Nominierungsversammlung in Freising:Heimsieg für Erich Irlstorfer

Nominierungsversammlung in Freising: Der Bayer Erich Irlstorfer ist nicht nur deutscher Bundestagsabgeordneter, sondern auch ein Verfechter von Europa.

Der Bayer Erich Irlstorfer ist nicht nur deutscher Bundestagsabgeordneter, sondern auch ein Verfechter von Europa.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Bundestagsabgeordnete wird im Stadion Savoyer Au mit großer Mehrheit zum CSU-Direktkandidaten für die Wahl im September gekürt.

Von Johann Kirchberger, Freising

Es war ein Heimspiel für Erich Irlstorfer im Stadion Savoyer Au. Mit 137 von 147 Delegiertenstimmen wurde er erneut zum Bundestagskandidaten der CSU im Wahlkreis 214 (Freising, Pfaffenhofen und Teile von Schrobenhausen) nominiert. Und weil der Freisinger, der es als Hauptziel seiner Politik bezeichnete, Kontakt mit den Menschen zu halten und ihnen zu helfen, bei der Bundestagswahl im September als großer Favorit für das Direktmandat ins Rennen geht, dürfte er ziemlich sicher vier weitere Jahre in Berlin verbringen.

Vor dem Anpfiff der Kandidatenkür hatte CSU-Kreisvorsitzender und Staatsminister Florian Herrmann die Delegierten aufgerufen, in Sachen Corona die Nerven zu behalten. "Es wird jeden Tag besser", sagte er, er sei guter Dinge, "unser Kurs der vorsichtigen Umsicht hat sich bewährt". Auch Irlstorfer ging in seiner Bewerbungsrede auf das Thema Gesundheit ein, "mein Leib- und Magen-Thema", und betonte, dass Gesundheit und Pflege eines der wichtigsten Dinge bleiben werden. Corona habe gezeigt, dass unser deutsches Gesundheitssystem gesund und stabil sei. Wo Mängel aufgetreten seien, müsse nachgebessert werden. Eine wichtige Aufgabe bleibe die Pflegereform, die im Gesundheitsausschuss, dem er angehört, vorangebracht werden müsse. Es gelte vor allem, bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege zu schaffen, es müssten Anreize geschaffen werden, klatschen auf den Balkonen reiche nicht. Die Vergütung für Pflegerinnen und Pfleger müsste man auf ein ordentliches Niveau bringen, "wir brauchen einen bundeseinheitlichen Manteltarifvertrag".

"Wir müssen lernen, mit Corona zu leben"

Corona werde nicht verschwinden, sagte Irlstorfer, "wir müssen lernen, damit zu leben". Wichtig sei, sich um Menschen zu kümmern, die an den Langzeitfolgen einer Covid-Erkrankung litten. Deshalb habe er "Elias" gegründet, eine Selbsthilfegruppe, die sich um Spätfolgen und Langzeitschäden bei den Betroffenen kümmern werde.

Neben den Gesundheitsthemen gelte es aber auch, den Klima- und Verbraucherschutz voranzubringen, so Irlstorfer. Es gehe vor allem darum, Landwirtschaft und Umweltschutz nicht gegeneinander auszuspielen, sondern zu vereinen. Er sei für eine zukunftszugewandte Klimapolitik, um "unseren Planet für unsere Kinder zu erhalten". Dazu brauche es keine Ideologie, sondern kluges Handeln. Arbeitsplätze, speziell in der Autoindustrie, gelte es zu erhalten. Es sei schändlich, Autos zu verdammen, notwendig sei ein Mix aus Wasserstoff, Elektroantrieb und Verbrennern.

Irlstorfer zeigte sich auch als Verfechter von Europa. Der 8. Mai, 76 Jahre nach der Beendigung des Nazi-Regimes, sei ein wichtiger Gedenktag und Europa der Schlüssel dafür, dass sich so etwas nie mehr wiederhole. "Wir sind mitten in Europa", sagte Irlstorfer, und bezeichnete die Hallertau als Silicon Valley des Hopfenanbaus. Was den Kanzlerkandidaten der Union betrifft, hätte er lieber Markus Söder gehabt, sagte er, aber nun gelte, es zusammenzustehen und anzupacken. "Wir wollen diese Bundestagswahl gewinnen", sonst drohe Grün, Rot, Rot. Deutschland brauche aber eine Regierung mit Erfahrung, Beständigkeit und Entschlossenheit. Ein Dauergegner für die Union bleibe auch Blau, diese Partei wolle die Demokratie schwächen und müsse bekämpft werden.

Die Wirtschaft sei wichtig, aber es sei schändlich, sich zu bereichern, sagt Irlstorfer

Ein engagierter Wahlkampf koste Geld, sagte Irlstorfer, trotzdem werde er nicht von jedem auf Teufel komm raus Spenden annehmen. Die Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft sei zwar wichtig, es sei aber schändlich, die Hand aufzuhalten und sich persönlich zu bereichern. Für seine Kandidatur erhoffe er sich Rückenwind aus den Kreisverbänden, "ich brauche euch alle". Für den sorgte dann gleich mal Florian Herrmann. Irlstorfer sei ein Mann, der sich um die Kleinen kümmere, "bis zur Selbstaufopferung". Er sei streitbar und prinzipienfest, sei konziliant und habe großes Verständnis für die Menschen. Er müsse daher den Auftrag bekommen, "uns weiterhin in Berlin zu vertreten, damit es richtig weitergeht und nicht falsch".

Als die Delegierten Irlstorfer mit 95,8 Prozent gewählt hatten, winkte der freudestrahlend den Menschen auf den Tribünen zu. Dann überreichte ihm Herrmann als nachträgliches Geschenk zum 50. Geburtstag einen Fahnenmast, mit den bayerischen, deutschen und europäischen Farben. Denn, so Herrmann, "zu einem Bundestagsabgeordneten gehört eine ordentliche Fahne". Was hoffentlich nicht zweideutig gemeint war.

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