Entwarnung vor Zerkarien:Lästige, aber harmlose Parasiten im Pullinger Weiher

Entwarnung vor Zerkarien: Das Baden im Pullinger Weiher ist nach wie vor erlaubt, die Zerkarien im Wasser verleiden aber so manchem den Badespaß.

Das Baden im Pullinger Weiher ist nach wie vor erlaubt, die Zerkarien im Wasser verleiden aber so manchem den Badespaß.

(Foto: Katharina Jaksch)

Zerkarien trüben das Badevergnügen im Pullinger Weiher - die Saugwürmer können Hautjucken und Rötungen verursachen.

Von Clara Lipkowski, Freising

Zerkarienbefall - das Phänomen hat nichts mit einer Zahnkrankheit zu tun, vielmehr saugen sich etwa ein Millimeter kleine Würmer an die Haut des Menschen; vor allem wenn der ahnungslos bei sommerlichen Temperaturen schwimmen geht. So geschehen dieser Tage am Pullinger Weiher, genauer, am vergangenen Brückenfreitag im größeren der beiden Gewässer. Fünf besorgte Personen meldeten sich daraufhin laut Gesundheitsamtsleiter Lorenz Weigl bei der Behörde, die Haut habe nach dem Baden gejuckt und sei gerötet gewesen. Ein Hautarzt diagnostizierte einen Zerkarien-Hautausschlag.

Besonders appetitlich ist dessen Entstehung nicht: Die Eier der Saugwürmer kommen nämlich aus dem Darm der auf dem Wasser gleitenden Enten, die dort auch ihr Geschäft verrichten. Die Würmer nutzen die Wasservögel noch im Larvenstadium als Wirt. Außerdem bohrt sich die Zerkarie durch das Gewebe von Schlammschnecken, die wie die Enten auch im Pullinger Weiher zu finden sind. In der Schnecke entwickeln sich Zehntausende Larven, die wiederum ins Wasser gelangen. Geraten die Fast-Würmer aber fälschlicherweise an die Haut eines Menschen, gelingt es ihnen nicht, sich einzusaugen, stattdessen sterben die Zerkarien ab.

Hautjucken und Rötungen - im schlimmsten Fall bis zu 20 Tage lang

Der Mensch ist also ein "Fehlwirt", wie es unter Biologen heißt. Vom Kontakt mit den Zerkarien bleiben ihm jedoch ein Hautjucken, Rötungen und das im schlimmsten Fall bis zu 20 Tage lang. Deswegen informierten noch am Freitag die Stadt und das Gesundheitsamt die Öffentlichkeit, das Ordnungsamt montierte Schilder am Ufer, wonach das Baden auf eigene Gefahr erfolgt. Verboten ist es nicht. "Zwar sind die Zerkarien ziemlich lästig, gesundheitlich aber harmlos", sagt Lorenz Weigl. Deswegen sei auch keine Wasseruntersuchung geplant. "Das ist ein nicht unübliches Phänomen im Sommer. Dort wo eine geringe Wassertiefe, entsprechend warmes Wasser, Enten und Schlammschnecken vorhanden sind, tauchen gelegentlich Zerkarien auf."

Schnell machte das Thema die Runde bei Facebook. "Da geh ich lieber ins Freibad", schrieb eine Nutzerin. "Oder einfach nicht mehr ins Wasser", eine andere. Dem Vernehmen nach sind zwar verhältnismäßig wenige Menschen am Wochenende am Weiher gesichtet worden, was auch dem Wetter geschuldet war. Einige Wagemutige aber stiegen trotz allem ganz ohne Beschwerden aus dem Wasser. Andere stellten abends deutliche Hautrötungen fest - aber auch sogleich den Grund: deutlicher Mangel an aufgetragener Sonnencreme. Sandro Wein jedenfalls, Besitzer des Kiosks am Pullinger Weiher, ärgert sich: "Wir haben deutliche Umsatzeinbußen." Zusperren wollte er aber nicht, es sei ja kein Schwimmverbot erlassen worden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, dem rät Lorenz Weigl: "Die Badekleidung schnell wechseln und den Körper gründlich mit einem Handtuch abreiben." Zeigt sich trotzdem ein Ausschlag, helfe eine kühlende Hautlotion und zur Not Cortison. Er sieht die Angelegenheit gelassen, ähnlich einem Abend im Biergarten mit unliebsamen Stechmücken. Auch auf Facebook reagieren viele Weihergänger unaufgeregt, man könne ja im tiefen Wasser schwimmen, heißt es. Und was den Kioskbetreiber ärgert, freut einen Gast: "So is' wenigstens die Schlange am Eis nimmer so lang."

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