Es war irgendwann ein Selbstläufer:Betrug im Kranzberger Rathaus

Ehemaliger Bauamtsleiter manipuliert Rechnungen und ergaunert sich so 15000 Euro - dafür gibts zehn Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung. Der reumütige Angeklagte will den Schaden begleichen.

Peter Becker

Eine zusätzliche Einnahmequelle hatte sich der ehemalige Leiter des Kranzberger Bauamts Michael F. verschafft. Er war befugt, für die Gemeinde und deren Einrichtungen Einkäufe zu tätigen. Dies nutzte er aus, um Rechnungen zu manipulieren. Er gab höhere Beträge an, als er tatsächlich für die Ware bezahlt hatte. Auf diese Weise ergaunerte er sich über die Jahre hinweg 15 000 Euro, die er in den eigenen Lebensunterhalt steckte. Richterin Lore Sprickmann-Kerkerinck verurteilte Michael F. gestern am Freisinger Amtsgericht wegen Betrugs und Urkundenfälschung in 122 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung.

Es ist zum Selbstläufer geworden", sagte Michael F. reumütig vor Gericht. Er sei durch Zufall auf diese Masche gekommen. Vor gut zehn Jahren hatte er einmal zwei Rechnungen verloren. "Ich hab gedacht, die schreib ich selber", schilderte Michael F. vor Gericht. Dann bekam er mit, wie eine Firma in der Gemeinde Flachbildschirme ersetzte. Die hatte er in einem Laden viel billiger gesehen. "Und dann haben die auch noch Geld fürs Aufstellen verlangt", sagte der Beschuldigte. Die Idee war geboren. Wenn der ehemalige Bauamtsleiter künftig Materialien wie Einweghandschuhe, Einweglätzchen oder anderes Material bestellte, genehmigte er sich einen Preisaufschlag von etwa zehn Prozent.

Das ging lange Zeit gut. Bis etwa vor einem Jahr. "Das kam durch einen blöden Zufall auf", sagt Werner Egger, Geschäftsführer der Gemeinde Kranzberg auf Nachfrage. Michael F. hatte sich krank gemeldet. Da benötigte eine Kindergartenleiterin dringend Einweghandschuhe. Sie suchte sich die Firma raus, bei der Michael F. dieses Material bestellte. Da habe sich herausgestellt, dass die Preise deutlich von denen abwichen, die der ehemalige Bauamtsleiter immer angegeben hatte, erzählt Egger. Als Michael F. wieder an seinem Arbeitsplatz erschien, wurde er mit dem Vorwurf konfrontiert, Rechnungen manipuliert zu haben. "Er hat gleich alles zugegeben", sagt Egger.

Der strafrechtliche Teil der Angelegenheit ist mit dem Urteil von Richterin Lore Sprickmann-Kerkerinck erledigt. Sie bezeichnete das Vorgehen von Michael F. als Betrug und Urkundenfälschung in besonders schwerem Fall. Darin stimmt sie mit der Staatsanwältin überein. Diese hatte gewerbsmäßiges Handeln und systematischen Missbrauch des Vertrauens erkannt, das die Gemeinde Michael F. entgegen brachte. Die Richterin blieb in ihrem Strafmaß allerdings zwei Monate unter dem Antrag der Staatsanwältin.

Auch verhängte Lore Sprickmann-Kerkerinck eine niedrigere Geldauflage. Statt 2000 Euro, wie von der Staatsanwältin gefordert, muss Michael F. je 750 Euro an die Feuerwehren in Gammelsdorf und Geisenfeld zahlen. Er hatte darum gebeten, um den Vergleich bezahlen zu können, den er mit der Gemeinde Kranzberg schließen will. Der beinhaltet eine Zahlung von 30 000 Euro zuzüglich 10 000 Euro Verzinsung sowie die Anwaltskosten. Außerdem lasten noch Schulden auf dem Haus von Michael F., der im Landkreis Pfaffenhofen wohnt.

Die Gemeinde Kranzberg hat dem Vergleich mit ihrem ehemaligen Bauamtsleiter am Dienstagabend in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt. Das bestätigt Geschäftsführer Egger. Ein entsprechender Vertrag ist bereits aufgesetzt. "Wenn er klug ist, unterschreibt er", rät Egger seinem ehemaligen Kollegen. Dann ist die Angelegenheit erledigt und der Schaden, welcher der Gemeinde Kranzberg entstanden ist, wieder gutgemacht.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: