Erzdiözese:Architekten des Berliner Flughafens gestalten Neubau am Freisinger Domberg

Erzdiözese: Das Preisgericht spricht von einem großen Wurf.

Das Preisgericht spricht von einem großen Wurf.

(Foto: Marco Einfeldt)
  • Der Erweiterungsbau des Kardinal-Döpfner-Hauses wird vom Berliner Architektenbüro "gmp international" übernommen.
  • Als Obergrenze hat die Erzdiözese nach einer groben Kostenschätzung 53 Millionen Euro angesetzt.
  • Einen Zeitplan für den Bau gibt es noch nicht.
  • Die Arbeiten werden bis zum 26. Februar am Domberg ausgestellt. Auch Bürger können sich dazu äußern.

Von Petra Schnirch

Offenheit soll das neue Gebäude ausstrahlen. Gleichzeitig soll es ein starkes Beispiel für die Architektur des 21. Jahrhunderts werden und dennoch der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz am Domberg nicht die Schau stehlen. Die Anforderungen an die Architekten, die sich am Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Kardinal-Döpfner-Hauses beteiligt hatten, waren hoch. Am besten gelöst hat diese Aufgabe nach Einschätzung des Preisgerichts das bekannte Berliner Büro "gmp international".

Markantestes Element des Entwurfs sind die beiden parallel angeordneten Zimmerflügel, die durch eine lichte Aula miteinander verbunden werden. Dieser Mittelteil besticht durch eine gebäudehohe Glasfront, die sich zum Diözesanmuseum hin öffnet und somit diese bisher sehr stiefmütterlich behandelte Ecke des Dombergs deutlich aufwertet. An dieser Stelle könnte zudem eine Verbindung hinunter in die Stadt geschaffen werden, eventuell auch der angedachte Schrägaufzug, sagte Lutz Heese.

Der Ehrenpräsident der Bayerischen Architektenkammer hatte den Vorsitz des Preisgerichts übernommen und geriet regelrecht ins Schwärmen und meinte, er sei "überglücklich". Er sprach von "einem großen Wurf" in einem der anspruchsvollsten Wettbewerbe der vergangenen Jahre in Bayern. Einen zweiten Platz vergab die Jury nicht, Rang drei teilen sich die beiden Münchner Büros Knerer und Lang sowie Schmidt-Schicketanz und Partner. Insgesamt 14 Teilnehmer reichten ihre Vorschläge ein.

Der historische Teil des Kardinal-Döpfner-Hauses soll in den kommenden Jahren grundlegend saniert werden. Der Anbau aus den Sechzigerjahren, der wiederum einen Vorgängerbau von 1902 ersetzte, wird abgerissen und neu errichtet. Seit das Priesterseminar 1968 von Freising nach München verlegt wurde, dienen die Gebäude als Bildungszentrum.

Als Obergrenze hat die Erzdiözese nach einer groben Kostenschätzung 53 Millionen Euro angesetzt, wie Finanzdirektor Markus Reif am Freitag bei der Präsentation der Siegerentwürfe sagte. Gmp (Gerkan, Marg und Partner) liege etwas darunter. In den kommenden Monaten wird das Team den Entwurf in einigen Punkten überarbeiten, dann wird das Erzbistum darüber abstimmen. Auch interessierte Bürger können sich dazu äußern. Die Arbeiten werden bis zum 26. Februar am Domberg ausgestellt, der Fragebogen kann auch online ausgefüllt werden. Anschließend werden die Genehmigungsunterlagen bei der Stadt eingereicht.

Auf einen genaueren Zeitplan wollte sich Generalvikar Peter Beer nicht festlegen lassen. Große Widerstände erwartet er nicht, weil der Siegerentwurf auch die Denkmalpfleger überzeugt habe. Ein Problem seien aber der An- und Abtransport und die Lagerung des Materials an der Baustelle, dafür müsse eine Lösung gefunden werden. Ob und wann der Kursbetrieb des Kardinal-Döpfner-Hauses verlagert werden muss, steht ebenfalls noch nicht fest.

Wesentliches Element bei der Bewertung war neben der Funktionalität die weithin sichtbare Fassade des Neubaus - und hier offenbarten die beiden Drittplatzierten nach dem Urteil der Jury gewisse Schwächen. Der Vorschlag von Schmidt-Schicketanz und Partner lehne sich zu stark an das historische Gebäude an, schilderte Lutz Heese. Dem Preisgericht war die Architektur des 21. Jahrhunderts zu wenig repräsentiert. Knerer und Lang wiederum seien "übers Ziel hinausgeschossen".

Die ausgeprägten vertikalen Elemente bis in die Dachlandschaft hinein machten dem Altbau aus dem Jahr 1519 in der Fernwirkung zu viel Konkurrenz, es sei im Scherz bereits der Begriff "Autogrill" gefallen. Außerdem sei das Gebäude viel zu hoch. Die vorgesehenen Sichtbeton-Elemente waren dem Preisgericht an diesem traditionsreichen Ort "zu trocken". Gerkan, Marg und Partner dagegen gelinge es, Alt und Neu ohne Bruch zu verbinden. Wie der Wunsch nach einer Gastronomie berücksichtigt werden kann, ist laut Beer noch offen.

Die Arbeiten der Preisträger sind bis Sonntag, 26. Februar, im Arkadencafé des Kardinal-Döpfner-Hauses zu sehen, die übrigen Vorschläge sind in der Aula ausgestellt, werktags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr, sonntags von 8 bis 18 Uhr. Im Internet sind die Entwürfe unter www.domberg-freising.de zu finden, ebenso der Fragebogen.

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