Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung nicht gesichert:Eklatanter Mangel an Pädagogen

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Die Städte und Gemeinden im Landkreis Freising könnten genügend Plätze in den Kindertagesstätten anbieten. Doch es fehlt das Personal, das die Kleinen betreuen könnte.

Von Gudrun Regelein und Alexandra Vettori, Landkreis

Für Sabine Bosch kam die gute Nachricht zu spät. Die Mutter aus Neufahrn hat ihren Job gekündigt, weil sie bis zum Ende ihrer Kündigungsfrist am 14. April noch nicht wusste, ob ihr jüngstes Kind am 1. September einen Kindergartenplatz bekommen würde. Trotzdem hat es auch die Familie Bosch gefreut, dass die Gemeinde in letzter Sekunde die 57 Kinder unterbringen konnte, die kurz zuvor noch auf der Warteliste gestanden haben. Jedes angemeldete Kind, das bis 30. September 2015 geboren wurde, bekomme im Herbst einen Kindergartenplatz, gab Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) kürzlich bekannt.

Neufahrn ist nicht die einzige Gemeinde, in der Eltern bangen mussten. Meist liegt das aber nicht an fehlenden Plätzen, sondern am fehlenden Personal. So wird es auch in Freising Wartelisten geben, derzeit stehen 149 Kinder darauf. Allerdings seien viele Kinder mit Jahrgang 2015 und jünger vorgemerkt, die eigentlich noch nicht im Kindergartenalter seien, erklärt Christl Steinhart, Sprecherin der Stadt Freising. "Grundsätzlich erfolgt die Aufnahme in eine städtische Kindertagesstätte unter Berücksichtigung der Dringlichkeit", sagt sie. Aber auch die Älteren werden nicht alle einen Platz bekommen, derzeit stehen 83 ab einem Alter von drei Jahren auf der Liste.

Die Stadt Freising hat eigentlich 130 Krippen- und 860 Kindergartenplätze. Doch sie können nicht alle belegt werden, weil Pädagogen fehlen

Insgesamt 40 Kindertagesstätten in kommunaler und freier Trägerschaft gibt es in Freising, die Stadt ist Trägerin von 15 Einrichtungen mit 53 Gruppen für Kinder von einem bis zehn Jahren, der Neubau am Wettersteinring ist da schon mitgezählt. Die Stadt hat dann 130 Plätze in zehn Krippen- und 860 Plätze in 34 Kindergartengruppen. Belegt werden können die Plätze nicht alle, weil das pädagogische Personal fehlt. Mit dem Neubau der Kindertagesstätte am Wettersteinring könnten von Herbst an dort fünf Kindergarten- und drei Krippengruppen angeboten werden. Nach heutigem Stand werden sowohl im Kindergarten- wie im Krippenbereich je eine Gruppe nicht öffnen, "weil wir bislang kein Personal finden konnten", sagt Steinhart.

"Auch wir suchen immer Kräfte", sagt Doreen Feil, Geschäftsleiterin der Gemeinde Marzling. Derzeit werden für den Gemeindekindergarten drei Erzieherinnen gesucht, denn drei wurden fast gleichzeitig schwanger und bekamen wegen eines nicht vollständigen Immunschutzes ein Beschäftigungsverbot. Schon seit Längerem stelle die Gemeinde aus diesem Grund mehr Personal ein, als der Schlüssel erfordert. "Ganz einfach aus dem Grund, um in solchen Situationen reagieren zu können und nicht wegen Personalmangel eine Gruppe schließen zu müssen." 179 Kindergartenplätze und 36 Krippenplätze gibt es im Gemeindekindergarten. Angemeldet für das neue Kindergartenjahr haben sich 37 Kinder, 23 für den Kindergarten, 14 für die Krippe. Da es auch Anmeldungen aus Freising und Nachbargemeinden gibt, werden aber zumindest die Marzlinger Kinder einen Platz bekommen.

Es ist weiterhin unklar, ob in Eching jeder einen Kinderbetreuungsplatz bekommt, der ihn benötigt

Ob in der Gemeinde Eching alle Kinder unterkommen, dazu sagt das Rathaus offiziell noch nichts. Konkrete Aussagen dazu, betont die zuständige Sachgebietsleiterin Johanna Fütterer, werde es erst Mitte Mai geben. In Hallbergmoos ist man schon weiter, dort sind alle 411 Kindergartenplätze belegt, vier Dreijährige stehen noch auf der Warteliste. Sigrid Schwirtz, im Rathaus zuständig für die Kinderbetreuung, hat aber Hoffnung, "bis September gibt es sicher noch Wegzüge". Mehr Sorgen machen ihr die 30 Zweieinhalbjährigen, die bis September drei werden, 18 dürfen in ihren jetzigen Krippen bleiben, wo der Rest unterkommt, muss man abwarten.

Anton Erber, Pfarrer in Kranzberg, kann derweil aufatmen. Der Pfarrkindergarten Sankt Pantaleon hat nach langer Suche endlich eine Erzieherin gefunden. Jetzt bekommen alle angemeldeten Kinder einen Platz, lange war das nicht sicher. Schwieriger bleibt die Situation im Gemeindekindergarten Kleeblattl: Noch immer sei man auf der Suche nach zwei Erzieherinnen und ein bis zwei Kinderpflegerinnen, sagt Bürgermeister Hermann Hammerl. "Wir werden nun die Stellen noch einmal ausschreiben", sagt er. Wenn sich bis zum neuen Kindergartenjahr niemand findet, dann kann zumindest die Krippengruppe nicht öffnen.

In Moosburg wird es in den städtischen Kindergärten wohl Absagen geben müssen, sagt Aike Morgenstern, Sachgebietsleiter im Rathaus. Wie viele es sein werden, könne er derzeit noch nicht sagen. "Hauptproblem ist, dass nicht immer der Platz im Wunschkindergarten zugesagt werden kann", erklärt er. Nun suche man für die betroffenen Familien andere Einrichtungen.

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SZ vom 03.05.2018
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