75 Jahre EV MoosburgSchwarz gefärbte GI-Hemden und Narben im Gesicht

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Nicht mehr auf Natureis, aber noch unter freiem Himmel: Der EVM vor 21 Jahren bei einem Spiel im alten, offenen Stadion.
Nicht mehr auf Natureis, aber noch unter freiem Himmel: Der EVM vor 21 Jahren bei einem Spiel im alten, offenen Stadion. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Der im November 1949 gegründete Eissportverein Moosburg hat eine ereignisreiche Geschichte vorzuweisen – mit selbst gebastelten Ausrüstungsgegenständen, der schwierigen Suche nach einem geeigneten Eisplatz und Aufstiegsspielen zur Zweiten Bundesliga.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Landesliga-Gruppe B, zweite Klasse von unten, solider Mittelfeldplatz. Die Chancen auf die Playoffs sind mehr als ordentlich, weil sich dafür am Ende acht von zehn Teams qualifizieren. Die Eishockeyspieler des EV Moosburg stehen aktuell also ganz passabel da. Klar, die besten Zeiten hat der Verein längst hinter sich. Zeiten, in denen er mit namhaften Eishockey-Standorten wie Schwenningen oder Nürnberg in der Oberliga konkurrierte und dort später sogar die Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga erreichte. Aber auch wenn das alles Eis und Schnee von gestern ist, die Moosburger „Eishackler“ waren und sind in der Sportszene der Stadt eine feste Größe.

Der EVM, einer von nur drei Eishockey-Vereinen im Landkreis Freising, blickt auf eine lange Tradition zurück. Vor wenigen Wochen jährte sich die Gründung des Vereins zum 75. Mal. Dafür gab es nicht nur eine Ehrenurkunde von der Kreisvorsitzenden des Bayerischen Landessportverbands BLSV, Margit Conrad, sondern auch einen Gerätegutschein vom Bezirksverband. Schaden kann das sicherlich nicht, denn die Ausrüstung im Eishockey ist teuer.

Die BLSV-Kreisvorsitzende Margit Conrad überreicht EVM-Chef Georg Asen zum Jubiläum eine Ehrenurkunde und einen Gerätegutschein.
Die BLSV-Kreisvorsitzende Margit Conrad überreicht EVM-Chef Georg Asen zum Jubiläum eine Ehrenurkunde und einen Gerätegutschein. (Foto: Lena Gersdorf/EVM (oh))

Kaum irgendwo weiß man das so gut wie in Moosburg, wo man schon in den Anfangsjahren „die hohen Kosten für die Ausrüstung zu spüren“ bekam, wie es in einem historischen Abriss auf der Vereinshomepage heißt. Angefangen hatte alles kurz nach der Währungsreform im Jahr 1949. Ein paar Eissportbegeisterte hatten sich zusammengetan, um auf Weihern rund um Moosburg ihrer Leidenschaft nachzugehen und sich mit den Eishockey-Regeln vertraut zu machen.

Nach der offiziellen Vereinsgründung am 21. November 1949 ging es für den Eissportverein Moosburg erst einmal darum, einen eigenen Natureisplatz zu errichten. Ein Grundstück hinter dem Schwimmbad in der Bonau schien der ideale Standort zu sein, die Stadt und der damalige Bürgermeister Braun stellten es kostenlos zur Verfügung. Doch der Untergrund erwies sich als ungeeignet für die Eisbereitung. Der EVM suchte sich ein anderes Areal und wurde schließlich im früheren Kriegsgefangenenlager Stalag VII A fündig. Im „oberen Lager“ richtete man an der Schlesierstraße den Exerzierplatz als Eisfläche her.

In Bezug auf die kostspielige Ausrüstung für die Spieler zeigte man sich kreativ. Bei abendlichen Zusammenkünften in den Räumen des Moosburger Jugendclubs bastelte man Gegenstände wie Knieschützer oder Handschuhe einfach selbst zusammen. „Die erste Spielkleidung stellten damals schwarz gefärbte amerikanische GI-Hemden sowie weiße Hosen und rot-weiße Ringelstrümpfe dar“, schreibt der Verein auf seiner Website. Trikots in Grün und Gelb, wie sie die EVM-Spieler heute tragen, folgten erst später. Nicht zur Ausrüstung gehörten in den Anfangszeiten übrigens Helme oder Gesichtsschutz. Das galt auch für die Torhüter, die man gut an ihren vielen Narben im Gesicht erkennen konnte.

1950 nahm der EVM erstmals an der Verbandsrunde teil und gewann prompt das erste Spiel beim TSV Regensburg mit 1:0. Sportlich musste der noch junge Verein aber manches Mal auch ordentlich Lehrgeld zahlen. Denn „die Klatsche kam wenig später“, schreibt der BLSV in einer historischen Abhandlung zum EVM-Jubiläum: „Gegen eine zusammengewürfelte Mannschaft von Leuten, die in der amerikanischen Armee dienten, setzte es eine 0:26-Niederlage.“

Auch sonst lief nicht alles reibungslos, schließlich war man mit dem Freiluftplatz stark vom Wetter abhängig. Spielverlegungen und -ausfälle waren die Folge. Trotzdem hatte man es aber „geschafft, den Eishockeysport in Moosburg populär zu machen“, heißt es auf der EVM-Website.

1972 bekommt der Verein das ersehnte Kunsteisstadion

Allerdings musste der EVM erneut umsiedeln, als er wegen eines Bauvorhabens an der Schlesierstraße dort keinen Platz mehr hatte. Der Verein zog auf die Bahnwiesen, „wo erneut ein Eisplatz gebaut wurde – eine Baracke diente als Umkleide- und Aufenthaltsraum“. Auf vielfachen Wunsch gründete man auch eine Tennisabteilung. 1970 fusionierte der EVM mit dem Turnverein und den Fußballern der SpVgg zur SG Moosburg. Es entstand die bis heute bestehende Sportanlage auf der Schloss-Asch-Wiese.

Neben Tennisplätzen wurde dort 1972 das ersehnte Kunsteisstadion errichtet. Im Jahr 2009 wurde das Stadion saniert und überdacht, fünf Jahre später dann komplett geschlossen und zu einer Eishalle ausgebaut. Die Eishockeyspieler und der inzwischen eigenständige Tennis-Club sind übrigens längst nicht mehr Bestandteil der SGM. Die SpVgg ist mit Real Bonau zum FC Moosburg fusioniert.

Dort, wo der EVM 1972 sein erstes Kunsteisstadion erhielt, spielt der Verein inzwischen in einer geschlossenen Halle.
Dort, wo der EVM 1972 sein erstes Kunsteisstadion erhielt, spielt der Verein inzwischen in einer geschlossenen Halle. (Foto: Marco Einfeldt)

Seine erfolgreichsten Zeiten feierte der EVM, als er noch kein Dach über dem Kopf hatte. Mit dem damals neuen Kunsteisstadion kam in den 1970er-Jahren der Erfolg. Angeführt von den kanadischen Gregoire-Brüdern André und Ivon schafften es die Moosburger bis in die Oberliga, aus der sie sich aus finanziellen Gründen 1979 wieder zurückzogen. Mitte der 1980er-Jahre war der EVM unter Trainer Michael Eibl wieder zurück in der Oberliga, in der er die Aufstiegsspiele zur Zweiten Bundesliga erreichte, aber an der starken Konkurrenz scheiterte. Über die Regional- und die Bayernliga ging es 2001 dann runter in die Landesliga, wo der EVM nach einer abermaligen Bayernliga-Phase (2012 bis 2018) auch heute spielt.

Der BLSV verweist auf das große Engagement, das etwa der frühere Landshuter Bundesliga-Spieler Erwin Kraus oder Adolf Priller speziell auch im Jugendbereich in den Verein eingebracht haben. Aber auch der heutige Moosburger Vizebürgermeister Georg „Hadschi“ Hadersdorfer sowie die unterschiedlichen Vereinsführungen mit Hans Eder, Bastian Amann und Lorenz Held, Ludwig Kieninger oder engagierte Leute wie Johann „Stasi“ Stäringer und noch viele mehr bis hin zum heutigen Vorsitzenden Georg Asen haben in der ereignisreichen Vereinsgeschichte ihre Spuren hinterlassen.

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