Süddeutsche Zeitung

Einwohner-Prognose für den Kreis Freising:Der Landkreis wächst und wird älter

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13 500 Einwohner mehr im Kreis Freising prognostiziert das Bayerische Landesamt für Statistik im Jahr 2038. Das Durchschnittsalter steigt von 41,3 auf 44,3 Jahre.

Von Thilo Schröder, Landkreis

Die Bevölkerung im Landkreis Freising wird in den kommenden Jahren stark wachsen, vor allem durch Zuzügler, und im Durchschnitt immer älter werden. Das geht aus einer Prognose des Bayerischen Landesamts für Statistik hervor. Danach werden 2038 im Landkreis bis zu 192 600 Menschen leben, 7,5 Prozent mehr als noch Ende 2018 (179 100).

Das Wachstum schlüsselt sich auf in eine steigende Geburtenrate (plus 1,8 Prozent) und Zuzüge (plus 5,8 Prozent). Den höchsten Anstieg verzeichnet die Gruppe der 60- bis 74-Jährigen, also jene Menschen, die kurz vor der Rente stehen oder bereits Rentner sind: Ihr Anteil lag 2018 bei 23 900, im Jahr 2038 soll er laut Prognose bei 34 300 liegen. Die Zahl der Menschen ab 65 Jahren steigt in diesem Zeitraum um 56,9 Prozent. Es wird also 2038 über die Hälfte mehr Rentner geben als heute. Unter den Jugendlichen ist der Anstieg dagegen moderat im einstelligen Prozentbereich. Der stärkste Anstieg wird in der Gruppe der Zehn- bis 15-Jährigen erwartet (plus 8,8 Prozent). Trotz aller Verschiebungen bilden den größten Anteil an der Bevölkerung aber weiter die 40- bis 59-Jährigen - etwas mehr als die Hälfte. Der Bevölkerungsanstieg von 7,5 Prozent in Freising ist laut Prognose im Oberbayern-Vergleich relativ stark, wobei Oberbayern wiederum doppelt so stark wächst wie der Freistaat insgesamt (acht gegenüber vier Prozent). Die stärksten Zuwächse im Bezirk werden im Nachbarlandkreis Dachau (plus 12,4 Prozent) erwartet, gefolgt von Ebersberg (plus 12,3 Prozent).

Die Unter-18-Jährigen werden mehr

Auffallend im Landkreis Freising: Während der Anteil der 18- bis 39-Jährigen laut Prognose bis 2038 um etwa sieben Prozent abnimmt, steigt der Anteil der Unter-18-Jährigen um rund vier Prozent. Das heißt im Umkehrschluss: In jüngerer Vergangenheit niedrige Geburtenzahlen spiegeln sich 2038 in weniger jungen Erwachsenen wider. Kinder und Jugendliche wird es wiederum in 2038 etwas mehr geben als heute, mutmaßlich bedingt durch höhere Geburtenzahlen und den Zuzug junger Familien.

Ein steigender Anteil älterer Menschen bei gleichzeitig erwartetem leichtem Anstieg jüngerer Menschen zeigt sich auch am erwarteten Durchschnittsalter: Das soll im Landkreis zwar von zuletzt 41,3 Jahren auf 44,3 Jahre steigen - und folgt damit dem allgemeinen Trend. Es wird aber gemäß Prognose weiterhin unter dem Oberbayern-Schnitt (steigt von 43 auf 44,7 Jahre), dem es sich jedoch stark annähert.

Ein Zuwachs bei Rentnern und Jugendlichen, also der nicht erwerbsfähigen Bevölkerung, bedeutet eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse gegenüber der arbeitenden Bevölkerung. Im Jahr 2038 kommen laut Prognose rund 72 nicht erwerbsfähige Menschen auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (20- bis 64-Jährige). 2018 waren es noch 55 Personen. Das heißt: Jeder 2038 arbeitende Mensch wird mehr nicht arbeitende mitversorgen müssen als ein heute Erwerbstätiger, bedingt durch den Strukturwandel.

Maßgeblich für das Wachstum ist die Zuwanderung

Insgesamt zeigt die Bevölkerungsprognose für den Landkreis Freising, wie auch für Gesamtbayern: Auch wenn die Geburtenzahlen derzeit leicht steigen, werden sie langfristig wieder zurückgehen und unter der Zahl der Sterbefälle bleiben, bedingt durch den steigenden Anteil älterer Bevölkerung. Dass der Freistaat momentan wächst, ist laut Prognose vor allem durch anhaltend hohe Wanderungsgewinne (mehr Zuzug als Abwanderung) zu erklären, insbesondere in zentral gelegenen Metropolen wie München und Landkreisen im Umland - und dort wiederum besonders in den Städten. In peripheren Gebieten mit wenig Zuzug und mehr Sterbefällen als Geburten wird hingegen mit einem Bevölkerungsrückgang gerechnet. Zuzug wird generell in erster Linie aus dem europäischen Ausland erwartet. Städte und Gemeinden werden also zunehmend internationaler.

Das Bayerische Landesamt für Statistik weist zum Abschluss seiner Prognose auf die begrenzte Aussagekraft derselben hin. Neben unvorhersehbaren Ereignissen wie Kriegen und Katastrophen "kann und wird auch politisches Handeln oder Nichthandeln einen Einfluss auf die zukünftige Bevölkerungsentwicklung haben".

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SZ vom 14.01.2020
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