Robert Prado-Diaz (Bayernpartei):Für einen unabhängigen Freistaat

Robert Prado-Diaz (Bayernpartei): Verteilen Flyer der Bayernpartei auf dem Plan in Moosburg: Matthias Schreiber (von links), Daniel See und Direktkandidat Robert Prado-Diaz.

Verteilen Flyer der Bayernpartei auf dem Plan in Moosburg: Matthias Schreiber (von links), Daniel See und Direktkandidat Robert Prado-Diaz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Robert Prado-Diaz von der Bayernpartei ist überzeugt davon: Ein unabhängiges Bayern funktioniert.

Von Gudrun Regelein, Moosburg

Die Frau mit den roten SPD-Fähnchen in der Hand kommt zielstrebig auf den Info-Stand der Bayernpartei zu. Der ist an diesem September-Samstag am Moosburger Wochenmarkt aufgebaut. Wissen wolle sie nichts, sagt sie. Nur Broschüren will sie mitnehmen. Eine konkrete Frage dagegen hat ein Passant, der mit Robert Prado-Diaz in ein Gespräch verwickelt ist. "Natürlich kann Bayern auch gut alleine", sagt Prado-Diaz, der Direktkandidat der Bayernpartei im Wahlkreis 214 für den Bundestag. Bayern sei größer als 19 andere EU-Staaten - und sei auch wirtschaftlich gesehen eines der stärksten Länder. Aus der EU wolle man deshalb aber nicht heraus, sagt er noch.

Das Thema der Eigenständigkeit Bayerns sei für die Bürger das wichtigste, dafür interessierten sich die meisten, sagt Prado-Diaz später. Er sei davon überzeugt, dass ein unabhängiges Bayern funktioniere. "Ganz klar ist das eines unserer wichtigsten Ziele", betont er. Aber die Bayernpartei habe auch andere Themen: die staatliche Mindestrente zur Bekämpfung der Altersarmut beispielsweise oder einen regional gestaffelten Mindestlohn. Wichtig sei, dass die bayerischen Interessen auf jeder politischen Ebene wahrgenommen würden.

Vor Kurzem seien in München Brandsätze in den Parteibus geschleudert worden, erzählt der Kandidat

Bisher sei das Feedback bei den Auftritten seiner Partei "sehr positiv", berichtet Prado-Diaz. "Gott sei Dank seid ihr wieder da: Das bekomme ich oft zu hören. Gerade von Rentnern und von Frauen." Aber offensichtlich stößt seine Partei dennoch nicht überall auf uneingeschränkte Zustimmung: Vor Kurzem seien in München Brandsätze in den Parteibus geschleudert worden; dieser sei total ausgebrannt, erzählt Robert Prado-Diaz. Wer das gewesen ist, wisse man noch nicht - die Polizei ermittelt.

Der 58-Jährige mit spanischen Wurzeln wurde in München geboren - direkt neben der Theresienwiese. Dort ist er auch aufgewachsen. Vor 35 Jahren zog er dann nach Pfaffenhofen, wegen einer Frau, seiner jetzigen Lebensgefährtin. Gelernt habe er Kaufmann, erzählt Prado-Diaz. Bis zu einem Autounfall vor fünf Jahren mit einem Geisterfahrer hat er in der Gegend des Starnberger Sees Post zugestellt. "Das hat mich geprägt, dort ist Bayern noch so, wie es sein sollte", sagt er. Seit dem Verkehrsunfall ist Prado-Diaz arbeitsunfähig, nur langsam bewegt er sich auf Krücken vorwärts. "Der Kopf funktioniert aber, da bin ich noch klar - ich kann mich voll in der Politik engagieren", betont er. In die Bayernpartei trat er 2014 ein, das sei die einzige Partei, die für ihn in Frage komme. Schließlich sei sie die einzige, die sich "um Bayern kümmert", um das Brauchtum, die traditionelle Lebensart. Seit 2015 ist er deren stellvertretender Kreisvorsitzender. Ob er Direktkandidat werde wolle, habe er sich lange überlegt. "Ich sehe es als Investition in die Zukunft in die vielen jungen Menschen, die sich bei uns engagieren. Ich möchte etwas für ein vernünftiges Bayern tun."

Prado-Diaz fühlt sich als bayerischer Patriot

Ob er sich als bayerischer Patriot fühle? "Natürlich, sonst wäre ich nicht in dieser Partei", antwortet Prado-Diaz. Auch wenn in seinem Garten keine Bayernfahne weht - das sei aber eher wegen seiner Hündin, die Angst vor dem Geräusch habe - und er nicht immer im Trachtenoutfit herumläuft. Bayerisch spricht er aber natürlich. In das rechte Eck möchte Prado-Diaz seine Partei nicht gestellt sehen: "Davon distanzieren wir uns ganz klar", betont er. "Wir grenzen uns deutlich von rechts ab. Wir vertreten eine liberale Politik, mit der AfD haben wir nichts zu tun." Die präsentiere mit der Parole "Ausländer raus" auch keine wirklichen Lösungen. Aber auch die CSU mit ihrer Obergrenze erzähle den "gleichen Schmarrn", wettert Prado-Diaz weiter. "Sollen dann ab einer bestimmten Grenze die Flüchtlinge wieder heimgehen und sich abschlachten lassen?" Wer Hilfe brauche und bereit sei, sich zu integrieren, sei willkommen. Überhaupt habe sich in den vergangenen zwölf Jahren auf der großen politischen Bühne nichts getan. "Die Unfähigkeit der großen Koalition regt mich auf", entrüstet er sich. Wieso, so fragt er, verdienten beispielsweise Frauen in gleichen Berufen und bei gleicher Leistung noch immer weniger als Männer? Auf lokaler Ebene, im Landkreis Freising, dagegen kann er sich vor allem darüber aufregen, dass dort überhaupt noch über die dritte Startbahn diskutiert werde. "Es gab einen Bürgerentscheid und an den sollte man sich halten."

Zwar sei der Wahlkampf mit den vielen Terminen stressig. Aber: "Es ist toll, dass ich mich präsentieren kann, dass ich unsere Partei den Menschen wieder näher bringen kann." Und das Ziel? "Fünf Prozent zu erreichen, ist unrealistisch", sagt Prado-Diaz. Ziel sei, bundesweit über 0,5 Prozent zu kommen, dann könne die Partei die Wahlkampfkostenerstattung in Anspruch nehmen. Und dieses Ziel sei durchaus machbar: In Bayern liege man laut den aktuellen Umfragen derzeit bei drei Prozent.

Dass er als Direktkandidat Erich Irlstorfer von der CSU nicht schlagen könne, sei ihm bewusst. Wenn aber drei Direktkandidaten seiner Partei ein Mandat holten, dann würde die Fünf-Prozent-Sperrklausel entfallen: Und dann könnte auch er es in den Bundestag schaffen. "Dann gehe ich nach Berlin."

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