Erzieherinnen gesucht:Hilfe kommt aus Italien

Lesezeit: 2 min

Der Kampf um qualifiziertes Erziehungspersonal treibt mitunter seltsame Blüten. Etliche Gemeinden sind dazu übergegangen, Zulagen zum Gehalt oder Fahrtkostenzuschüsse zu zahlen

Von Peter Becker

Hörgertshausen/FreisingDer Personalmangel bei den Erzieherberufen treibt mitunter seltsame Blüten. In der Gemeinde Hörgertshausen nimmt beispielsweise zum 1. April eine Frau aus Italien ihre Arbeit auf. "Auf dem hiesigen Stellenmarkt war kein Personal zu bekommen", sagt Bürgermeister Michael Hobmaier. Die Johanniter sind seit 1. September des vergangenen Jahres Träger des Kinderhauses, des ehemaligen Pfarrkindergartens, den sie von Sankt Jakobus übernommen hatten. Weil die Konkurrenz im Großraum München groß ist, hat sich auf eine entsprechende Stellenanzeige niemand gemeldet. Aufgrund der internationalen Kontakte und entsprechenden Anfragen der Johanniter habe sich schließlich eine Kandidatin aus Italien auf die Anzeige hin gemeldet, berichtet Hobmaier.

Wie es um die Deutschkenntnisse der neuen Erzieherin bestellt ist, weiß der Hörgertshausener Bürgermeister nicht. Käme sie aus dem deutschsprachigen Südtirol, wäre dies wohl kein Problem. Hobmaier vermutet aber, dass dies nicht der Fall ist. Die Südtiroler hätten wohl ähnliche Besetzungsprobleme. Er vermutet eher, dass die neue Erzieherin aus Süditalien kommt. Wie dem auch sei, die Johanniter als Träger des Kindergartens werden gewiss dafür sorgen, dass es keine Verständigungsschwierigkeiten gibt.

Erzieherinnen sind gefragt. Die Kommunen werden immer öfter gezwungen, mehr als das übliche Tarifgehalt zu bieten. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bürgermeister Karl Ecker erinnert sich daran, dass es in Au vor etwa zehn Jahren ähnliche Probleme gegeben hat. "2002 gab es eine große Not", schildert er die damalige Situation in der Marktgemeinde. Damals hatte diese sich an das Arbeitsamt in Dresden gewandt, um die Personallücke zu schließen. Das habe dann eine Erzieherin geschickt, welche diese geschlossen hat und viele Jahr in Au tätig war. "Die Sprache muss aber schon passen", sagt Ecker mit Blick auf die Situation in Hörgertshausen. Insgesamt gesehen, seien die Gemeinden im nördlichen Landkreis im Vergleich zu denen im Süden ein wenig im Vorteil. "Wir konnten unsere Stellen in den letzten Jahren immer besetzen", sagt Ecker. Dies liege daran, dass die Holledau nicht so nah an München liege. "Wir haben ein anderes Hinterland", verweist der Auer Bürgermeister auf die eher ländlich geprägte Nachbarschaft in den Landkreisen Pfaffenhofen, Kelheim und Landshut. Die Erzieherinnen müssen dabei keine 60 Kilometer Anreise nach München in Kauf nehmen. Sie schätzen die Nähe zu ihrem Arbeitsplatz. Eine weite Anfahrt oder gar ein Umzug ins teure München würde einen möglichen Mehrverdienst schnell wieder wettmachen. Die Marktgemeinde bemühe sich sehr um die Praktikanten in den Kindertagesstätten. Diese kehren gerne dorthin zurück, gerne auch als Angestellte.

Das Erziehungspersonal war vor Kurzem auch Thema einer Besprechung im Gemeindetag auf kommunaler Ebene. Dort ging es darum, deren Arbeitsbedingungen im Ballungsraum zu verbessern, um Personal zu halten. Eine Möglichkeit ist eine Arbeitsplatzzulage, wie sie beispielsweise Hallbergmoos gewährt. "Aber die kann man nicht ins Unermessliche treiben", warnte Hans-Peter Mayer vom Bayerischen Gemeindetag. Da gebe es Höchstbeträge. Mayer verwies darauf, dass es darum gehe, Personal zu halten und nicht neue Mitarbeiter zu begünstigen. In anderen Gemeinden werden Fahrtkostenzuschüsse gezahlt. Etwa in Hohenkammer. Laut Bürgermeister Johann Stegmair zahlt die Gemeinde 35 Cent pro Kilometer, die ersten fünf übernehmen die Angestellten auf eigene Rechnung. Um Fahrtkostenerstattung einzuführen, bedürfe es eines Gemeinderatsbeschlusses, erläutert dazu Ecker.

© SZ vom 07.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: