Viele Geschäfte in der sonst belebten Freisinger Innenstadt bleiben derzeit dunkel. Eigentlich würden sich viele Kundinnen und Kunden jetzt in den Läden mit den neuen Kollektionen für Frühling und Sommer eindecken. Wer sich in Lockdown-Zeiten etwas Neues kaufen will, greift auf das Internet zurück - oder bestellt direkt in den Geschäften. Julia Jöbges, Mitarbeiterin der Lingerie Hunkemöller, erzählt, dass das "Click & Collect"-System bisher gut funktioniere. So bekommen die örtlichen Geschäfte Unterstützung, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen können weiter beschäftigt werden.
Die Kunden können anrufen oder eine E-Mail schreiben und anschließend ihre Ware abholen - allerdings oft bei verkürzten Öffnungszeiten, das Personal ist teilweise in Kurzarbeit. Die Freisinger nutzen diese Einkaufsmöglichkeiten. Vor dem Geschäft bilde sich mitunter eine kleine Schlange von Menschen, die darauf warteten, ihre Bestellung abzuholen, erzählt Julia Jöbges. "Bis jetzt läuft es ganz gut, natürlich könnte es aber immer besser laufen." Auf jeden Fall kämen während des Lockdowns weniger Kundinnen.

Click and Collect in Freising:Kein richtiger Ersatz
Einzelhändler bewerten es positiv, dass man seit Montag bestellte Waren in den Läden abholen darf. So haben sie nun wieder Kontakt zum Kunden. An ihrer schwierigen Lage im Lockdown ändert das aber nicht viel.
Der Verkaufsraum ist mit rotem Klebeband abgesperrt
Ein paar Läden weiter befindet sich das Herrenmode-Geschäft Boniberger. An der Tür hängen auch einzelne Damenkleidungsstücke, die bedrohlich im Wind flattern. Die Tür steht offen, allerdings ist der Verkaufsraum mit einem roten Klebeband abgesperrt. Auch hier können Kunden und Kundinnen nicht stöbern, sich die Teile anschauen, anprobieren oder Stoffe anfassen. "Es kommen wenige Kunden und Kundinnen, wir können so gerade unsere Fixkosten decken, wenn wir aufhaben", sagt Inhaberin Susanne Boniberger. Bis vor ein paar Tagen standen vor dem Geschäft noch ein paar Kleiderständer, das aber darf die Inhaberin nun nicht mehr, es habe sich jemand beschwert. "Der Außenverkauf hätte unser Geschäft gerettet und in dieser schwierigen Situation geholfen", sagt sie kopfschüttelnd. Vor allem Stammkunden kämen vorbei, das sei die Haupteinnahmequelle derzeit. "Davon leben wir", sagt sie, "es sind alle in Kurzarbeit, aber wir entlassen niemanden."
Gerade kommt eine Kundin vorbei, sie hat ein paar Minuten zuvor angerufen, weil ihr ein Stück im Schaufenster gefallen hat. Das "Click & Collect"-System funktioniert in diesem Fall einfach und gut. Die Kunden können sowohl bar als auch mit EC-Karte zahlen, sie halten dabei Abstand und bekommen in einer Tüte die gekaufte Ware. Ein unkomplizierter Vorgang unter Auflagen und noch dazu ein kurzer Kontakt mit der Inhaberin. Die Kundin ist zufrieden: "Ich habe die Kleidung im Schaufenster gesehen und angerufen, den Laden darf man ja nicht betreten. Ich finde die Abholung toll, das ist wichtig für die Geschäfte. Ich würde lieber in den Laden gehen und ein bisschen schauen und stöbern, das ist leider verboten", sagt die Frau und schüttelt den Kopf. Gefunden hat sie aber trotzdem etwas.
Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, aber keinem muss gekündigt werden
Im Spielzeuggeschäft Hölzlkramer erzählt Inhaberin Monika Stanglmaier, dass die Kunden anriefen und die Spielwaren dann abholten oder sie entdeckten etwas im Schaufenster, das sie das dann mitnähmen. Auch für sie funktioniert das System gut. Zwar handele es sich nur um einen Bruchteil der sonst üblichen Einnahmen, aber es sei besser als nichts. Auch sie sagt: "Wir haben wegen der Lockdown-Einschränkungen geänderte und verkürzte Öffnungszeiten, und alle sind in Kurzarbeit, wie viele im Moment, aber keinem wird gekündigt." Was Stanglmaier besonders hervorhebt, ist die Interaktion mit den Leuten. "Das ist auch ein Grund, warum wir das machen. Wir versorgen unsere Kundinnen und Kunden mit Spielwaren. Der Kontakt macht gute Laune", erzählt sie und lacht. Einig sind sich die Ladenbesitzer, dass "Click & Collect" zwar kein Ersatz für die tägliche Beratung und die daraus entstehenden Gespräche mit den Kunden sei, ein kleiner Lichtblick sei es aber doch.