Ein Land voller Widersprüche:Von der Ökonomie des Glücks

Die "7. Freisinger Tibet-Tage" sollen die kulturellen Seiten des Landes darstellen. Dazu gibt es Vorträge, eine Filmvorführung mit Ferl Schreyer und rituelle Tänze von acht Mönchen aus der Region Ladakh

Von Dennis Wenzl, Freising

Es komme nicht so häufig vor, dass eine Veranstaltung mit internationalem Thema in Freising stattfinde, sagt Andreas Printz , der Sprecher der Tibet-Initiative Freising-Moosburg. Meistens wähle man nämlich München als Austragungsort. Doch nach sieben Jahren sind die Freisinger Tibet-Tage schon eine feste Einrichtung in der Domstadt. Man müsse auf Tibet aufmerksam machen und breite Informationen liefern, um aus dem "engen Fokus Tibet" herauszugehen. Denn auch kulturell habe Tibet einiges zu bieten, sagt Printz.

Vergangenes Jahr war der Themenschwerpunkt auf das Verhältnis zu China ausgerichtet. Es sei bemerkenswert, wie immer mehr chinesische Intellektuelle, wie Ai Weiwei, Interesse an der Lage Tibets zeigten, so Printz. Doch dieses Jahr wäre das Motto vom Film "Die Ökonomie des Glücks", der am Dienstag, 24. November, um 19.30 im Kardinal-Döpfner zu sehen ist, inspiriert. In einer Welt, in der immer mehr nach quantitativem Wachstum gestrebt werde, sei das Streben nach Glück immer weniger relevant, erklärt der Sprecher der Tibet-Initiative. Er führt das Beispiel des kleinen Staates Bhutan an, in dem man den Begriff des Bruttosozialglücks eingeführt hat. Im Nachbarland von Tibet lege man mehr Wert auf Glück als auf materielles Wachstum. Im Gegensatz dazu leide Tibet sehr an der Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe durch China.

Am Samstag, 7. November, wird Printz zusammen mit Ferl Schreyer im Gebäude der Hochschulgemeinde Freising (HSG) in der Hohenbachernstraße 9 um 19.30 Uhr dazu einen Vortrag mit Bild- und Filmmaterial halten. Schreyer, der schon viele Reisen nach Tibet unternommen hat, konnte nachdem er lange keine Einreiseerlaubnis erhalten hatte, dieses Jahr Tibet wieder besuchen und hat einen Bericht zusammengestellt, indem er auch die Widersprüche zwischen dem Polizeistaat Tibet und der oberflächlichen Präsentation des Landes für Touristen aufzeigt. Zum Anlass des 80. Geburtstag des Dalai Lama im Juli spricht der Biograf Franz Binder. Er hat das geistige Oberhaupt der Tibeter jahrelang begleitet und schildert am Mittwoch, 11. November, um 19.30 Uhr seine persönliche Sicht auf den Dalai Lama. Diese Lesung findet ebenfalls in der HSG statt. Andreas Printz beschreibt die Lehren des Dalai Lama als pragmatisch. Es gehe um Liebe und Respekt, die man nicht nur im Alltag untereinander pflegen solle, sondern auch global. Vor allem in der heutigen Zeit, in der man in einer großen Flüchtlingskrise steckt, sei eine Politik der Angst, des Populismus und des Hasses nicht sinnvoll. Sowie die meisten Tibeter auf der Flucht problemlos und herzlich in Indien aufgenommen wurden, so solle man auch in Europa mehr Mitgefühl und Respekt für Flüchtlinge aufbringen.

Aus Indien kommt dieses Jahr auch das Highlight der Tibet-Tage. Acht Mönche aus der Region Ladakh führen am Mittwoch, 18. November, um 19.30 Uhr im St. Georgssaal rituelle Tänze auf. Dazu gibt es Erläuterungen und somit Einblick in die Tradition, Tracht und Religion des tibetischen Kulturraums. Diese Veranstaltung sei die einzige, die Eintritt koste, sagt Printz. Der Erlös gingen direkt in die ökologische und soziale Arbeit der Mönche. Sozial engagiert ist auch Christa Ludwig. Die Heilpraktikerin flog im April nach Nepal, um nach den schweren Erdbeben zu helfen. Sie beteiligte sich beim Wiederaufbau und leistete medizinische Ersthilfe. Sie spricht am Mittwoch, 4. November, um 19.30 Uhr in der HSG, über ihre Erfahrungen in Nepal. Für Andreas Printz verkörpert sie ein wichtiges Prinzip: "Man kann selbst was verändern". Dafür müsse man nicht ins Flugzeug steigen und in Nepal Steine schleppen, aber man könne diejenigen finanziell unterstützen, die sich vor Ort engagieren. Man müsse die "Synapsen der Möglichkeiten aufzeigen und sie verknüpfen", sagt Printz.

Besonders gespannt sei er auch auf die Kooperation mit dem Backhaus. Dabei werde das tibetische Fladenbrot aus "Tsampa" gemacht, gerösteter Gerste. Dazu treffe man sich am Samstag, 14. November, im Backhaus. Man erwarte um die 30 Besucher pro Veranstaltung, sagt Printz.

Die Freisinger Tibet-Tage finden von 4. bis 24. November statt. Weitere Informationen und Veranstaltungen unter www.tibet-freising.de.

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