Expressbus von Freising nach Garching:Zu viel Vorlauf

Expressbus von Freising nach Garching: Bis der Expressbus nach Garching in Betrieb genommen wird, müssen die Freisinger noch mindestens bis Oktober 2021 warten.

Bis der Expressbus nach Garching in Betrieb genommen wird, müssen die Freisinger noch mindestens bis Oktober 2021 warten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Agenda-Gruppe freut sich, dass ihr Vorschlag für einen Expressbus nach Garching aufgegriffen worden ist. Die Umsetzung aber dauert Josef Beck zu lange, er hätte sich einen raschen Probebetrieb gewünscht.

Von Alexandra Vettori, Freising

Was die Beschlussfassung angeht, ist es mit dem Express-Bus von Freising nach Garching exorbitant schnell gegangen. Ziemlich genau vor einem Jahr hat die Freisinger Agenda-Gruppe "Energie und Klimaschutz" das Thema erstmals auf die Tagesordnung gebracht und dem Landrat 1515 Unterstützerunterschriften übergeben - vergangene Woche hat der Kreistag mit Segen des MVV die neue Linie beschlossen. So weit die gute Nachricht. Die schlechte: Die ersten Fahrgäste steigen erst am 1. Oktober 2021 ein.

Solange nämlich dauert es laut MVV und Landratsamt, bis die europaweite Ausschreibung für Busunternehmen unter Dach und Fach ist. Auch der erkorene Anbieter braucht einige Zeit, weil er Fahrzeuge anschaffen und Busfahrer, mittlerweile rar, einstellen muss. Für die Pendler aus Freising, die jetzt noch per S-Bahn nach Neufahrn und von dort mit dem Bus nach Garching fahren und dafür im Idealfall fast eine Stunde brauchen, ist das freilich bitter. Immerhin wird die öffentliche Verbindung auch von der Technischen Universität München als so schlecht empfunden, dass sie von ihrem Standort Weihenstephan eigene Busse zum Forschungscampus in Garching fahren lässt, in die allerdings nur Studenten einsteigen dürfen.

Auch Josef Beck von der Freisinger Agenda-Gruppe ist Betroffener, als Physiker fährt er regelmäßig zum Garchinger Forschungscampus. Er findet es schade, dass der Vorschlag der Agenda-Gruppe, einen Probebetrieb der Buslinie zu starten, bis die Ausschreibung gelaufen ist, nicht aufgegriffen worden ist. "Wir haben herausbekommen, dass Landkreise einen Probebetrieb ohne Ausschreibung starten dürfen. Da muss man nicht mal die üblichen MVV-Standards beachten, die dürfen mit alten Gurken fahren", so Beck. Vor so einem Probebetrieb habe sich der Kreis aber stets gedrückt, weil er die Kosten dafür alleine tragen müsste, wenn die Linie unrentabel sei. Jetzt, da der MVV grünes Licht erteilt habe, sei aber die Frage der Rentabilität beantwortet. Tatsächlich hat der MVV-Vertreter im Verkehrsausschuss des Kreistags betont, dass er ein gutes Fahrgastpotenzial sehe. Aus dem Landratsamt heißt es, gerade weil alle Beteiligten die Linie wünschten, habe man sich gegen einen Probebetrieb entschieden. Im Übrigen brauche auch der Vorlauf.

Die Route, auf der der Expressbus mit dem innovativen Namen X660 verkehren wird, steht weitgehend fest. Sie startet in Weihenstephan, hält in Freising wohl am Bahnhof und an der Schlüterstraße und dann in Achering, Mintraching und Dietersheim. Ziel sind möglichst wenige Stopps, damit die Fahrzeit unter einer halben Stunde bleibt. Harald Reents, CSU-Kreisrat und Hallbergmooser Bürgermeister, hat zwar angeregt, auch im Neufahrner Gewerbegebiet am Römerweg zu halten, wo nicht nur das große Kino ist, sondern auch ein Halt der Buslinie nach Hallbergmoos. Doch davon ist der MVV wegen fehlender baulicher Voraussetzungen nicht begeistert. Bislang geht man von zwischen 430 000 und 480 000 Euro für die Linie X660 aus. Geplant ist ein 40 Minuten-Takt mit zwei Bussen von Montag bis Freitag zwischen 6 und 22 Uhr.

Die Lokalausgaben der Süddeutschen Zeitung suchen gemeinsam mit dem MVV im Oktober den Busfahrer oder die Busfahrerin des Jahres. Ihre Favoriten können Fahrgäste auch per Mail vorschlagen: busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de.

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