Erhöhte Nachfrage:Sicher verstaut im Schließfach

Bankschließfächer

Gesichert hinter Stahltüren will mancher seinen Besitz verwahren.

(Foto: Daniel Reinhardt)

Immer mehr Freisinger deponieren aus Angst, zu Hause bestohlen zu werden, Wertgegenstände in Schließfächern - obwohl die Zahl der Einbrüche kaum gestiegen ist. Manche Bank kommt an Kapazitätsgrenzen.

Von Clara Lipkowski, Freising

Geht es nach vielen Freisingern, hat der Heimtresor hinterm Landschaftsbild ausgedient. Immer mehr Menschen im Landkreis bringen ihre Wertgegenstände lieber zur Bank, statt sie daheim aufzubewahren. Als Grund nennen viele, dass sie sich vor einem Einbruch fürchten.

"Es ist in der Tat so, dass wir 2016 eine verstärkte Nachfrage nach Schließfächern hatten", berichtet Andrea Stommel von der Freisinger Bank. "Wenn Kunden uns über die Beweggründe informiert haben, war es meist die Angst vor Einbrüchen", sagt sie. 1200 Schließfächer habe die Freisinger Bank in den 15 Filialen im Landkreis, in unterschiedlicher Größe. "Inzwischen haben wir eine sehr hohe Auslastung", sagt Stommel, zwar seien ein paar noch frei, aber nicht zwingend in jeder Filiale. Die Frage, ob die Freisinger Bank deswegen das Angebot an Schließfächern ausbauen wird, stelle sich aber nicht, sagte sie, derzeit gebe es ja noch freie Depots, und einen Tresor auszutauschen, sei baulich sehr aufwendig. In der Freisinger Sparkasse sieht es ähnlich aus, fast alle der mehreren Hundert Schließfächer im Landkreis sind laut Sprecher Rudolf Gebhard belegt, die Nachfrage war 2016 deutlich angestiegen.

Erbschmuck, Urkunden, Bargeld, Edelmetalle und Wertpapiere lagern in den Kassetten

Bankmitarbeiter wissen nur dann, was eingelagert wird, wenn Kunden davon erzählen, ansonsten gilt das Bankgeheimnis. Meist sind das unwiederbringliche Gegenstände, also Erbschmuck oder Urkunden. Auch Bargeld, Edelmetalle und Wertpapiere lagern in den Kassetten.

Mieten Kunden ein Schließfach, gelangen sie je nach Filiale in hochmoderne Räume: "Wir haben eine automatische Schließanlage", sagt Stommel von der Freisinger Bank, der Kunde legitimiere sich durch eine Scheckkarte. Dann werde die entsprechende, im Tresor deponierte Kassette von einem Robotersystem zu Tage befördert. In anderen Filialen gebe es ein Schleusensystem: Ein Mitarbeiter schließt eine erste Tür auf, der Kunde dann alleine eine zweite und kann dann an sein Depot gelangen. Auch in der Sperrer Bank beobachten die Mitarbeiter eine höhere Nachfrage: "Der Trend geht auf jeden Fall seit einigen Monaten zu mehr Schließfächern", sagt Gerhard Rovan von der Bank am Marienplatz.

Wertsachen sind im Schließfach einfach sicherer als daheim

Dass viele Wertsachen nicht mehr zu Hause deponieren, erklärt er mit Präventionsarbeit. "Wir haben die Kriminalpolizei zu einer Vortragsreihe eingeladen, um darüber aufzuklären, dass Wertsachen sicherer im Schließfach sind, als daheim." Dadurch sei das Bewusstsein für eine sichere Lagerung gestiegen. Die Commerzbank in Freising hingegen kann nicht über Knappheit von Schließfächern klagen. "In der Filiale haben wir etwa 330 Schließfächer, von denen zur Zeit rund 100 Stück vermietet sind", sagt Sprecher Hans-Peter Rudolph. "Wir können also noch Depots in allen Größen anbieten." Eine leichte, stetig ansteigende Nachfrage habe aber auch er verzeichnet. Zwar führe die Commerzbank darüber keine Statistiken, immer öfter heiße auch hier der Grund der Anmietung: Angst vor Einbrüchen.

Diese zunehmende Furcht, im eigenen Heim bestohlen zu werden, steht allerdings im Widerspruch zur tatsächlichen Zahl von Einbrüchen: 2016 zählte die Polizei laut Vizechef der Freisinger Polizeiinspektion, Michael Ertl, in der Stadt 38 Einbrüche, im Landkreis 62, im Jahr zuvor waren es 34 und 69 gewesen. Von einer deutlich gestiegenen Bedrohung kann also keine Rede sein. Dass viele Bürger trotzdem ihre Habseligkeiten zur Bank bringen, erklärt Ertl damit, dass Einbrüche zunehmend Thema in der Öffentlichkeit seien, auch durch häufige Medienberichterstattung. "Das erhöht die Wachsamkeit der Leute, was gut ist, verstärkt bei vielen aber auch das Unsicherheitsgefühl", sagt er. Im Grunde stehe Freising vergleichsweise gut da, sagt er. Wertgegenstände bei Banken zu deponieren, sei aber - präventiv gesehen - keine schlechte Idee. Die Finanzhäuser freut die hohe Nachfrage. Die Commerzbank etwa berechnet je nach Größe des Depots pro Jahr 89 bis 449 Euro.

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