Energie:Widerstand gegen Windräder

Bürgermeister Jakob Hartl kündigt bei der Bürgerversammlung in Nandlstadt an, die beiden von einer Projektgesellschaft geplanten Anlagen an der Gemeindegrenze zu Au verhindern zu wollen

Von Katharina Aurich, Nandlstadt

Mit einer Kampfansage an die beiden von einer Projektgesellschaft geplanten, 200 Meter hohen Windräder bei Großgründling an der Grenze zur Gemeinde Au, stimmte Bürgermeister Jakob Hartl seine etwa 50 Zuhörer während der Bürgerversammlung auf das neue Jahr ein. Die Gemeinde hatte vergeblich gegen das Projekt geklagt, für das es bereits eine genehmigte Bauvoranfrage gibt. Er werde die Errichtung dieser "Monsteranlage" nicht befürworten und dem Gemeinderat vorschlagen, alle Rechtsmittel auszuschöpfen, um die Windräder zu verhindern. Der Markt Au habe bereits massiven Widerstand angemeldet, da die Anlage für die Gegend viel zu groß sei und die Landschaft dominieren würde, betonte Hartl.

Abgesehen von den geplanten Windrädern hatte der Bürgermeister viel Positives aus der Gemeinde zu berichten: Nandlstadt sei ein begehrter Wohnort, der seinen Bürgern ein Hallenbad, eine neue Turnhalle sowie im Sommer ein idyllisches Waldbad biete. Obwohl das Hallenbad jährlich ein Defizit von rund 100 000 Euro beschere, werde es bestehen "solange wir uns das leisten können", betonte Hartl, damit möglichst alle Kinder wohnortnah schwimmen lernen und Familien das Bad am Wochenende nutzen könnten.

Die Kinderbetreuungsangebote würden ständig ausgebaut und die Gemeinde mit ihren 5300 Einwohnern leiste sich sogar eine Volkshochschule, zählte Hartl weiter auf. Trotz all dieser Angebote verfügt die Kommune ihm zufolge über 4,3 Millionen Rücklagen, muss aber 1,4 Millionen Euro Kredite abbezahlen, die sie für den Bau der Turnhalle aufgenommen hatte. Der Markt Nandlstadt werde Mitte 2018 seine Wasserversorgung an den Wasserzweckverband Baumgartner Gruppe abgeben, der jetzt schon einen Teil der Nandlstädter versorge. Für den Verband sei die Vergrößerung wirtschaftlich sinnvoll und Nandlstadt spare dadurch Personal. Entlassen werde aber niemand, versicherte Hartl.

99 Mitarbeiter beschäftige die Kommune und sei damit größter Arbeitgeber im Ort. 2000 Menschen pendelten alltäglich aus Nandlstadt zu ihren Arbeitsplätzen. Die gute Beschäftigungslage beschere der Kommune wachsende Einnahmen aus der Einkommenssteuer, auch die Gewerbesteuer falle 2017 mit knapp 800 000 Euro deutlich höher aus, als geplant.

Positives hatte Hartl auch vom Breitbandausbau zu berichten, der voranschreite, allerdings nicht so schnell, wie sich die Gemeinde das wünsche, da die Tiefbauunternehmen ausgebucht seien. In Sachen Straßenausbaubeitragssatzung hat die Gemeinde Nandlstadt, die die Satzung zusammen mit Freising als letzte Kommune im Landkreis einführte, eine klare Haltung. Er halte die Satzung für ungerecht und in Nandlstadt sei noch kein Grundstücksbesitzer deshalb zur Kasse gebeten worden, sondern lediglich für den Bau von Gehwegen, berichtete Hartl.

Im Markt Nandlstadt sind neben den deutschen Einwohnern 760 Menschen aus 62 Nationen gemeldet. Die größte Gruppe sind Rumänen (131), die zweitgrößte türkische Mitbürger (101). Außerdem leben in der Gemeinde Ungarn, Kroaten, Polen, Österreicher, Bulgaren, Nigerianer, Syrer, Italiener und Kosovaren, berichtete der Bürgermeister. 73 Flüchtlinge hätten in Nandlstadt eine Heimat gefunden, sie lebten in fünf kleinen Häusern und einige von ihnen seien bereits anerkannt. Da sie aber keine Wohnung fänden, blieben sie in den Häusern, die das Landratsamt angemietet habe. Denn wenn sie dort ausziehen müssten, wären sie obdachlos und die Kommune zuständig, die Obdachlosenunterkunft sei aber voll belegt. Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in Nandlstadt sei friedlich, es gebe keine Probleme, stellte Hartl fest.

In der anschließenden Diskussionsrunde ging es um den Informationsfluss, nachdem das Gesundheitsamt kürzlich ein Abkochgebot für das Trinkwasser wegen einer verunreinigten Probe erlassen hatte. Es genüge nicht, nur über Internet oder Radio zu informieren, sondern man hätte mit Lautsprecherwagen durch die Straßen fahren müssen, um alle Bürger zu erreichen, kritisierten zwei Frauen. Bürgermeister Hartl empfand das Informationsangebot dem Anlass angemessen und ausreichend.

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