Ernte 2012: Zu heiß, zu kalt, zu nass:Wetterkapriolen erschweren die Arbeit

Während es an einem Ort schüttet wie aus Kübeln, fällt wenige Kilometer weiter kein einziger Tropfen. Klein-geografische Besonderheiten machen den Landwirten zu schaffen. Insgesamt fällt die Ernte heuer aber durchschnittlich aus - auch wenn der kälteste Februar seit Jahren dem Hopfen geschadet hat.

Petra Schnirch

In Langenbach hat ein Hagelschauer erst vor wenigen Tagen punktuell großen Schaden angerichtet. Bei Mais, Weizen und Rüben lägen die Verluste teilweise bei 80 Prozent, schildert Georg Schmid, Kreis-Obmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Der überwiegende Teil des Landkreises blieb bisher aber, anders als in den Vorjahren, von folgenschweren Wetterkapriolen verschont. Der Freisinger BBV-Geschäftsführer Gerhard Stock rechnet beim Weizen - die Ernte läuft gerade - mit durchschnittlichen Erträgen, bei Winterraps und Wintergerste seien sie sogar sehr gut.

Ein Wetterphänomen der vergangenen Jahre aber setzt sich auch 2012 fort, wie Georg Schmid beobachtet hat. Er spricht von "klein-geografischen Besonderheiten": Während es an einem Ort schüttet wie aus Kübeln, fällt wenige Kilometer weiter kein einziger Tropfen. Die Ernte im Landkreis falle deshalb je nach Standort sehr unterschiedlich aus, es gebe alles - "von sehr schlechten bis spitzenmäßig". Hinzu komme, dass die Bodenqualität sehr unterschiedlich sei - gute kommen mit schwierigen Bedingungen besser zurecht. Die Landwirte sehen sich immer häufiger mit für sie unpassender Witterung konfrontiert. Trockenheit im Frühjahr und viel Regen im Sommer - diese Phänomene seien früher weniger ausgeprägt gewesen. Vor allem Getreide ist sehr empfindlich: Ist es kurz vor der Ernte heiß und gleichzeitig sehr feucht, baut sich laut Schmid die Stärke zu Zucker ab - es verliert an Qualität und ist für Bäckereien nicht mehr zu verwenden.

Trotz dieser Probleme bleibt der Weizen im Landkreis die wichtigste Kultur. Er werde auf fast 28 Prozent der 40 000 Hektar Ackerfläche angebaut, sagt Stock. Etwa die Hälfte der Ernte sei in diesem Jahr bereits eingebracht. Wo dies noch nicht möglich war, verfolgen die Landwirte aufmerksam die Wetterprognosen: Mehrere Tage ohne Regen wären jetzt wichtig, sagt Georg Schmid. "Wir sitzen in den Startlöchern."

Auf Platz zwei folgt im Landkreis der Mais mit 25 Prozent. Mais komme mit schwierigen Witterungsverhältnissen deutlich besser zurecht, sagt der BBV-Kreisobmann - "auch wenn man geteilter Meinung über den Maisanbau sein kann". Kritiker warnen vor einer "Vermaisung" der Landschaft und befürchten ein Auslaugen des Bodens. Anders als im Nachbarlandkreis Erding, wo er bereits auf fast 50 Prozent der Ackerfläche wächst, spielt der Mais in Freising bisher keine so dominierende Rolle. Im Landkreis gebe es weniger Vieh und auch weniger Biogasanlagen als in Erding, erklärt Stock.

Weiter rückläufig ist die Zahl der Hopfenpflanzer. Etwa 200 Stück gibt es im Landkreis noch. Jahr für Jahr hören laut Stock drei bis fünf Prozent der Betriebe auf. Mit einer Anbaufläche von 1900 Hektar beanspruchen sie gerade einmal fünf Prozent der Ackerfläche im Landkreis. Der Anbau verschiebe sich immer mehr Richtung Niederbayern, sagt Otmar Weingarten, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbands Hallertau. "Früher war Au eine Hochburg." Die Ernte, die um den 25. August herum beginnt, werde heuer vermutlich bis zu zehn Prozent unter den Erträgen des Vorjahrs liegen. Anders als beim Weizen können die Hopfenpflanzer noch Regen gebrauchen - allerdings nicht zu viel, schränkt Weingarten ein. Anders als in den drei Jahren zuvor gab es bisher keine größeren Hagelschäden.

Der kälteste Februar seit 25 Jahren führte allerdings zu Frostschäden bei den Hopfenstöcken. Und auch den Hopfenpflanzern machte die wechselhafte Witterung mit sehr kalten und warmen Perioden zu schaffen. Vor allem Jungpflanzen litten nach Angaben des Verbands unter der Trockenheit im Mai, auch im Juli fiel zu wenig Regen, das Welkeproblem verschärfte sich. Nur das Wetter im Juni mit ausreichend Wärme und überdurchschnittlichem Niederschlag war - zumindest für den Hopfen - ideal und ließ ihn gedeihen.

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