Ein Hoch auf Ella Fitzgerald:Eine heiße Nacht

Die "Freysing Larks" und die Bigband des Camerloher-Gymnasiums lassen an zwei Gala-Abenden die legendäre Ella Fitzgerald hochleben

Von Verena Bracher, Freising

"Tauchen Sie ein in eine heiße Nacht voller Musik und Tanz." Mit diesen Worten hat Norbert Huber, Leiter des Gospelchors Freysing Larks, das Publikum auf das Konzert eingestimmt: Zum 100. Geburtstag der Jazz-Sängerin Ella Fitzgerald veranstaltete der Chor zusammen mit der Bigband des Camerloher Gymnasiums zwei Galakonzerte. Über einen roten Teppich betrat das Publikum die Aula der Schule, um dort an zwei Abenden Jazz-Rhythmen zu lauschen.

In glitzernden Kostümen eröffneten die Ragtag Dancer die Jazzrevue. Etwa 600 Gäste waren am Sonntagabend erschienen, einige postierten sich neben den vorderen Stuhlreihen, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben. Der 65-Stimmen starke Chor füllte bei "Puttin' on the Ritz" die ganze Breite der Bühne, die Sänger bewegten sich im Takt der Musik. Die Freisinger Musiker Yvo Fischer am Bass und Stephan Treutter am Schlagzeug begleiteten die Songs.

Ein Hoch auf Ella Fitzgerald: Mit ihren funkelnden Ballkleidern haben die Sängerinnen der "Freysing Larks" an das Publikum des "Savoy Ballroom" erinnert, ein New Yorker Tanzclub, der zwischen 1926 und 1958 Einfluss auf die Entwicklung der Jazzmusik genommen hat.

Mit ihren funkelnden Ballkleidern haben die Sängerinnen der "Freysing Larks" an das Publikum des "Savoy Ballroom" erinnert, ein New Yorker Tanzclub, der zwischen 1926 und 1958 Einfluss auf die Entwicklung der Jazzmusik genommen hat.

(Foto: Marco Einfeldt)

Nach jedem Auftritt wurden die Sänger der Freysing Larks selbst zum Publikum, sammelten sich an den Seiten der Bühne an Cocktailtischen, tranken Champagner und wippten zur Musik der Bigband mit. In rosafarbenes Licht getaucht und mit funkelnden Ballkleidern erinnerten sie an das Publikum des Savoy Ballroom, ein New Yorker Tanzclub, der zwischen 1926 und 1958 Einfluss auf die Entwicklung der Jazzmusik genommen hat. Auch Ella Fitzgerald war dort in ihren jungen Jahren zwischen rosa Mobiliar und verspiegelten Wänden aufgetreten. Immer wieder wurde das Glas auf "Unser Geburtstagskind Ella" erhoben und mit Anekdoten aus ihrem Leben und Schaffen ein Bild der großen Jazz-Künstlerin gezeichnet.

Ella Fitzgerald stammte aus ärmlichen Verhältnissen und träumte eigentlich davon, Tänzerin zu werden. Bei einem Talentwettbewerb überzeugte sie die Jury stattdessen mit ihrer starken Stimme und erlangte mit dem Kinderlied "A tisket, a tasket" Berühmtheit. 13 Grammys gewann sie insgesamt, erhielt einen Doktor-Titel und veröffentlichte über 200 Alben. Bekannt wurde die "First Lady of Song" für den sogenannten Scat-Gesang, einer Art musikalischen Improvisation der Stimme. In roter Abendrobe nahm die Sängerin Julia Schröter die Rolle der Ella Fitzgerald ein, imitierte in "How high the moon" ihren Scat-Gesang und verzauberte im Duo mit dem Klavier und "Over the rainbow".

Ein Hoch auf Ella Fitzgerald: Bravourös begleitet wurden sie an diesem Abend von der Bigband des Camerloher-Gymnasiums unter der Leitung von Günther Fendler, dem die Begeisterung für die Musik anzusehen war.

Bravourös begleitet wurden sie an diesem Abend von der Bigband des Camerloher-Gymnasiums unter der Leitung von Günther Fendler, dem die Begeisterung für die Musik anzusehen war.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Charmante Melodien und heiße Rhythmen" hatte Norbert Huber dem Publikum angekündigt und präsentierte ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Jazz-Standards. Brigitte Weithenauer, Susanne Fischer und viele starke Stimmen der Freysing Larks besangen die Liebe, das Leben und die Musik. Unter dem Dach zweier großer Regenschirme trugen Christiane Renning und Niall Palfreyman ein neckisches Duett vor. Mit Tapdance-Einlage und "Singing in the rain" erinnerten sie an Hollywood-Star Gene Kelly, der im gleichnamigen Musical liebestrunken durch den Regen tanzt. Im zweiten Teil des Konzertabends präsentierte die Showtanzgruppe Fly'n'-Dance einen dynamischen Boogie-Woogie.

Eine beeindruckende Leistung bot die Bigband des Camerloher Gymnasiums unter der Leitung von Gunther Fendler. Mal mit Hut, mal ohne, in weißem Hemd und Fliege begleiteten sie mit viel Einsatz die Freysing Larks. Mit "Boogie stop shuffle" präsentierten sie ihr ganzes Können. Fendler sah man die Begeisterung für den Jazz an, wenn er mit kraftvollen Armbewegungen und von einer zur anderen Seite springend die Band dirigierte. Auch ein wenig Klatsch und Tratsch hielt der Abend bereit: Von den Ehen von Ella Fitzgerald wurde beispielsweise erzählt, zwei oder drei an der Zahl. Und von ihrem legendären Konzert in Berlin, bei dem die Sängerin ihren Text vergaß und mehrere Minuten lang mit Scat-Gesang improvisierte.

1996 verstarb Ella Fitzgerald an den Folgen ihrer Diabetes-Erkrankung, nachdem sie bereits ihr Augenlicht und beide Unterschenkel verloren hatte. Ein Teil des Konzerterlöses wird deshalb an die Diabetiker-Selbsthilfegruppe Freising gespendet.

Im Foyer des Camerloher-Gymnasiums konnten die Gäste eine Kleinigkeit dazu beisteuern und bei einem Glas Wein und dem After-Show-Konzert von Julia Schröter, Yvo Fischer und Stephan Treutter noch ein bisschen verweilen.

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