Süddeutsche Zeitung

Fahrradstraßen in Freising:Leserbrief

Gefahrenstellen bleiben

Zum Artikel "Mehr Sicherheit für Radfahrer" in der Ausgabe vom 11. September:

Da ich seit 15 Jahren täglich mit dem Fahrrad über die Karlwirtkreuzung an der AOK vorbei über die Wippenhauser Straße zum Camerloher-Gymnasium fahre, musste ich mich über die doch sehr positive Berichterstattung zu den Fahrradstraßen in dem Artikel sehr wundern. Sicher ist es für die Radfahrer und -innen von Freising als Erfolg einzustufen, dass die Kommune wenigstens versucht, für mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen. Ob die Planung allerdings sinnvoll ist, sei dahingestellt.

Die viel gerühmten Fahrradstraßen werden an Stellen angelegt, an denen das Fahren auf der Straße sowieso relativ unproblematisch ist, also auf Abschnitten, in denen sich keine Kreuzungen oder Einmündungen befinden. An den für Radler gefährlichen Stellen ist die Markierung aber leider zu Ende - Beispiel Wippenhauser Straße stadtauswärts, wo genau an der Bushaltestelle vor der AOK, also noch lang vor der eigentlich problematischen Stelle der Rechtsabbiegerspur in die Kammergasse, die Fahrradstraße endet. Gerade hier fahren täglich Hunderte von Schüler und Schülerinnen zum Schulzentrum, und die Fahrradstraße führt nicht dazu, dass diese von den nach rechts abbiegenden Autofahrern nicht mehr behindert und geschnitten würden, sondern schafft im Gegenteil eher Verwirrung bei den Schülern: Ohne Markierung geradeaus fahren? Oder rechts auf den Gehweg und über die Fußgängerampel schieben - und dabei Fußgänger behindern? Vor allem ist das Ende der Fahrradstraße die Aufforderung für die Autofahrer, die in die Kammergasse wollen, nach rechts zu ziehen, und das gerne ohne Rücksicht auf sich zufällig noch im Weg befindliche Radler. Hier bräuchte es eine klare Markierung über die Ampel hinaus!

Genauso die bereits vor einigen Jahren eingeführte Regelung, die Gehsteige an der Saarstraße beidseitig auch für Fahrradfahrer freizugeben: Problematisch ist nicht die Fahrt entlang der Straße, sondern die Überquerung der Karlwirtkreuzung sowohl Richtung Schulzentrum als auch stadtauswärts. Genau hier wird man von Autofahrern, die leider nicht verstehen können, dass auch Radfahrer über eine Kreuzung fahren müssen, gerne beschimpft oder geschnitten. Eine Alternative wäre auch hier, das Fahrrad über die Fußgängerampel zu schieben - leider ist das zu Stoßzeiten etwa um kurz vor acht Uhr schlicht aus Platzgründen nicht möglich, da zu dieser Zeit auch sehr viele Fußgänger unterwegs sind. Hier bräuchte es ebenfalls klare Markierungen für Radfahrer in alle vier Richtungen, auch wenn die Kreuzungen baulich sehr eng sind.

Die Stadt Freising müsste die genannten neuralgischen Punkte tatsächlich soweit möglich baulich verändern - die einfache Markierung der Fahrradstraßen ist nur ein Trostpflaster, das eher schlecht gemacht als gut durchdacht ist. Leider habe ich seit vielen Jahren den Eindruck, dass sowohl bei den Stadträten als auch in der planenden Verwaltung nur sehr wenige Personen selbst täglich mit dem Fahrrad in Freising fahren - was sich übrigens auch bei den eher blamablen Ergebnissen von Verwaltung und Stadtrat beim Stadtradeln zeigt. Schritt eins wäre meiner Meinung nach, dass alle Mitglieder von Bauamt und Stadtrat, die in Freising wohnen, mindestens ein halbes Jahr täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit oder zu den Sitzungen fahren müssen, um aus eigener Anschauung die Probleme in der Verkehrsführung zu kennen.

Daniela Spies, Lehrerin am Camerloher-Gymnasium

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Quelle:
SZ vom 21.09.2020
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