"Ein lehrreiches Hobby":Schätze aus der Wundertüte

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Franz Thalhammer sammelt mit Begeisterung Briefmarken. Eine besondere Beziehung hat er zu Marken mit besonderen Stempeln, durch die man den Weg der Briefmarke genau nachvollziehen kann. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Philatelisten- und Numismatiker-Club in Freising feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Der Vorsitzende Franz Thalhammer sammelt Briefmarken, seitdem er 14 ist und begeistert sich auch mit 71 noch dafür

Interview Von Verena Bracher, Freising

Franz Thalhammer ist als begeisterter Briefmarksammler seit Jahren Mitglied des Philatelisten- und Numismatiker-Clubs Freising. Mit anderen Sammlern trifft sich der 71-Jährige jeden Monat im Lokal "Am Kiesweiher". Dieses Jahr feierte der Verein sein 90-Jähriges Bestehen.

SZ: Herr Thalhammer, wie sind Sie dazu gekommen, Briefmarken zu sammeln?

Thalhammer: Da war ich 14 Jahre alt, damals hat fast jeder Bub in einem kleinen Buch Briefmarken gesammelt. In meiner Lehrzeit habe ich in der Zeitung von einem Tauschclub erfahren, also bin ich mit dem Rad die fünf Kilometer nach Freising reingefahren. Die älteren Sammler dort haben mir dann Ratschläge gegeben.

Wie sieht der Briefmarkenmarkt denn heute aus?

Heutzutage gibt es einen großen Markt für Briefmarken, man kann sie kiloweise kaufen und Marken aus der ganzen Welt sammeln. Es gibt sie bei der Post oder bei entsprechenden Händlern. Oder bei Auktionen, da gibt es alles Mögliche, entweder eine ganze Kiste voll oder Einzelstücke. Wenn man eine große Sammlung kauft, setzt man sich danach zuhause hin und sortiert die Marken auseinander. Da sitzt man teilweise Stunden und hofft ein besseres Stück zu finden. Das hat eine gewisse "Wundertütenmentalität".

Sind gestempelte oder postfrische Marken mehr wert?

Das kann man nicht sagen. Und auch eine 100 Jahre alte Marke ist nicht unbedingt viel wert. Früher nannte man die Briefmarke "die Aktie des kleinen Mannes". Damals habe ich das ganze Lehrgehalt eines Monats für ein Markenset ausgegeben, das waren 65 Mark. Das würde ich heute aber nicht mehr dafür bekommen. Es gibt Kataloge mit einem Verzeichnis aller europäischen Briefmarken, sozusagen die Bibel des Briefmarkensammlers. Wenn da ein Katalogpreis von 100 Euro steht, gibt der Händler einem vielleicht zehn Euro dafür. Natürlich gibt es Ausnahmen, wie zum Beispiel den bayerischen schwarzen Einser, in den kann man anlegen.

Gibt es Briefmarken in ihrer Sammlung, die eine besondere Bedeutung haben?

Ja, das sind aber oft billigere. Ich habe eine Beziehung zu Marken mit besonderen Stempeln, durch die man den Weg der Briefmarke genau nachvollziehen kann. In einer Flohmarktkiste habe ich mal eine Reihe von zehn zusammenhängenden Freimarken mit dem Bild der grünen Woche in Berlin gefunden. Sechs davon waren abgestempelt. Damit man die anderen vier nicht ablösen und wiederverwenden konnte, waren sie mit einem Stempel in Hamburg nachentwertet worden.

Was macht das Briefmarkensammeln auch heute noch attraktiv?

Man kann viel Spaß am Sammeln haben und muss keine großen Summen ausgeben. Es gibt viele Motivsammlungen, oder man sucht nach bestimmten Themen. Man könnte zum Beispiel eine Heimatsammlung anlegen, mit Briefmarken aus der Region. Leider ist die Jugend so gut wie nicht mehr dafür zu gewinnen. Obwohl es ein schönes und lehrreiches Hobby ist - ein Staat stellt sich schließlich mit seinen Briefmarken dar.

Sie sind seit vielen Jahren Mitglied des Philatelisten- und Numismatiker-Clubs Freising. Wie sieht das Vereinsleben aus?

1955 wurde festgelegt, dass wir uns immer am ersten Sonntag im Monat treffen und das wurde bis heute beibehalten. In der Regel sind um die 20 Leute da, die haben ihre Alben dabei, und es wird getauscht und nachgeschaut. Hin und wieder kommen Leute vorbei, die eine Briefmarkensammlung geerbt haben, und wollen sie schätzen lassen. Wir sagen ihnen, was Sache ist und sie können zu einem Auktionator oder Verkäufer gehen und schauen, wie viel der bietet. Wir haben auch Großtauschtage im Umkreis, zu denen man fahren kann. In der Luitpoldhalle veranstalten wir selbst jährlich einen. Da kommen Anbieter aus ganz Bayern und Österreich. Ich kenne Leute, die fahren jede Woche zu einem anderen Großtauschtag - das ist die Sammelleidenschaft.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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