Enger verbandeln:Freundschaft nach dem Brexit

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40 Jahre nach den ersten Kontakten will Moosburg die Partnerschaft mit dem englischen Ort Sawbridgeworth nun offiziell besiegeln. Mit Bürgermeister David Royle tauscht sich Erwin Weber schon via Facebook aus

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Plan klang ganz gut: Drei kleine Städte, alle in etwa eine halbe Autostunde von einer großen Metropole - München, Paris und London - entfernt und mit einer vergleichbaren Einwohnerzahl, gehen miteinander eine Dreier-Partnerschaft ein. Doch dieses Vorhaben aus dem Jahr 1973 ist bislang nur zum Teil in die Tat umgesetzt worden. Die Stadt Moosburg ging eine Partnerschaft mit dem französischen Bry sur Marne ein, das wiederum zur Partnerstadt des englischen Ortes Sawbridgeworth wurde. Nur zwischen den Deutschen und den Engländern entstand trotz anfänglicher Kontakte nie etwas Dauerhaftes. Das könnte sich jetzt ändern, meint Moosburgs Partnerschaftsreferent Erwin Weber, der die Beziehungen zu Sawbridgeworth zuletzt wiederbelebt hat.

Das Partnerschaftsprojekt "scheint mit einer Verzögerung von gut 40 Jahren zu einem erfolgreichen Ende gebracht werden zu können", zeigt Weber sich optimistisch. Nachdem die intensiven Beziehungen zwischen Moosburg und Bry bereits jetzt "durch die Beteiligung und das Engagement von vielen Personen in gemeinsamen Musikprojekten, Sportwettkämpfen und Ausstellungen getragen" würden, strebt er nun auch eine offizielle Partnerschaft mit Sawbridgeworth an.

Die Engländer weilten vergangenes Jahr in Moosburg, im vergangenen Oktober reiste eine 16-köpfige Delegation aus der Dreirosenstadt auf die Insel. Auf dem Programm standen ein Empfang im Rathaus, ein gemeinsamer Ausflug ins nahe Cambridge und ein Abend im Gemeindesaal von Sawbridgeworth, wo Vertreter beider Kommunen ihren Wunsch nach weiterer Annäherung äußerten. "Bürgermeister David Royle bekundete sein Interesse, diese Kontakte in Form einer offiziellen Städtepartnerschaft zwischen beiden Orten zu vertiefen", berichtet Weber, der ihm dabei versicherte, dieses Vorhaben nach Kräften zu unterstützen. Im Sinne der Völkerverständigung und besonders nachdem sich eine Mehrheit der Engländer für den Brexit entschieden habe, sei es von Wichtigkeit, die Kräfte zu unterstützten, die sich Europa und speziell Deutschland gegenüber interessiert zeigen. Dieses Interesse sei bei allen englischen Familien, die sich am Austauschprojekt beteiligt hatten, in großem Umfang vorhanden.

Doch das war nicht immer so. Dass die Partnerschaft nicht schon vor 40 Jahren zustande kam, "lag wohl am Desinteresse der Vertreter aus Moosburg", vermutet der Partnerschaftsreferent. Auch die weite Entfernung habe da wohl eine gewisse Rolle gespielt. Mit dem Bus nach Bry zu fahren, sei kein Problem, aber "eine Busfahrt nach Sawbridgeworth ist wohl an einem Tag nicht möglich. Fliegen war damals unvergleichbar teurer. Daher fehlte die Bereitschaft". Diese ist mittlerweile wohl auf beiden Seiten vorhanden. Nach dem Besuch der Moosburger Delegation ist bei Bürgermeisterin Anita Meinelt ein Antrag ihres Amtskollegen David Royle eingegangen - "mit dem Ziel, die Städtepartnerschaft zu manifestieren und sie auf rechtliche Füße zu stellen", sagt Weber. Auch Anita Meinelt habe ihm in einem Gespräch ihr Interesse am Zustandekommen dieser Partnerschaft signalisiert. Für das Jahr 2018 habe sie dafür entsprechende finanzielle Mittel in Aussicht gestellt.

Dass die Verbindungen bis dahin abbrechen könnten, ist nicht zu befürchten. Weber steht nach eigener Auskunft in regelmäßigem Kontakt zu David Royle und tauscht sich mit ihm über Facebook und E-Mails aus. Royle war schon dreimal in Moosburg, Weber wiederum besuchte ihn vergangenes Jahr in Sawbridgeworth. Auch zu Royles Vorgänger Eric Buckmaster - die Gemeinderäte in England wählen jedes Jahr aus ihren Reihen einen neuen Bürgermeister - pflegt Weber einen "sehr engen Kontakt, er war schon zweimal bei mir". Wenn die Partnerschaft dann einmal besiegelt ist, sollen sich die Menschen aus Moosburg und Sawbridgeworth "bei Besuchen in Familien oder im Schüleraustausch besser kennenlernen", meint Weber. So biete sich die Möglichkeit, etwas über "die Sprache, die Kultur und das englische Selbstverständnis" zu lernen. Dazu beitragen könnten auch "sportliche und kulturelle Gemeinschaftsveranstaltungen".

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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