Erding: Ehemalige Sozialwohnungen:Ärger um Mieterhöhungen

Unruhe in der Stefanstraße: Der neue Eigentümer der ehemaligen Sozialwohnungen will mehr Miete kassieren. Besonders ärgern sich die Bewohner über hohe Nebenkostennachzahlungen.

Antonia Steiger

Bei den Mietern in den vier großen Wohnblocks an der Stefanstraße in Erding ist Unruhe ausgebrochen: Seit 2009 gehören die 122 früheren Sozialwohnungen der Dewag Management GmbH in Stuttgart. Nun sollen die Mieten erhöht werden, außerdem verlangt die Hausverwaltung Heizkostennachzahlungen, die viele Bewohner angesichts des großen Sanierungsbedarfs als Zumutung empfinden. Der Mieterverein Erding hat allen Mietern geraten, nicht ohne fachliche Beratung zuzustimmen.

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Die Bewohner der ehemaligen Sozialwohnungen in der Stefanstraße sollen mehr Miete zahlen - so will es der Eigentümer, die Dewag Management GmbH aus Stuttgart.

(Foto: Dieter Assmann/dpa)

Eva Kolenda, Vorsitzende des Mietervereins, ist in Sorge: In einer Pressemitteilung schreibt sie, dass erstmals in Erding ein "auswärtiger Finanzinvestor" eine größere Wohnanlage erworben habe, der "naturgemäß vorrangig an maximaler Profiterzielung interessiert" sei. Besitzer der Anlage ist aber nicht Curanis, wie Kolenda vermutet, sondern die Dewag Management, die die Wohnungen von einer Tochtergesellschaft der HSH Real Estate AG in Hamburg gekauft hatte, die zur Firmengruppe der in Schieflage geratenen HSH Nordbank gehört.

Matthias Aigner, Bereichsleiter Süddeutschland bei der Dewag, tritt den Vorwürfen entgegen und räumt auch Fehler ein. Die Curanis sei mit der Hausverwaltung beauftragt. Ihm sei bekannt, dass bei den Heizkostennachzahlungen Fehler gemacht worden seien. "Die Mieter bekommen demnächst Schreiben mit den korrekten Abrechnungen", sagte er der SZ.

Einer der Mieter ist Werner Waltrapp. Er sagt, die Heizungen seien 1965 eingebaut und 1975 teilsaniert worden. In seiner Wohnung funktioniere nur eine Heizung und zwar nur dann, wenn er sie auf Stufe fünf aufdrehe. "Die Nachforderungen sind zahlenmäßig vielleicht korrekt", sagt er. "Aber sie kommen nur zustande, weil die Heizungen schadhaft sind." Waltrapp sieht weiteren Handlungsbedarf: In seiner Wohnung gebe es nicht einmal einen Waschmaschinenanschluss. Aigner kündigte Abhilfe an: "Der Sanierungsbedarf ist uns bekannt." Die Wohnblocks sollen saniert werden, die Arbeiten an Heizung, Fassade, Eingangsbereichen und Treppenhäusern sollen noch im Herbst beginnen. Sie werden sich aber bis ins Jahr 2011 hinziehen.

Der Mieterverein kritisiert auch die Mieterhöhungen. Man bemühe sich, "in einer konzertierten Aktion die unsozialen Mieterhöhungen, die vor allem die angestammten Bewohner hart treffen, noch abzuwenden", schreibt Kolenda. Vorlage für die Mieterhöhungen ist der seit einem Jahr in Erding vorliegende Mietspiegel. Ob er korrekt verwendet und die Erhöhung zutreffend berechnet worden sei, "ist jeweils im Einzelfall zu überprüfen", schreibt Kolenda.

Auch Waltrapp hat Zweifel. So seien die Entfernung zur Stadtmitte und die Größe von umliegenden Grünanlagen falsch berechnet worden, sagt er. Dies sind Kriterien, die bei der Ermittlung einer angemessenen Miete Berücksichtigung finden. Aigner bestätigt, dass Curanis für die Mieterhöhung den Erdinger Mietspiegel als Vergleich herangezogen habe. Auch dies werde geprüft, sagt er.

Die Dewag Management GmbH besitzt ihm zufolge im Raum München 2000 Wohnungen, sie verlange nirgendwo Wuchermieten, sagt Aigner. Die Miethöhen würden zu ortsüblichen Konditionen vereinbart "oder noch darunter". Man wolle die Mieter nicht loswerden. "Wer bis zu seinem Lebensende dort wohnen bleiben will, kann das auch." Die Dewag wolle die 122 Wohnungen nicht weiterverkaufen, sondern betrachte dies als "langfristiges Investment". Nach Ansicht des Mietervereins hat Curanis aber noch einen Fehler gemacht: Sie hat den Mietspiegel kopiert und dem Schreiben an die Mieter beigefügt. Dagegen wehren sich der Mieterverein und die Stadt Erding und berufen sich auf das Urheberrecht.

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