Einzelhandelskonzept für Freising:Kaufkraft binden

Der Marktauftritt vieler örtlicher Geschäfte lässt noch zu wünschen übrig. Defizite gibt es vor allem auf dem Bekleidungssektor

Kerstin Vogel

- Der Planungsausschuss hat am Mittwoch einmütig dem neuen Einzelhandelskonzept für die Stadt Freising zugestimmt. Festgelegt wird darin unter anderem eine "ortstypische Freisinger Sortimentsliste". Außerdem soll künftig klar hierarchisch differenziert werden zwischen dem zentralen Versorgungsbereich der Innenstadt, dem Nebenzentrum im Stadtteil Lerchenfeld und diversen Fachmarktstandorten, um die Entwicklung der Stadt entsprechend zu steuern. Empfohlen wird für die Innenstadt die Entwicklung des Angerbaderareals sowie ergänzend auch die Weiterentwicklung der Schlüterhallen als "attraktiver Handelsstandort in Freising".

Die Stadt Freising ist mit ihren mehr als 45 000 Einwohnern künftig als Oberzentrum der Region München eingestuft. Ihre Kaufkraft liegt dem von der Cima Beratungs + Management GmbH erarbeiteten Konzept zufolge "auf einem überdurchschnittlichen Level". Die planerische Herausforderung liegt für die Cima-Experten vor allem im "sinnvollen Umgang mit dem Wachstum". Verschiedene Befragungen von Kunden sowie von Haushalten in Freising haben ergeben, dass die Bürger der Stadt selber regelmäßig und mehrmals in der Woche in das Stadtzentrum kommen - überwiegend, um einzukaufen. Gleiches gilt für Besucher aus den Umlandgemeinden, für die allerdings andere Zwecke wie etwa Arztbesuche öfter eine Rolle spielen.

Geht es um Fragen der Qualität, so bewerten die Befragten aus dem Umland den Einkaufsstandort Freising generell etwas besser als die Einheimischen. Positiv eingestuft wurden dabei eher räumliche Kriterien wie kurzen Entfernungen, die zentrale Lage sowie das gute Lebensmittelangebot in Freising. Kritischer wurden der Cima zufolge das Angebot in der Branche Bekleidung, das Überangebot an Billigläden, die nicht kundenfreundlichen Öffnungszeiten sowie die Parkmöglichkeiten bewertet.

Gut erfüllt die Stadt offenbar ihre Funktion als Nahversorgungsstandort, so dass kaum Kaufkraft abfließt, wenn es um den kurzfristigen Bedarf geht. Beim mittelfristigen Bedarf spiegelt sich jedoch schon die "verschärfte Wettbewerbssituation mit München, Landshut und Erding wider", wie die Cima ermittelt hat. Geht es um den langfristigen Bedarf, wird die Kaufkraft hauptsächlich "auf der grünen Wiese" gebunden; in Baumärkten und Gartencentern. Beim langfristigen Bedarf an Haushaltswaren oder Elektroartikeln sind in Freising mit den Unternehmen Grimm und Saturn dagegen bereits zwei echte Magneten in der Innenstadt angesiedelt.

Festgestellt hat die Cima auch, dass aus den Umlandgemeinden sehr wohl Kaufkraft nach Freising fließt. Noch höhere Werte erreichen hier jedoch die Städte Landshut, Erding und Pfaffenhofen - und die Gemeinde Eching, was sich aus den Möbelhäusern dort erklärt. Als größter Konkurrent für den Freisinger Einzelhandel ist laut Cima jedoch die Münchner Innenstadt zu sehen: "Fehlende Marken und Konzepte bedingen einen zusätzlichen Kaufkraftverlust nach München." Im Vergleich mit ähnlichen Städten verfügt Freising zudem über eine unterdurchschnittliche Ausstattung mit Verkaufsflächen pro Einwohner - und der "Marktauftritt" vieler Freisinger Handelsbetriebe lässt nach Einschätzung der Cima etwas zu wünschen übrig, die Rede ist unter anderem von "teils veralteten Ladenlayouts und Warenpräsentationen" und einem "nur mehr bedingt wettbewerbsfähigen Zustand".

Aus all diesen Erkenntnissen hat die Cima zusammen mit dem städtischen Lenkungskreis nun eben die Sortimentsliste und die hierarchische Aufteilung in Innenstadt, Grundversorgung Lerchenfeld und Fachmarktzentren als Hauptinstrumente der künftigen Steuerung erarbeitet. Planungsreferent Anton Frankl (FSM) stellte im Ausschuss fest, die Stadt habe bei der Ansiedlung von Einzelhandel und Gewerbe bisher offenbar keine gravierenden Fehler gemacht. Die Freisinger allerdings müssten lernen, dass "Einkaufen auch in ihrer eigenen Stadt ein Erlebnis ist". Cima-Chef Christian Hörmann erklärte, dass die Aufstufung Freisings zum Oberzentrum im neuen Landesentwicklungsprogramm ein eindeutiger Handlungsauftrag sei, sich in der Region neu zu positionieren.

Dem neuen Innenstadtentwicklungskonzept muss abschließend auch noch der Freisinger Stadtrat zustimmen.

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