. Manche machen es, manche nicht. Ich habe die Leute lieber direkt vor mir ab Montag."

Technisch ist Dirk Dlugosch jetzt auf dem neuesten Stand

Tatsächlich fällt auch für Dirk Dlugosch der Start des Online-Unterrichts in dieser Woche fast genau mit der Öffnung der Fahrschulen zusammen. Darüber ärgere er sich aber keineswegs: "Ich bin jetzt für die nächsten zehn Jahre technisch optimal aufgestellt, da brauche ich mich nicht zu verstecken. Auch ich selbst als Person bin auf dem neuesten Stand und kann wirklich mitreden." Er wolle in Zukunft beide Varianten, Präsenz- und Online-Unterricht, zur Abstimmung unter den Schülerinnen und Schülern stellen: "Das muss die Mehrheit entscheiden. Ich kann jetzt eben diese Option anbieten, wenn sich die Schüler online besser vor Corona geschützt fühlen." Beides parallel könne er nicht stemmen, obwohl er damit seinen Kundenstamm erheblich vergrößern könnte. Das wäre eine Überforderung, darunter würde die Qualität des Unterrichts leiden.

Vor allem aber sieht sich Fahrschulleiter Dirk Dlugosch nun nicht nur lang-, sondern auch kurzfristig gerüstet: "Wer sagt denn, dass wir nicht an Ostern wieder zugemacht werden? Dass eine neue Situation mit Corona entsteht? Dann muss ich nicht wie letztes Jahr meine Kunden vor den Kopf stoßen, sondern kann meine Arbeit zu Ende bringen. Und das tut beiden Seiten gut."

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SZ vom 17.02.2021/ilos
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