Es gibt Hoffnung:Die Biene ist in Mode gekommen

Es gibt Hoffnung: efm. Freisinger Moos /Belegstelle der Imker / Vereinsvorsitzende Sabine Gladkov und Christian Uttendorfer / / Königinnen werden begattet / Bienen, Honig

efm. Freisinger Moos /Belegstelle der Imker / Vereinsvorsitzende Sabine Gladkov und Christian Uttendorfer / / Königinnen werden begattet / Bienen, Honig

(Foto: Marco Einfeldt)

Giftcocktails und Varroa-Milbe setzen dem Insekt zu. Hobbyimkerin Sabine Gladkov registriert aber, dass sich immer mehr Menschen um deren Erhalt sorgen. Es gilt, die richtigen Pflanzen im Garten und auf dem Balkon zu pflanzen

Von Gudrun Regelein, Freising

- Der Winter steht in den Startlöchern, zumindest für die Bienen. Für die Imker ist es nun höchste Zeit, die letzten Vorbereitungen zu treffen: Vor kurzem wurden die Bienen eingefüttert, berichtet Sabine Gladkov, Hobbyimkerin und Vorsitzende des Kreisverbands Freising der Imker. Vereinzelt stehe noch eine Behandlung gegen die Varroa-Milbe an. "Dann können wir nur hoffen, dass die Bienen möglichst gut durch die kalte Jahreszeit kommen." Denn in einigen Regionen Bayerns ist den Imkern im vergangenen Winter die Hälfte ihrer Bienenvölker eingegangen. Im Gespräch mit der SZ Freising berichtet Sabine Gladkov, weshalb es den Bienen immer schlechter geht - und weshalb sie dennoch optimistisch ist.

SZ: Frau Gladkov, war der vergangene Winter für die Imker im Landkreis auch so schlimm?

Sabine Gladkov: Es gab auch in Freising Verluste. Aber soweit mir bekannt ist, nicht in extremerer Form als bereits in den Jahren zuvor.

Albert Einstein soll einmal gesagt haben: "Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr." Ziemlich erschreckend, oder?

Ja, es ist erschreckend - allerdings auch grob vereinfacht. Denn es ist nicht ganz richtig, dass es ohne Bienen gar keine Pflanzen mehr geben würde. Über hohe Bienenverluste sprechen wir meist in Bezug auf die Imkerbestände. Daneben sorgen noch Wildbienen und Hummeln für eine Bestäubung. Richtig ist aber: Alle Insekten sind bedroht. Und ein Leben, wie wir es kennen, würde es ohne Bienen nicht mehr geben.

In Teilen Asiens ist das Bienensterben aber schon so ausgeprägt, dass inzwischen Arbeiter die Blüten mithilfe eines Pinsels von Hand bestäuben müssen. Ist das auch bei uns vorstellbar?

Das hoffe ich nicht. Ich hoffe, dass die Zeichen der Zeit erkannt werden und wir entsprechend handeln. Wobei es auch in Asien nicht so ist, dass die Bienen bereits vollständig ausgestorben sind. Sondern viele der dortigen Imker wollen ihre Völker nicht in die Plantagen stellen, in denen extrem mit Pestiziden behandelt wird.

Als Gründe für das Bienensterben werden die intensive Landwirtschaft, das Fehlen von Streuobstwiesen und Hecken sowie der massive Einsatz von Pestiziden genannt. Gerade Glyphosat und Neonikotinoide stehen in der Kritik.

Es ist ein Cocktail, der den Bienen das Leben so schwer macht. Manche Pestizide beeinflussen beispielsweise den Orientierungssinn der Bienen - aber das ist nur ein Problem unter vielen. Die größte Bedrohung ist die Varroa-Milbe, die als Parasit an den Bienen lebt. Und in diesem Zusammenhang spielt der Klimawandel eine Rolle: Wenn die Winter so warm werden, dass die Völker durchbrüten, ist eine effektive Behandlung gegen die Milbe erschwert. Sie sehen also, dass ganz viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

Das immer wieder geforderte Verbot von Glyphosat würde also auch nicht die heile Welt bedeuten?

Ich vermute, dann würde ein anderes Mittel eingesetzt werden, mit anderen negativen Auswirkungen. Ein Verbot würde dennoch dazu beitragen, die Situation zu verbessern: Im Bereich der Pflanzenschutzmittel können wir relativ leicht etwas beeinflussen. Beim Klimawandel dagegen ist das wesentlich schwieriger, da ist zu befürchten, dass sich dieser wohl in Zukunft noch verstärken wird.

Der Bund Naturschutz und Imker haben vom Bund und Ländern im Sommer einen Bienenaktionsplan gefordert, um dem Massensterben entgegenzusteuern. Hat sich da was getan?

Die Gespräche sind am Laufen, aber konkrete Ergebnisse sind mir nicht bekannt. Im Herbst, wenn die Arbeit der Imker abgeschlossen ist, finden viele Tagungen und Ausschusssitzungen statt - vielleicht erfahren wir dann mehr.

Ein anderes Problem ist doch aber, dass es immer weniger Imker gibt. Imkerei kann in Deutschland nicht mehr profitabel betrieben werden. Bedeuten wenige Imker aber nicht automatisch weniger Bienen?

Tatsächlich hat die Zahl der Völker sich seit den 1950er Jahren in Deutschland mehr als halbiert. Die gute Nachricht ist: Das Bienenthema ist inzwischen in Mode gekommen, das sehe ich alleine an den Anmeldezahlen für die Imkerkurse bei uns. Das sind inzwischen bis zu 60 Teilnehmer, teilweise können wir sogar nicht alle Interessenten aufnehmen. Vielleicht gibt es nicht mehr so viele Imker mit sehr vielen Völkern - die Bienenhaltung ist aufwendiger und schwieriger geworden, alleine schon durch die Varroa-Behandlung. Aber dafür kommen jetzt immer mehr Hobbyimker mit kleinen Beständen dazu.

Was kann der Privatmensch zum Schutz der Bienen tun?

Viel - alleine schon dadurch, dass er die richtigen Blumen in seinem Garten oder Balkon pflanzt: beispielsweise Schmetterlingsflieder oder Lavendel. Auch sollte der Gartenbesitzer seine Wiese wachsen lassen und nicht zum englischen Rasen kürzen.

Bienenpatenschaften, Bienenvölker in Großstädten auf Dachterrassen oder Parks - das Interesse an Bienen ist groß?

Auf jeden Fall. Bei Unternehmen ist es mittlerweile in Mode gekommen, für ihre Dachterrassen Bienenvölker zu mieten. Sie zeigen damit, dass sie etwas für die Natur tun - und gleichzeitig bietet die Beschäftigung mit den Bienen für ihre Angestellten einen wunderbaren Ausgleich. In Mainburg ist beispielsweise erst kürzlich beim Neubau der Verwaltung einer Druckerei auch ein Bieneninformationszentrum mit zehn Völkern entstanden. Der Besitzer hat da richtig Geld investiert.

Geht das derzeitige Bienensterben ungebremst weiter, würde das einen riesigen finanziellen Schaden verursachen. Die Bestäubungsleistung wird weltweit auf bis zu 500 Milliarden Euro geschätzt.

Die Zahl sagt uns, was die Bienen Tag für Tag unentgeltlich für uns leisten. Das verdeutlicht, wie unersetzlich und wertvoll die Bienen für uns sind. Es gibt viele Imker, die alles dafür tun, dass sich die Lebensbedingungen der Bienen verbessern. Wenn alle an einem Strang ziehen, dann wird es Bienen bei uns auch in Zukunft geben. Ich kann mir eine Welt ohne Bienen nicht vorstellen... auf alle Fälle ist es eine bessere Welt.

Ein Frühstück ohne Honigbrot: Ist das für Sie vorstellbar.

Ja (lacht). Ich esse gerne Obst zum Frühstück. Aber als Süßungsmittel liebe ich Honig.

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