Einheimischenmodell angedacht:Wohnen auf dem alten Übungsplatz

Freie Wähler wollen junge Familien in der Stadt halten und fordern Baugebiet in Untergartelshausen

Von Kerstin Vogel, Freising

Ein ohnehin seit Jahren überaus angespannter Wohnungsmarkt, ungebremster Zuzug in die boomende Flughafenregion und dazu die zunehmende Zahl von Flüchtlingen: Für die Freien Wähler in Freising heißt das, dass die Stadt in Sachen Wohnungsbau jetzt handeln muss. Dabei kann es nach Auffassung der Stadtratsfraktion und der Vereinsmitglieder aber nicht angehen, dass weiterhin ausschließlich auf Nachverdichtung und teuren Geschosswohnungsbau gesetzt wird. Stattdessen haben die FW-Politiker in einer sommerlichen Klausurtagung am Spitzingsee einen Antrag ausgearbeitet, mit dem sie die Umsetzung eines Wohngebietes "mit bezahlbaren Grundstücken" auf dem ehemaligen Standortübungsplatz bei Untergartelshausen fordern.

Tatsächlich wäre so eine Bebauung demnächst wohl denkbar, denn die Frist, die der Stadt bislang eine Nutzung des Geländes untersagt hat, läuft Ende November aus, wie die FW-Stadträte am Montag in einem Pressegespräch bestätigten. Die Stadt hatte das ehemalige Truppenübungsgelände vor zehn Jahren von der Bundeswehr erworben - unter der Bedingung, es für das nächste Jahrzehnt nicht zu verwerten; dafür aber für den sensationell günstigen Preis von einem Euro pro Quadratmeter. Nach Auffassung der Freien Wähler würde genau das der Stadt jetzt ermöglichen, auf dem Areal ein Konzept für "qualitätsvolles und bezahlbares Wohnen" umzusetzen - vielleicht sogar in Teilen in einem Einheimischenmodell. Dessen Zulässigkeit werde gerade auf EU-Ebene geprüft. Keinesfalls dürfte dieses Bauland im Norden der Stadt jedoch wieder "höchst gewinnbringend verkauft werden", so die Forderung der FW, die dabei das neue Wohngebiet Steinpark vor Augen haben: Dort, so ihre Argumentation, könne sich ein Normalverdiener kein Wohneigentum leisten.

Die Situation auf dem Immobilienmarkt dürfe junge Familien nicht länger ins Umland vertreiben, erklärte Stadtrat Benno Zierer die Vorstellungen seiner Wählervereinigung. Gleichzeitig dürfe die Stadt durch weitere Nachverdichtungen wie beispielsweise am Mainburger Berg nicht endgültig ihr Gesicht verlieren. Die Freien Wähler könnten sich auf dem 100 Hektar großen Gelände bei Untergartelshausen "Mehrfamilien, Einfamilien- und Doppelhäuser" vorstellen, für deren Umsetzung ein Ideenwettbewerb durchgeführt werden sollte. Auch Raum für Sporteinrichtungen wäre dort vorhanden - etwa für die seit Jahren unter Platznot leidende SG Eichenfeld. Natürlich dürfe nicht das gesamte Areal zugebaut werden, wegen der Größe des Geländes könnten auch die notwendigen Ausgleichsflächen gleich hier ausgewiesen werden.

Natürlich könnten die Freien Wähler dieses neue Wohngebiet nicht alleine durchsetzen, so Zierer: "Wenn aber den anderen Parteien ernst ist, was sie im Wahlkampf versprochen haben, dann muss man dieses Gebiet jetzt entwickeln." Frühere "Ausreden", wie etwa, dass die Rettungszeiten dort draußen nicht eingehalten werden könnten, dürften nicht gelten, sagte der Stadtrat weiter: "Wir brauchen einen Vorschlag der Verwaltung oder einen Beschluss des Stadtrats im Lauf des nächsten Jahres." Andere Entwicklungsmöglichkeiten habe die Stadt nicht.

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