Europawahl im Landkreis Freising:Wunsch nach Veränderung

Das Ergebnis zeigt, dass den Wählern offenkundig der Klimaschutz wichtig ist, aber auch dass eine gewisse Euroskepsis bleibt

Kommentar von Birgit Goormann-Prugger

Das Erfreuliche an diesem Ergebnis ist die deutlich gestiegene Wahlbeteiligung. Europa bewegt wohl doch einen großen Teil der Wähler im Landkreis. Das Ergebnis zeigt aber auch, dass sich die Menschen wohl Änderungen in der Europapolitik wünschen: Das starke Ergebnis der Grünen, die in Freising fast 30 Prozent geholt haben, macht deutlich, dass ihnen vor allem der Klimaschutz wichtig ist.

Als Schicksalswahl war diese Europawahl immer wieder bezeichnet worden, eine Wahl, bei der man den Populisten die Stirn bieten müsse, die die Idee von Europa anzweifeln, die Unzufriedenheit und diffuse Ängste vor dem Fremden für ihre Zwecke nutzen. Dass es auch im Landkreis viele Wähler gibt, die ihr Kreuz bei der populistischen AfD - sie ist drittstärkste Kraft - setzen, mag darauf hinweisen, dass ein Teil Europa mit einer gewissen Skepsis gegenübersteht.

Sie mögen Angst davor haben, dass zu viele Vorgaben aus Brüssel kommen, die sie gängeln. Auch Skandale der Rechtspopulisten in den vergangenen Monaten konnten daran offenbar nichts ändern. Erinnert sei hier auch an die Causa der beiden ehemaligen Politiker des AfD-Kreisverbands Freising-Pfaffenhofen, die 2014 mit dem Hitlergruß auf der Zugspitze posiert hatten. Gegen beide wurden nach einer Anzeige Strafbefehle erlassen. Eine Partei, die solche Mitglieder anzieht, ist eigentlich nicht wählbar, sollte man meinen, auch nicht, wenn man es "denen da oben" mal zeigen will.

Sorgen machen muss man sich um die SPD im Landkreis Freising, die von der AfD überholt wurde und ein Debakel erlebt hat. Es ist ihr nicht gelungen, ihre ureigenen Themen wie Mieterschutz und Arbeiterinteressen so zu präsentieren, dass dies Eindruck hinterlassen hätte. Dabei müsste es in der Boomregion, in der selbst Normalverdiener nur schwer bezahlbaren Wohnraum finden, doch ein sozialdemokratisches Klientel geben.

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