Es herrscht Unzufriedenheit:Kritik am Einheitsbrei

Etliche Schüler im ersten G8-Abitur-Jahrgang hatten offenbar Probleme bei ihren Prüfungen.

Birgit Goormann-Pruggerund Christian Rost

Freising - Etliche Schüler im ersten G8-Abitur-Jahrgang hatten offenbar Probleme bei ihren Prüfungen. Das Kultusministerium gab am Mittwoch eine Anweisung an die Gymnasien heraus, die Arbeiten der Schüler noch einmal wohlwollend zu prüfen. Spielräume sollten "flexibel und verantwortungsbewusst" gestaltet werden, so Minister Ludwig Spaenle (CSU). Sein Haus hatte die Gymnasien abgefragt, wie die Prüfungen liefen. Die Rückmeldungen müssen verheerend gewesen - jedenfalls wurden die Leistungsanforderungen vor den mündlichen Prüfungen noch einmal abgesenkt.

Bestätigen können das auch die beiden Oberstufenbetreuer am Josef-Hofmiller- Gymnasium in Freising, Johann Kiefer und Henning Arndt. Erst am Mittwoch sei die Anweisung vom Kultusministerium gekommen, dass für das Bestehen der Prüfung jetzt nur noch vier, statt der ursprünglich angesetzten fünf Punkte reichen. Wäre diese Entscheidung vom Kultusministerium so nicht getroffen worden, dann hätten nach Ansicht von Hermann Letzel, Oberstufenbetreuer am Freisinger Dom-Gymnasium, aus dem dortigen G-8-Jahrgang noch einige Abiturienten mehr in die mündlichen Nachprüfungen in der kommenden Woche gehen müssen, als dies jetzt der Fall sei.Die Landtags-Opposition forderte am Freitag eine Aufklärung der Vorgänge. Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD) sagte, die Reaktion des Ministeriums zeige, "dass die Anforderungen an die Schüler deutlich zu hoch sind".

An den fünf Gymnasien im Landkreis Freising sind in diesem Jahr insgesamt 417 Abiturienten zum ersten G-8-Abitur angetreten. Das Abschneiden dieses Jahrgangs beurteilt Johann Kiefer vom Josef-Hofmiller-Gymnasium mit wenig versöhnlichen Worten. "Es ist der von uns so erwartet Einheitsbrei. Es gibt eine breite Masse, die sehr Guten werden nicht mehr gefördert und die Schlechten werden geliftet". Was Kiefer, selbst Lehrer für Biologie und Chemie am Hofmiller, besondere Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass beim G 8 Abitur nicht mehr wie früher die Pflicht bestehe, ein naturwissenschaftliches Fach wie Physik, Biologie oder Chemie als drittes Prüfungsfach zu wählen. Pflicht für alle sei neben Deutsch lediglich Mathematik. "Für mich ist das eine Katastrophe und so etwas entscheidet man in einer Zeit, in der alle Unternehmen händeringend Ingenieure suchen". Heftig kritisiert werde das auch schon länger vom Verband der Chemielehrer an bayerischen Gymnasien.

Unzufrieden ist man auf der Seite der Lehrer auch mit der Organisation des Bayerischen Kultusministeriums in Sachen G 8. So sei der Tag der Notenbekanntgabe am gestrigen Freitag, dem Tag nach Christi-Himmelfahrt, erst vor zehn Tagen vom Ministerium als verbindlich festgesetzt worden. Nun hätten die Gymnasien im Landkreis Freising glücklicherweise den Prüfungsplan alle so gestaltet, dass am Mittwoch vor dem Feiertag das letzte Kolloquium stattfinden konnte. "Es gibt andere Schulen in Bayern, die haben heute noch mündliche Prüfungen, müssen dann alles bewerten und noch am selben Abend die Schüler zur Notenbekanntgabe einbestellen, da hat es teilweise Tränen gegeben", weiß Henning Arndt. Unsicher ist sich die Lehrerschaft auch über die Studierfähigkeit der G-8-Absolventen. "Wir am Freisinger Dom-Gymnasium haben zwar eine ziemlich gute Spitze, ich weiß aber nicht, ob man an der Universität nun einen Unterschied merkt zwischen einem G 8- und einem G 9-Schnitt. Das muss man jetzt einfach abwarten", so Hermann Letzel. (Bayern)

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