Eine andere Perspektive:Nur kein Geschwafel

Engagierte Jugendliche fühlen den Direktkandidaten für die Landtagswahl in Videointerviews auf den Zahn. 2:18 Minuten lang wird gefragt und nachgehakt. Gezeigt werden die Clips Mitte September.

Von Tobias Weiskopf, Freising

Junge Menschen interessieren sich nicht für Politik. Schon gar nicht, wenn es um die Landtagswahl in Bayern geht. Viel zu altbacken seien die Themen und wildes Politikergeschwafel passe auch so gar nicht zu moderner Jugendsprache: Thesen, die man immer wieder hört. Doch das sehen einige Jugendliche des Kreisjungrings anders und haben die Direktkandidaten für die anstehende Wahl vor der Kamera zum Interview gebeten.

Die Idee: Fünf Kandidaten, fünf Drehorte und fünf knackige Fragen mit klaren Antworten - und dann nehmen die jungen Leute die Politiker noch so richtig in die Zange. Und das ganze anlässlich des Wahljahrs 2018 kurz und knapp in 2:18 Minuten. Eben kein Geschwafel, sondern das Wesentliche auf den Punkt gebracht. Die Locations haben die Kandidaten selbst ausgesucht, es sollte ein Ort sein, an dem sie gerne und viel Zeit verbringen. So hat sich Florian Herrmann (CSU) für den Domberg entschieden, dem SPD-Kandidaten Markus Grill diente die wunderschöne Kulisse des Ampertals, Johannes Becher (Grüne) entschied sich für den Moosburger Bahnhof, Jens Barschdorf suchte sich die Stoibermühle aus und Benno Zierer stellte sich zu Hause auf seinem Hof in Kleinbachern den kritischen Fragen. Einzige fixe Komponente war ein knalliges oranges Sofa, auf dem sich die Interview-Duos unterhielten.

Die Idee zum Videoprojekt ist den Jugendlichen nach der Bundestagswahl 2017 und der erfolgreichen Diskussionsrunde im Jugendzentrum gekommen. Sie haben sich gefragt, wie sie noch mehr Jugendliche für Politik begeistern können und dann den Arbeitskreis Politik ins Leben gerufen. Bei der Vorbereitung der Aktionen zur Landtagswahl war ihnen wichtig, mit einem Multimediaprojekt die Politiker von einem neuen Blickwinkel aus den Wählern zugänglich zu machen. Wenn man an die Sets blickt, ist das den Jugendlichen auch gelungen. Es wird viel gelacht, der ein oder andere Witz gemacht und alle Kandidaten auf dem Sofa geduzt. Das schafft Nähe und baut die Distanz zu den Politikern ab.

Wie bei großen Filmdrehs kommt es natürlich zu Pannen, sogenannten Outtakes. Dann wird über die Versprecher und Malheurs gelacht und alles auf Anfang gestellt. Neuer Versuch - der klappt dann meistens. Bei all den witzigen Situationen kam schnell die Idee auf, mit den Direktkandidaten auch noch kurze, humorvolle Takes zu drehen. So ist FDP-Kandidat Jens Barschdorf getreu des Parteimottos "Für ein frisches Bayern" baden gegangen und Benno Zierer brummte mit seinem Bulldog davon.

Zur Vorbereitung der Interviews hat sich der Arbeitskreis in regelmäßigen Treffen intensiv mit der Landespolitik auseinandergesetzt, Themenschwerpunkte erarbeitet und mit Unterstützung der Freisinger SZ knackige Fragen entwickelt. Es ging um regional bedeutsame Themen wie die dritte Startbahn, die prekäre Wohnungssituation, speziell für junge Menschen, die zu Hause ausziehen wollen, um das umstrittene Polizeiaufgabengesetz, aber auch um die Legalisierung von Hanf als Genussmittel, die Herausforderungen der Digitalisierung und den Umweltschutz.

Für die technische Umsetzung haben die jungen Leute professionelle Unterstützung von den Film-und-Fernsehen-Studentinnen Alina-Viviana Crocamo und Laura Köhler der Macromedia-Hochschule bekommen. So konnte nicht nur mit hochwertigem Equipment, sondern auch dank der erfahrenen Filmemacherinnen tolle Szenen gedreht werden. Aufgrund des hohen Aufwands musste sich das Team im Vorfeld auf die wichtigsten Direktkandidaten beschränken und es wurden die Politiker der Parteien mit einer realistischen Chance auf den Landtag ausgewählt. Bernhard Kranich, Kandidat der AfD, hat nach mehrmaligem Nachhaken abgesagt.

Die Videos erscheinen Mitte September zeitgleich mit Kandidatenporträts in der Zeitung auf dem YouTube-Kanal des Kreisjugendrings. Ein QR-Code und Kurzlink in der Printausgabe führen direkt zu den Clips. Eindrücke von den Drehs gibt es auf dem Instagram-Account der SZ Freising (@szfreising).

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