Süddeutsche Zeitung

Erzdiözese stellt Pläne vor:Neuer Turm auf dem Domberg

Zweiter Entwurf für Kardinal-Döpfner-Haus stößt im Planungsausschuss auf Gefallen

Von Petra Schnirch, Freising

Der neue Entwurf für das Kardinal-Döpfner-Haus wird vermutlich im Frühjahr 2020 vorliegen. Die Erzdiözese will fünf bis sechs Architekturbüros auffordern, Pläne für den Anbau der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz auszuarbeiten. Der Gebäudeteil aus den Sechzigerjahren soll abgerissen werden. Nach aufwendigen Volumenstudien stehen die Eckdaten für die Ausschreibung fest. Susanne Birk, im Ordinariat für das Ressort Bauwesen und Kunst zuständig, und Architekt Christian Zöhrer stellten sie im Planungsausschuss der Stadt Freising vor. Ein wichtiges Detail: Auch künftig soll ein Turm die Fassade zieren.

Die Planung musste neu aufgerollt werden, weil die Erzdiözese Ende 2018 die Reißleine gezogen hatte. Sie hatte beschlossen, den Siegerentwurf des Büros GMP aus Kostengründen nicht umzusetzen. Eine Realisierung hätte mindestens 93 Millionen Euro gekostet, 40 Millionen mehr als vorgegeben. Durch einen kleineren Bau sollen nun Kosten eingespart werden. Aufgrund der gestiegenen Baupreise rechnet die Erzdiözese dennoch mit Ausgaben von 77 Millionen.

Christian Zöhrer setzte sich mit seinem Team in den vergangenen Monaten intensiv damit auseinander, was bei der weiteren Planung berücksichtigt werden sollte. Seine Ergebnisse: Zu klein darf der Baukörper nicht werden, sonst fügt er sich nicht in das Ensemble auf dem Domberg ein. Außerdem soll das Gebäude einen Hof und vier Geschosse plus Dach erhalten. Es wird etwas niedriger als der Altbau der fürstbischöflichen Residenz, aber in etwa gleich hoch wie das benachbarte Diözesanmuseum. Benötigt wird ein Veranstaltungssaal, da der Steinerne Saal der Residenz aus Kostengründen nun doch nicht wiederhergestellt wird. Küche und Speisesaal werden erhalten. Auf der Nordseite, zum Domberg hin, soll das neue Gebäude leicht zurückversetzt werden, damit ein kleiner Anger entsteht. Und eben an dieser Stelle - dort befand sich früher die Martinskapelle - kann sich Zöhrer einen Turm gut vorstellen. Damit gäbe es in der Sichtachse, wie früher schon, ein Pendant zu den Domtürmen, erklärte er.

Das Thema Türme auf dem Domberg ist in Freising jedoch sehr emotional behaftet, wie die Diskussion um das abgerissene Oktogon am Diözesanmuseum gezeigt hat. OB Tobias Eschenbacher (FSM) befürwortet eher eine Platzierung an der Stelle des bisherigen Seidlturms, der die Südansicht des Dombergs prägt. Das sei ein "Wiedererkennungselement", betonte er. Wenn der Turm dort wieder integriert würde, wäre das "ein roter Faden". Robert Weller (FW) störte sich an dem eckigen Turm ohne Haube, wie er auf dem Modell zu sehen war. Der Stadtrat sollte "ein bisschen Bewahrer unseres Stadtbilds sein", meinte er. Doch Christian Zöhrer versicherte, dass das Modell nichts über die künftige Form aussage, dies sei nur ein Platzhalter.

Dem früheren Stadtheimatpfleger Norbert Zanker gefielen die Vorschläge im Großen und Ganzen, wie er nach der Sitzung sagte, auch seine Präferenz gilt aber einem Turm auf der Südseite, weil damit der Burgcharakter des Dombergs weiterhin betont werde. Stadtbaumeisterin Barbara Schelle gab zu bedenken, dass der Seidlturm gerade vom Wörth aus ein wichtiger Bezugspunkt sei. Sie begrüßte es auch, dass das alte Waschhaus erhalten werden soll.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2019
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