Schneller nach München:An der A9 direkt in den Bus einsteigen

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Kurze Wege, wenig Zeitverlust: Direkt an der A9 bei Allershausen könnte, so die Idee, eine Expressbus-Haltestelle entstehen. (Foto: Grafik: Elisa Holzer)

Allershausen setzt sich nicht nur für einen Expressbus nach Garching ein, sondern auch für eine Haltestelle direkt an der Autobahn. Die Fahrtzeit würde sich dadurch verringern. Völlig illusorisch ist das nicht. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut hofft man, ein Pilotprojekt umsetzen zu können.

Von Petra Schnirch, Allershausen

Eine Express-Bushaltestelle direkt an der Autobahn, um das zeitraubende Ein- und Ausfahren an der Anschlussstelle zu vermeiden – das klingt nach einer fernen Zukunftsvision. Doch an der A9 könnte sie Wirklichkeit werden. Unter Federführung der Gemeinde Allershausen klopfen mehrere Partner derzeit die Möglichkeiten ab, wie ein Pilotprojekt umgesetzt werden könnte. Ein konkretes Vorbild gibt es bereits: In der Steiermark, zwischen Graz und Fürstenfeld, soll innerhalb der kommenden zwei Jahre ein solcher Halt geschaffen werden.

Allershausen hat ein Problem: Direkt an der A9 gelegen, ist die Gemeinde gut an München angebunden – allerdings nur mit dem Auto. Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt ins Stadtzentrum, sofern sich der Verkehr nicht staut. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln aber ist man gut eine oder sogar eineinhalb Stunden unterwegs.

Die Einführung des Expressbusses X610 von Mainburg über Au, Schweitenkirchen und Allershausen zur U-Bahn in Garching-Hochbrück ist knapp vor der Einführung an der Finanzierung gescheitert, weil nicht alle Landkreise mitziehen wollten. Für ein Pilotprojekt aber, so die Hoffnung, könnte es staatliche Zuschüsse geben. Deshalb denkt man in Allershausen groß: Mit einem neuen Halt direkt an der A9 wäre man in etwa 20 Minuten an der nächsten U-Bahn.

Dritter Bürgermeister Josef Lerchl (SPD) hat für die Idee wichtige Unterstützer gefunden. Die Mobilität ist das große Thema der Internationalen Bauausstellung (IBA) Metropolregion München, die in den kommenden zehn Jahren neue Konzepte entwickeln will und anders, als ihr Name vermuten lässt, keine Baumesse ist. Lerchl warb beim „Tag der IBA-Projektideen“ Mitte Dezember für das Expressbus-Konzept und lernte dabei Wolfgang Inninger vom Fraunhofer-Institut kennen.

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Der forscht mit seinem Team zu suburbanen Mobilitätshubs  – und sucht nach geeigneten Standorten. Am Mittwoch stellten Inninger und Lerchl bei einer Konferenz im Allershausener Rathaus ihre Ideen vor. Gekommen waren neben Kommunalpolitikern auch Vertreter des MVV, der Autobahn GmbH und der ADAC-Stiftung.

Trotz des fehlenden Bahn-Anschlusses wächst auch im westlichen Landkreis Freising die Bevölkerung. Es gebe aber keinen „praktikablen ÖPNV“ als Alternative zur Autobahn, kritisierte Lerchl. Eine neue Haltestelle an der A9 mit Querungsmöglichkeiten über vorhandene Brücken könnte eine Expressbus-Linie attraktiver machen, glaubt er. Auch der bereits bestehende Airport-Express von Ingolstadt zum Flughafen und sogar Fernbusse könnten dort halten.

Die A9 ist schon jetzt zu den Stoßzeiten völlig überlastet, der Zuzug in die Region aber wird anhalten. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Individualverkehr in den Städten sei nach wie vor groß, sagte Wolfgang Inninger, Abteilungsleiter des Fraunhofer-Projektzentrums Verkehr, Mobilität und Umwelt in Prien. P+R-Standorte sollten deshalb weiter vor der Stadt angelegt werden, als das bisher meist der Fall ist. Er möchte das Thema Multihub aus wissenschaftlicher Sicht angehen und zum Beispiel ermitteln, wie groß der Bedarf ist und wie viele Pendler man dadurch erreichen könnte. Toiletten, ein Café, Pendler-Parkplätze, Schnellladestationen oder Carsharing-Angebote könnten die Attraktivität erhöhen. Inninger hofft, mit Unterstützung der IBA das Konzept vertiefen zu können und nannte eine Umsetzung „nicht ganz illusorisch“.

Dass eine Bushaltestelle an der Autobahn machbar ist, zeigt ein Projekt aus Österreich, das der SPD-Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter kurz vorstellte. An der A2 ist ein Schnellbus-Stopp geplant, der von der Fahrbahn aus direkt zu erreichen ist. Gesichert wird er durch automatisierte Schranken. Von 2027 sollen ihn Fahrgäste auf der Strecke von Fürstenfeld nach Graz nutzen können. In Deutschland sei man noch nicht ganz so weit. Im Verkehrsministerium in Berlin sei es ihm bisher nicht gelungen, Unterstützung für ein solches Projekt zu finden, sagte Mehltretter.

Einer der Knackpunkte für die Realisierung wird die Finanzierung sein, auch für den laufenden Betrieb. Lerchl hofft auf eine Anerkennung als landesbedeutsame Buslinie. Die würde gefördert, auch Wochenend-Fahrten wären dann möglich. Markus Haller vom MVV bezweifelte, dass die Expresslinie mit einem Stunden-Takt auf Dauer kostendeckend sein werde. Lerchl aber hält das für möglich und verweist auf entsprechende Berechnungen des örtlichen Busunternehmers Ralf Boos. Auch rechtliche Hürden müssen noch geklärt werden.

Eine gute Busanbindung wird mehr und mehr zur Standortfrage

Der Allershausener Hotelier Christian Huber ist ein vehementer Fürsprecher des Expressbusses, da immer mehr Gäste ohne Auto anreisten. Für Unternehmen werde eine gute ÖPNV-Anbindung „mehr und mehr zur Standortfrage“, sagte auch Anton Hierhager (SPD), Zweiter Bürgermeister von Kranzberg. Selbst wenn der Betrieb der Linie nicht kostendeckend sei: Angesichts des Zuzugs habe man gar keine Alternative. Der Bau neuer Autobahnen sei jedenfalls keine Lösung, meinte er, weil die Bevölkerung das nicht akzeptieren würde.

In einem ersten Schritt wollen die Bürgermeister einen Vorstoß unternehmen, die Expresslinie X610 doch auf den Weg zu bringen, erst einmal ohne Haltestelle an der Autobahn. Wenn der Landkreis Kelheim nicht mitspiele, sagte Allershausens Bürgermeister Martin Vaas (PFW) fahre der Bus halt nicht bis nach Mainburg. Josef Lerchl glaubt jedenfalls, dass die Türen für das Projekt „sperrangelweit offen stehen“.

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