Experten raten, sich impfen zu lassen:Gutes Jahr für Zecken

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Viele freuen sich auf wärmere Temperaturen im Frühjahr, allerdings steigt damit auch die Gefahr eines Zeckenstichs. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

In diesem Sommer gibt es aufgrund des milden Winters besonders viele der Spinnentiere. Der Landkreis Freising zählt, wie fast alle Regionen in Bayern, zu den FSME-Risikogebieten

Von Gudrun Regelein, Freising

Sie saugen Blut und sie übertragen Krankheiten: Mit den steigenden Temperaturen sind auch die Zecken wieder aktiv geworden, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose übertragen können. Für diesen Sommer erwarten die Experten ein höheres Infektionsrisiko. Denn wegen des milden Winters werde es wie schon im Vorjahr besonders viele Zecken geben, sagen sie.

"Jeder, der sich gerne im Freien aufhält, sollte sich unbedingt impfen lassen", sagt der Freisinger Allgemeinarzt Odo Weyerer. Das betreffe nicht nur Hundebesitzer, Spaziergänger, Wanderer und Jogger, sondern auch Gartenbesitzer. Denn in den Gärten sitzen die Spinnentiere genauso auf Gräsern und in Büschen, zwei Drittel der Zeckenstiche geschehen sogar dort.

"Das Risiko eines Zeckenstichs sollte nicht unterschätzt werden", sagt Odo Weyerer. Im vergangenen Jahr gab es in der Gemeinschaftspraxis, in der er praktiziert, zwei Fälle von Hirnhautentzündung in Folge eines Zeckenstichs - einer davon sogar mit Todesfolge, berichtet er. Auch in diesem Frühjahr sind bereits viele Patienten gekommen, die von dem Spinnentier gestochen wurden. Vielleicht sei das ja auch coronabedingt, sagt Weyerer. "Die Menschen waren so lange eingesperrt, da geht man gerne wieder in die Natur raus." Wichtig aber sei, sich zu schützen.

Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml warb am vergangenen Donnerstag für eine Schutzimpfung gegen FSME. Sie sagte bei einer Pressekonferenz in München, das Risiko, sich mit FSME anzustecken, sei von April bis Oktober am größten. "Deshalb ist es jetzt höchste Zeit für die Schutzimpfung." Laut Huml lag die Zahl der gemeldeten FSME-Fälle in Bayern in den vergangenen drei Jahren immer über 200. Im Landkreis Freising bewegte sie sich jeweils im unteren einstelligen Bereich: 2017 gab es einen Fall, 2018 waren es drei Fälle, 2019 fünf. In diesem Jahr wurde dem Freisinger Gesundheitsamt bisher ein FSME-Fall gemeldet, teilt Eva Zimmerhof mit, Pressesprecherin des Freisinger Landratamtes. "Dass das bereits einen deutlichen Anstieg bedeutet, kann man daraus aber nicht ablesen", sagt sie. Dazu müsse man die Fallzahlen erst über einen längeren Zeitraum hinweg beobachten.

Aber auch das Gesundheitsamt empfiehlt eine Impfung gegen FSME - die Kosten dafür würden von den Krankenkassen übernommen, sagt die Sprecherin. Eine Impfung aber gibt es nur gegen FSME, nicht gegen Borreliose, eine Bakterieninfektion.

Deshalb sollte man nach einem Stich - wenn die Zecke nicht selber abfällt - diese zum Beispiel mit einer Pinzette entfernen, rät der Mediziner Odo Weyerer. "Danach die Stelle gut beobachten und bei einer Rötung zum Arzt gehen." Um einen Zeckenstich zu verhindern, sollte leichte, lange und helle Kleidung getragen werden. Auch festes Schuhwerk könne nützlich sein, zum Beispiel beim Pilzesammeln im Wald. Helfen können zudem Sprays oder Cremes, die die Spinnentiere abhalten. Im Optimalfall sprüht man seine Kleidung gleich mit ein. Am Abend beim Duschen sollte man sich dann gründlich auf Zecken absuchen und vor allem auch die Hautfalten kontrollieren.

Fast ganz Bayern gilt mittlerweile als FSME-Risikogebiet - nicht als solches wurden nur die kreisfreien Städte München, Augsburg und Schweinfurt und die Landkreise Fürstenfeldbruck und Dillingen an der Donau eingestuft. Als Risikogebiete gelten solche Landkreise, in denen in den vergangenen fünf Jahren mindestens einer von 100 000 Einwohnern an FSME erkrankt ist. Auch der Landkreis Freising zählt dazu.

Die Bayerische Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen geht davon aus, dass das Risiko einer Infektion mit dem Erreger der Hirnhautentzündung FSME in diesem Jahr um 50 Prozent höher liegt als im vergangenen Jahr. Grund dafür sei, dass der Anteil der erwachsenen Zecken an der Gesamtpopulation dieser Spinnentiere heuer von zehn auf dreißig Prozent angestiegen ist.

© SZ vom 05.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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