Engpass:So schlimm wie nie zuvor

In den Neufahrner Kindergärten ist das Angebot zu gering. Dreijährige bleiben deshalb in der Krippe, die wiederum Eltern absagen muss, die ihren Nachwuchs dort unterbringen wollen. Mehr Platz ist erst im Oktober in Sicht

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Noch immer stehen 37 Namen auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz im Herbst, und das führt nun zusätzlich zu einem Mangel an Krippenplätzen: Krippen behalten Dreijährige, die eigentlich in den Kindergarten wechseln sollten, länger, und damit werden weniger Plätze frei als erwartet. "Inzwischen gehen die ersten Absagen raus", sagte Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD) in der jüngsten Gemeinderatssitzung: "Das Problem wird einfach nach hinten verschoben - inzwischen ist es ein ganzer Rattenschwanz an Problemen." Alles in allem sei die Situation heuer "so verfahren, wie es ich noch nie erlebt habe".

Unterdessen sucht die Diakonie, die drei Kitas in Neufahrn und Mintraching betreibt, weiter nach Personal für die Eröffnung einer weiteren Gruppe, doch der Markt ist nahezu leergefegt. Laut Wilfried Gast von der Rathausverwaltung gibt es inzwischen Bewerbungen, die geprüft werden. "Die Diakonie tut ihr Bestes", versicherte er. Die Gemeinde will zumindest die räumlichen Voraussetzungen für die Eröffnung einer weiteren Gruppe schaffen. Nach einigen Diskussionen hat der Gemeinderat letztlich einstimmig beschlossen, die Containeranlage des Diakonie-Kindergartens am Keltenweg für 100 000 Euro zu erweitern. Bis September wird der Anbau allerdings nicht ganz fertig sein. "Wir reden von Ende Oktober", stellte Kindergartenreferent Josef Eschlwech (Freie Wähler) klar: "Wie können wir die Zwischenzeit überbrücken?" Eine vorübergehende Unterbringung in einem Feuerwehrgebäude ist eher "unrealistisch", wurde auf Anfrage von Markus Funke (FDP) gesagt. Räume im Ganztagstrakt der Grundschule könnten dagegen genutzt werden. Das wäre sogar ein ganzes Schuljahr lang möglich gewesen, hieß es in der Sitzung. Allerdings war die Diakonie offenbar nicht bereit, das Personal dafür außerhalb der eigentlichen Kitas einzusetzen. Dafür gebe es durchaus fachliche Gründe, verteidigte Wilfried Gast von der Verwaltung die Haltung der Diakonie, und Personal für eine solche Lösung zu finden, sei erst recht "schwer bis unmöglich". Ob eine Außengruppe zumindest bis Oktober möglich wäre, muss noch geklärt werden.

Die Sitzung wurde von einigen Eltern verfolgt. Eine Mutter berichtete, dass bei der katholischen Kirche noch 29 Kindergartenplätze frei seien - eine Zahl, die Gast weder bestätigen noch dementieren konnte. Die Kirche betreibt drei Kindergärten in Neufahrn und Massenhausen. Auch mit ihr müsse man reden, forderten mehrere Gemeinderäte. Schließlich würden die kirchlichen Einrichtungen mit Zuschüssen und Defizitausgleichen unterstützt, so Thomas Seidenberger (Freie Wähler), nun müsse die Kirche "uns auch entgegenkommen". Man müsse Lösungen "in verschiedenste Richtungen verfolgen", forderte Christa Kürzinger (CSU): "Wir versteifen uns auf die Diakonie". Eventuell müsse doch die Gemeinde selbst wieder "was auf die Füße stellen". Kürzinger kritisierte damit die vor Jahren getroffene Entscheidung, Kitas nicht mehr selbst zu betreiben, sondern an andere Träger abzugeben. Offenbar hatte sich vor kurzem eine Erzieherin gemeldet, die aber ausdrücklich nur für die Gemeinde arbeiten wollte. Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) versicherte, die Gemeinde wolle weiter alles tun, um das Problem der fehlenden Kindergartenplätze in den Griff zu bekommen. Man habe "viele Fühler ausgestreckt", führe viele Gespräche und greife alle Anregungen auf. Der Container-Anbau sei dabei "nur eine Schraubstelle, an der wir aktiv werden können."

Zugleich deutete der Rathauschef an, dass dies wichtig sein könnte, falls Eltern ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz beim Landratsamt einklagen wollen. Dann würde überprüft, ob die Gemeinde alles versucht habe. Die Erweiterung der Container-Anlage am Keltenweg wäre da "ein Schritt". Auch diese Räume sind aber nur eine Übergangslösung. Wenn der neue Kindergarten Am Sportplatz im Sommer 2019 fertig ist, soll der Betrieb des Containerkindergartens dorthin verlagert werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: