Freising:Schlagabtausch zur geplanten Event-Arena

FREISING: Bauplatz für zukünftige Event-Arena neben Franz-Josef-Strauss-Flughafen

"Was ist wichtiger, Klimaschutz, Verkehrsbelastung oder Kommerz?" So lautet ein Diskussionbeitrag zur geplanten Event-Arena.

(Foto: Johannes Simon)

Kaum ein anderes Projekt in der Region sorgt derzeit für ähnlich viel Diskussionsstoff wie die Pläne für die Event-Halle am Flughafen. Befürworter und Gegner liefern sich via Facebook einen Schlagabtausch.

Von Petra Schnirch, Freising

Ginge es allein nach den Nutzern der Facebook-Gruppe "Treffpunkt Freising", wäre die Sache schon entschieden. In dem Forum findet sich eine klare Mehrheit für den Bau einer Event-Arena am Flughafen. In einer Umfrage votieren 402 Personen für das Projekt, 74 dagegen. Dazu gibt es 140 Kommentare. Auch der CSU-Kreisverband positioniert sich pro Konzerthalle, während sich ein Bündnis aus Klima- und Umweltschützern kürzlich vehement dagegen ausgesprochen hat.

Kaum ein anderes Projekt in der Region sorgt derzeit für ähnlich viel Diskussionsstoff wie die Pläne der SW Munich Real Estate für eine Multifunktionshalle mit bis zu 20 000 Besucherinnen und Besuchern. Einer der beiden Geschäftsführer ist der Freisinger Lorenz Schmid. Seit die Flughafen München GmbH dem Verkauf eines Grundstücks westlich der Aral-Tankstelle für diesen Zweck zugestimmt hat, gewinnt die Debatte zunehmend an Dynamik. Während die einen die Aussicht auf große Konzerte lockt, warnen die anderen vor zusätzlichen Umweltbelastungen und Konkurrenz für Freisings Kulturstätten.

Auch Freising brauche dringend Räume für größere Tagungsveranstaltungen

"Ich denke, dass die Arena eine Bereicherung für Freising wäre: Steuereinnahmen, touristische Attraktivität, Anreiz, den Nahverkehr Richtung Freising auszubauen", schreibt eine Userin auf Facebook. Ein weiterer Nutzer fügt hinzu, "Freising ist jung und möchte Leben." CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger erinnert daran, dass die Hochschulen in Weihenstephan seit Jahren nach einem geeigneten Kongresszentrum in Freising suchten. "Auch die Stadt Freising würde dringend Räume für größere Tagungsveranstaltungen benötigen."

Gestartet hatte die Umfrage der frühere Uferlos-Organisator Michi Kasper, Inhaber einer Werbe-Agentur. Kultur höre für ihn "nicht da auf, sobald sie auch Geld einbringt", schreibt er auf Facebook. Man hätte die Chance, die "nachhaltigste Event-Arena Europas" zu bauen. Kasper reizt der Gedanke, "mit dem Fahrrad zum Stones-Konzert" zu fahren. Außerdem hätte Freising dann einen Ort, "auf den die Bewohner stolz sein könnten, der nicht über 100 Jahre alt ist", schreibt er weiter.

"Was ist wichtiger, Klimaschutz, Verkehrsbelastung oder Kommerz?"

Gegner des Großprojekts wie Grünen-Stadtrat Nico Heitz, der sich einen kleinen Schlagabtausch mit Kasper liefert, glauben dagegen, dass eine solche Event-Arena die Attraktivität der Stadt Freising nicht steigern würde, sondern allein dem Flughafen zugute käme. Heitz verweist auf Verkehrsprobleme und Versiegelung. Mit immer mehr Angeboten dort werde auch die Nachfrage nach Flügen steigen. "Und leider müssen wir mit echtem Klimaschutz mal anfangen", argumentiert er. "Auch wenn es natürlich ganz nett wäre, dass die großen Bands nicht 40 sondern 15 Minuten weit weg spielen. Aber ist es das wert?", fragt Heitz. Johann Englmüller gibt zu bedenken, dass man in Freising "immer mehr, mehr, mehr" wolle - während andere Regionen ausbluten. "Was ist wichtiger, Klimaschutz, Verkehrsbelastung oder Kommerz?", fügt er hinzu.

Ein anderer User findet dagegen, dass einige Freisinger versuchten, alles Neue "mit Klimaschutz weg zu argumentieren". Ein anderer blickt offenkundig etwas neidisch auf "coole Dinge" in anderen Kommunen und schreibt: "Wir sind rund 50 000 Menschen. Wir können und wollen nun mal nicht alle nur Gänseblümchen pflücken." Selbst ein Freisinger Kulturschaffender, der meist nicht auf der ganz großen Bühne steht, verspricht sich einiges von einer neue, multifunktionalen Halle, da dort laut Investor auch kleinere Veranstaltungen möglich sein sollen. "Das Spielstättenangebot in Freising ist nun mal sehr begrenzt", so der frühere Musikschulleiter Martin Keeser.

Die Freisinger CSU befürwortet die Pläne und nennt die Investoren mutig

Ein Bündnis aus Naturschutzverbänden und Klimaaktivisten hatte vor kurzem neben den Belastungen für die Umwelt auch vor Risiken für die Freisinger Kulturszene gewarnt, die unter der Konkurrenz am Flughafen zusätzlich leiden könnte, wie es in einem offenen Brief heißt. Wichtiger sei die Förderung lokaler Kulturstätten wie Kneipen und Gaststätten.

Zu einem anderen Urteil kommt die Freisinger CSU: Sie erwartet sich durch eine Event-Arena vielmehr eine Stärkung des "kulturellen Angebots in unserer unmittelbaren Nachbarschaft". Dass Freisinger Projektentwickler den Mut mitbrächten, "in Zeiten wie diesen langfristig in Kultur zu investieren, verdient Respekt", findet Kreisvorsitzender Florian Herrmann. Aufgrund der Verkehrsanbindung sei der Flughafen gut geeignet. Auswirkungen auf die Nachbarschaft seien dort geringer als in innerstädtischen Lagen.

Investoren wollen "Deutschlands nachhaltigste und modernste Konzertarena" bauen

"Dass sich dennoch bereits eine Koalition der Bedenkenträger zusammengefunden hat, bedauern wir sehr", so Herrmann weiter. "Diese scheint getragen vom Gedanken, jegliche Weiterentwicklung der Region zu verhindern", schiebt er noch hinterher. Notwendige Projekte wie die Verlegung der B 301 südlich der Anschlussstelle Flughafen bei Hallbergmoos oder auch der weitere Ausbau der Autobahn A 92 müssten mit Blick auf das Projekt "mit Vehemenz" vorangetrieben werden, fordert die CSU.

Die Investoren versichern unterdessen, dass sie "Deutschlands nachhaltigste und modernste Konzertarena" bauen und betreiben wollen. Gemeinsam mit einem Expertenteam arbeiteten sie an einer "Konzertarena-Klimastrategie". Diese soll laut Lorenz Schmid im kommenden Jahr vorgestellt werden.

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